Potsdam (agrar-PR) - Welchen Weg eine Kartoffel vom Feld bis auf den Teller
nimmt, was Kartoffeln so wertvoll macht und wieso es einen Zusammenhang
zwischen der Erhaltung alter Kartoffelsorten und biologischer Vielfalt
gibt, kann am kommenden Wochenende, 25. und 26. Juli, im
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin unter dem Wasserturm am
BIORAMA-Projekt ergründet werden. Am Sonnabend eröffnet Brandenburgs
Agrar- und Umweltstaatssekretär Dietmar Schulze die Schau: „Die
Kartoffel ist ein Geschenk der indianischen Hochkulturen an die
Menschheit. Obwohl sich der Brandenburger Kartoffelanbau inzwischen in
Richtung Nischenproduktion bewegt, gilt die Knolle immer noch als
Nationalspeise der Märker.“
Im Rahmen des regionalen Gemeinschaftsprojekts
„Kartoffel-Kultur“ hat im BIORAMA im Jahr der Biosphärenreservate eine
Ausstellung Premiere. Mit Frühkartoffeln aus diesjähriger Ernte wird
darüber hinaus die Neugier auf die umfangreiche Palette alter Sorten
geschürt und mit altem Handwerkszeug vor Augen geführt, wie mühsam der
Erwerb des täglichen Essens einst war. Was man mit Kartoffeln noch so
anstellen kann, zeigen Kinder beim Kartoffeldruck.
Zudem wird dafür geworben, alte Kartoffelsorten wie die „Odenwälder
Blaue“ oder „Rote Tannenzapfen“ aus den Genbanken wieder in die Gärten
und kleinen Äcker und natürlich auf die Teller zu bringen.
Seit einem knappen halben Jahr beschäftigen sich das
Biosphärenreservat und seine Projektpartner, der Verein zur Erhaltung
und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg (VERN e.V.), der
Kranichland e.V. aus Parlow, das BIORAMA-Projekt, die Naturwacht und
der Parlower „Gasthof am Speicher“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln
und Spezialisierungen heraus mit der gerade für Brandenburg so
bedeutenden Kulturpflanze und damit für den Erhalt von Artenvielfalt
auch bei Kulturpflanzen.
1990 erreichte die gesamtdeutsche Kartoffel-Fläche noch 548.403
Hektar, um sich bis ins Anbaujahr 2009 auf etwa 267.400 Hektar zu
reduzieren.
Weniger als ein Prozent der Ackerfläche in Brandenburg
Im Erntejahr 2006 betrug die Kartoffelanbaufläche in Brandenburg
noch 11.337 Hektar. Das waren gerade einmal 1,08 Prozent der gesamten
Ackerfläche (1.042.200 Hektar). In diesem Jahr werden in Brandenburg
nur auf 9.300 Hektar Kartoffeln angebaut (0,9 Prozent der Ackerfläche).
Aber auch die Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs in Deutschland
verdeutlicht die rückläufige Tendenz des Kartoffelanbaus. Während
1949/1950 noch 202 Kilogramm Frischkartoffeln verzehrt wurden, waren es
1969/1970 nur noch 90 Kilogramm. 1999/2000 halbierte sich dieser Wert
nochmals auf 41,6 Kilogramm. Der Anteil an Verarbeitungsprodukten wie
Püree, Puffer, Klöße, Chips und Kroketten nahm jedoch weiterhin zu.
Eine gegenläufige Entwicklung zeigt sich hingegen beim Vergleich der
Kartoffelerträge. Während um 1900 nur 120 Dezitonnen je Hektar geerntet
wurden, waren es 1950 mit 245 Dezitonnen je Hektar gut doppelt so viel
und erreichte im Jahre 2000 mit 433 Dezitonnen je Hektar einen
Spitzenwert.
Zentren des Kartoffelanbaus im Land sind der Fläming und die Prignitz.
Die Speisekartoffelproduktion hat sich in Brandenburg zu einem
Spezialzweig entwickelt, der schwerpunktmäßig in wenigen Betrieben
überlebt hat wo traditioneller Anbau mit Investitionen in
Produktionstechnik, Rodetechnik, Beregnung und Lagerung verbunden wurde
und sich neue Vermarktungsstrategien und Absatzwege erschließen ließen.
Aber auch für die verbliebenen Speisekartoffelproduzenten ist es
schwierig, die Rentabilität langjährig stabil zu sichern, da die
Preisschwankungen vor allem in Abhängigkeit vom witterungsbedingten
Angebot in Menge und Qualität von Jahr zu Jahr groß sind.
240.000 Euro für BIORAMA
2006 eröffnete die vom Agrar- und Umweltministerium geförderte
Aussichtsplattform des BIORAMAS auf dem einstigen Wasserturm von
Joachimsthal. Hier verbindet das von den Engländern Sarah Phillips und
Richard Hurding initiierte BIORAMA-Projekt Natur und Kunst. Zum Projekt
gehört neben der vom Ministerium mit 240.000 Euro geförderten
Aussichtsplattform beispielsweise eine Kunst-Villa, die Anwohnern und
Künstlern Raum für Ausstellungen, Begegnungen und künstlerische Arbeit
bietet, darunter oft Kunst-Projekte mit Bezug zum Biosphärenreservat
Schorfheide-Chorin.
Termin:
Sonnabend, 25. Juli
Zeit:
11.00 Uhr
Ort:
16247 Joachimsthal, unter dem Wasserturm beim BIORAMA-Projekt