Kiel (agrar-PR) -
Ernte 2009 in Schleswig-Holstein: Gute Mengen und gute Qualität, aber niedrige Preise trüben die Bilanz
In Schleswig-Holstein wird im Jahr 2009 eine
quantitativ und qualitativ gute Ernte erwartet. Diese Einschätzung
äußerten Landwirtschaftsminister Dr. Christian von Boetticher und
Landwirtschaftskammerpräsident Claus Heller heute (24. August) im
Rahmen einer gemeinsamen Erntepressekonferenz aus Anlass des Endes der
Mähdruschernte am vergangenen Wochenende.
Beide schränkten jedoch ein,
dass das Preisniveau bisher nicht zufrieden stellend sei.
Landwirtschaftsminister von Boetticher hob positiv hervor, dass
beispielsweise der Getreideertrag nur knapp unter dem Rekordwert des
Jahres 2001 liegen und damit die Spitzenstellung Schleswig-Holsteins im
Bundesvergleich betont werde. „Ursächlich dafür ist die Kombination von
guten Bodenqualitäten und insgesamt guten klimatischen Bedingungen
sowie die hervorragende Ausbildung, mit der die Betriebsleiter mit
einer zukunftsorientierten Produktionstechnik wirtschaften“, so der
Minister.
Landwirtschaftskammerpräsident Heller machte aber deutlich: „Wir
sind enttäuscht über die zu niedrigen Getreidepreise, die einen
historischen Tiefstand erreicht haben. Erschwerend kommt hinzu, dass
die Preise für Betriebsmittel zur Erstellung dieser Ernte geradezu
explodierten. Viele Betriebe leiden derzeit unter erheblichen
Schwierigkeiten und Liquiditätsengpässen. Trotz guter Erträge werden im
Ackerbau die Produktionskosten kaum gedeckt, viele Betriebe stehen
daher finanziell mit dem Rücken an der Wand.
Die Verwendung von
pflanzlicher Biomasse für energetische Zwecke kann auch deshalb einen
wichtigen Entlastungspfad für den Markt darstellen.“
Der Minister und der Landwirtschaftskammerpräsident erläuterten,
dass gegenüber dem Jahr 2008 die Getreideanbaufläche um ca. zehn
Prozent durch entsprechende Zuwächse bei Winterraps und Silomais
abgenommen habe. Die Erntemenge werde beim Getreide mit ca. 2,7
Millionen Tonnen erwartet, was einem Rückgang von acht Prozent
entspräche. Im Einzelnen wurde auf 190.000 Hektar Winterweizen
angebaut, Wintergerste auf 68.000 Hektar, Roggen auf 29.000 Hektar,
Sommergerste auf 7.000 Hektar, Hafer auf
6.400 Hektar und schließlich
Triticale auf 6.000 Hektar. Beim Winterweizen sei mit 95 Dezitonnen je
Hektar (dt/ha) der dritthöchste jemals in Schleswig-Holstein erreichte
Wert erzielt worden. Bei der Wintergerste lag dieser Wert mit 83 dt/ha
auf Vorjahresniveau, während mit 46 dt/ha das beste je erzielte
Ergebnis beim Winterraps verzeichnet wurde. Auch die erwartete
Rapsernte von 520.000 Tonnen wäre ein Rekordergebnis. Insgesamt wurde
auf 115.000 Hektar Winterraps angebaut, die Silomaisanbaufläche lag bei
147.000 Hektar. Dieses Plus um ca. zehn Prozent sei mit der guten
Verwertung in Biogasanlagen zu erklären.
Aufgrund der guten Qualität wurden sowohl Weizen als auch Roggen
überwiegend als Brotgetreide geerntet. Auch bei der als Braugerste
angebauten Sommergerste stimme nach dem schlechten Vorjahresergebnis
die Qualität 2009 wieder. Der Hafer weise dieses Jahr ebenfalls
hervorragende Qualitätsergebnisse auf. Auch erfreulich aus
Verbrauchersicht: Die Belastung des Weizens mit Schimmelpilzen ist zu
vernachlässigen,
im Roggen trat kein Mutterkorn auf.
Die Preissituation sei dennoch unbefriedigend. Stiegen zwischen den
Ernten 2007 und 2008 die Preise für Brotgetreide auf bis zu 26 Euro je
Dezitonne (dt), fielen sie schon vergangenes Jahr auf bis zu 18 Euro je
dt. Nun liege der Wert sogar bei nur noch maximal 12 Euro. Viele
Landwirte, die sich nicht bereits im Vorfeld über Vorkontrakte höhere
Preise gesichert hätten, würden daher ihren Weizen einlagern und auf
bessere Zeiten hoffen.
Hinsichtlich der Zuckerrüben (Anbaufläche: 7.000 Hektar) werde eine
sehr gute Ernte erwartet und aufgrund einer bei Schleswig geplanten
Biogasanlage zudem mit einer Ausweitung der Anbaufläche um wieder
ca.
1.500 Hektar im Jahr 2010 gerechnet.
Auch der Kartoffelertrag sei positiv, allerdings stimmten auch hier
die Erlöse nicht. Ähnlich gestalte sich die Situation beim Obst (Süß-
und Sauerkirschen, Pflaumen, Äpfel), während die Erdbeerernte zwar eher
unterdurchschnittlich gewesen sei, dafür aber mit guten Preisen
überzeugt habe.
Nach bisher drei quantitativ und qualitativ guten Schnitten auf dem
Grünland (ca. ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche in
Schleswig-Holstein) sei außerdem die Grundfutterversorgung für die
Rinder haltenden Betriebe gesichert.