Frankfurt (agrar-PR) -
WWF kritisiert Verzögerungsmanöver der Landwirtschaft bei Nachhaltigkeitszertifizierung Kaum sind die rechtlichen Grundlagen für die
Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien bei flüssiger Biomasse für den
Kraftstoff und Strombereich in Deutschland durchgefochten, versuchen
Landwirte und Industrieverbände diese zu schwächen, kritisiert die
Umweltschutzorganisation WWF heute. „Wir zweifeln ernsthaft daran, dass
die Landwirtschaft an einer nachhaltigen Zertifizierung ihrer
Agrarrohstoffe Interesse hat“, erklärt Martina Fleckenstein, Leiterin
Agrarpolitik des WWF Deutschland, angesichts eines Briefes von Verbänden
der Landwirtschaft- und Bioenergiebranche an verschieden Ministerien.
„Landwirtschaft und Industrie können sich beim Thema Nachhaltigkeit
nicht weiter herausreden.
Die Verbände sehen sich nicht in der Lage, bis Juli
2010 den rechtlich erforderlichen Nachweis zu erbringen, dass ihre Ernte
ökologische und soziale Belange berücksichtigt. Sie fordern einen
Aufschub bis zum 5. Dezember 2010. Zusätzlich solle auch die gesamte
Ernte des Jahres 2010 von der Nachweispflicht freigestellt werden. „Die
Forderung ist schlicht und ergreifend inakzeptabel und sendet die
falschen Signale an den Markt“, so Fleckenstein. „Die Einhaltung von
Umwelt- und Sozialkriterien bei der Produktion von Biomasse ist
überfällig und ist entscheidend für die Klimafreundlichkeit von
Bioenergie.“ Der Termin Juli 2010 sei zudem bereits lange bekannt, man
hätte rechtzeitig agieren können. „Wird die Nachhaltigkeit der
Bioenergie nicht gewährleistet, müssen wir die politische Förderung in
Frage stellen“, erklärt Martina Fleckenstein.
Das von Landwirtschafts- und Wirtschaftsvertretern
wie dem Mineralölwirtschaftsverband unterstützte Zertifizierungssystem
REDcert ist für den WWF kein glaubwürdiges Siegel, da darin weder der
Schutz der natürlichen Ressourcen noch soziale Belange berücksichtigt
würden. „Da wurde mit schneller Nadel ein einfaches System nach dem
Motto Nachhaltigkeit zum Nulltarif gestrickt, so Fleckenstein. „REDcert
vertritt ausschließlich die Interessen der beteiligten
Wirtschaftsverbände und ist lediglich ein grünes Mäntelchen zum
Nulltarif.“
Der WWF verweist darauf, dass seit Januar die
International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) anerkannt
ist und seit Februar 2010 sechs Stellen (u.a. TÜV Süd, SGS, GUTCert,
Control Union) die Zertifizierung für nachhaltige Biomasse ausführen
können.