24.06.2011 | 09:25:00 | ID: 9928 | Ressort: Landwirtschaft | Veranstaltungen

Milchproduktion zwischen Weltmarkt und Erzeugermacht

Bonn (agrar-PR) - „Über die aktuelle Preisverbesserung hinaus sind die Milcherzeuger vor allem darauf angewiesen, dass die Molkereien mittel- und langfristig durch eine gute Auszahlungsleistung überzeugen“.
Dies stellte der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Friedhelm Decker, vor den rund 80 Teilnehmern des RLV-Fachforum „Milchproduktion zwischen Weltmarkt und Erzeugermacht" am gestrigen Montag in Wesel fest.

Der Milchmarkt habe sich nach dem dramatischen Preissturz der Jahre 2008 und 2009 inzwischen wieder deutlich stabilisiert. Nach der spürbaren Erholung der Weltwirtschaft seien gerade vom Export entscheidende Impulse für die Nachfrage und damit für den Milchpreis ausgegangen. Zugleich aber, so der Präsident, belasteten exorbitant gestiegene Betriebsmittelpreise für Energie, Futtermittel oder Dünger die Betriebe. Auch deshalb bedürfe die Erholung der Erzeugerpreise der Verstetigung.

Große Dynamik herrscht aktuell an den Weltagrarmärkten. Dies berichtete Prof. Dr. Michael Schmitz, Direktor des Instituts für Agrarpolitik und Marktforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen. Auch langfristig bestünden nach seiner Einschätzung gute Aussichten am Markt insbesondere für Milchprodukte. Allerdings, so der Gießener Wissenschaftler, seien kurzfristige Einbrüche nicht auszuschließen. Die deutsche Milchwirtschaft sei jedoch von einer hohen Leistungsfähigkeit hinsichtlich Standorteigenschaften und Unternehmerfähigkeiten geprägt. Umso entscheidender sei ein innovations- und investitionsfreundliches Umfeld in der Wirtschaftspolitik, der angestrebte Abbau von Bürokratie und Wettbewerbsverzerrungen reiche allein nicht aus.

Dr. Theodor Seegers, Leiter der Abteilung Ländliche Entwicklung und Agrarmärkte im Bundeslandwirtschaftsministerium, gab einen Überblick über die Vorschläge der EU-Kommission zur Stärkung der Erzeugerinteressen. Einen Schwerpunkt bilde das Thema Vertragsgestaltung zwischen Milcherzeuger und Molkerei. Schriftliche Verträge seien in Deutschland etwas Selbstverständliches, auch bei den genossenschaftlich organisierten Molkereibetrieben sei dieses Kriterium über die schriftlich formulierte Satzung sowie die ergänzenden Lieferordnungen erfüllt. Die Bundesregierung wolle auch aus diesem Grund die bestehende Praxis der freien Vertragsgestaltung nicht antasten. Im übrigen aber biete der Kommissionsvorschlag Erzeugerorganisationen durch die Möglichkeit der stärkeren Angebotsbündelung die Chance auf eine größere Verhandlungsmacht, so Dr. Seegers.

Einen Blick über den Tellerrand nach Frankreich vermittelte Denis Ramspacher, Milcherzeuger aus dem Elsaß. Während in der Milchproduktion die durchschnittlichen Betriebs- und Bestandsgrößen denen in Deutschland ähnelten, sei in Frankreich - anders als hierzulande - die Verarbeitungsseite stark von Privatmolkereien geprägt. Unterschiedlich sei auch das System der Übertragung von Milchquoten, während sich die Erzeugerpreise inzwischen stark angenähert hätten. Großen Wert lege man im Nachbarland auf das Thema Absatzförderung und Kommunikation, die aus der Milchbranche heraus organisiert werde.

Auch RLV-Vizepräsident Wilhelm Neu wies darauf hin, dass das Spannungsfeld für eine nachhaltige und zukunftsfähige Milchproduktion nicht geringer werde. Die Landwirtschaft sehe sich einer zunehmenden Klima- und Tierschutzdebatte gegenüber. Gerade in Zeiten von Klimawandel und Energiewende sei jedoch eine effektive und ressourcenschonende Landwirtschaft wichtiger denn je. Es gelte daher, dem Verbraucher in nachvollziehbarer Weise die Klimaschutzleistungen der Landwirtschaft und den hohen Stellenwert des Themas Tierkomfort für die Milcherzeuger zu verdeutlichen, so der RLV-Vizepräsident. (rlv)
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