30.09.2009 | 00:00:00 | ID: 2820 | Ressort: Landwirtschaft | Veranstaltungen

Zum Erntedank 2009

Bonn (agrar-PR) - Als das Erntedankfest im Königreich Preußen 1773, also vor mehr als 200 Jahren erstmalig auf seinen festen Termin festgelegt wurde, waren reiche Ernten selten, hingegen Missernten mit Teuerungen und Hungersnöten keineswegs ungewöhnlich.

Eine gute Ernte galt als Glücksfall, für den Landwirt und Städter zutiefst dankbar waren. Heute leben wir in einer Zeit des Überflusses und globaler Märkte mit reich gedeckten Tischen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Ist Erntedank heute überhaupt noch zeitgemäß? Gut gefüllte Lebensmittelregale zu jeder Jahreszeit und hohe Lebensmittelqualität zu relativ geringen Preisen lassen allzu schnell Gleichgültigkeit für Erntedank aufkommen.

Dennoch ist die Berechtigung von Erntedank aktuell geblieben. Das gilt insbesondere für Landwirte. Denn der Erfolg ihrer Arbeit bleibt in hohem Maße von Natur und Wetter abhängig. Wer wochenlang auf wärmeres, sonnenreiches Wetter, danach auf Regen vielleicht gewartet hat und dann wieder um gutes Erntewetter zittern musste, sieht eine gute Ernte in einem anderen Licht. Für ihn gibt es Grund zur Dankbarkeit.

Trotzdem: In diesem Jahr wird etlichen Bauernfamilien Erntedank schwer fallen. Zwar konnten die Landwirte eine gute bis sehr gute Getreideernte einfahren - aber die Preisentwicklungen in fast allen Bereichen machen den Bauern schwer zu schaffen. Gegenwärtig geht auf den landwirtschaftlichen Betrieben wenig so richtig zusammen. Die erzielten Marktpreise bei Getreide, Obst, Gemüse oder Raps sind ein Alptraum. Bei den Milchbauern sieht es keinen Deut besser aus.

Insofern sollte das Erntedankfest Gelegenheit sein, um intensiv an den Wert der Lebensmittel an sich zu erinnern. In Deutschland werden Lebensmittel immer  noch über den Preis und weniger über die Qualität im Lebensmitteleinzelhandel ausgelobt. Dauerniedrigpreise und die Vernichtung der "Wertschöpfung" und damit letztlich der menschlichen Arbeit sind die Folge. Die Gesellschaft sollte Nahrungsmittel wieder als "Mittel zum Leben" betrachten und die Bereitschaft aufbringen "faire Preise" zu bezahlen. Aber auch der Lebensmitteleinzelhandel muss sich darüber im Klaren sein, dass seine Dauerniedrigpreispolitik und seine Geiz-ist-geil-Mentalität viele landwirtschaftliche Betriebe sowie vor- und nachgelagerte Stufen in ihrer Existenz bedroht.

Erntedank ist deshalb ein guter Tag, um der Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu rufen, wie wichtig der Erhalt der Landwirtschaft und der bäuerlichen Betriebe ist. Von der Zukunft der Landwirtschaft hängt mehr ab als die unverzichtbare, eigenständige Versorgung der Bevölkerung mit ausreichenden, qualitativ hochwertigen, bestens kontrollierten und dazu noch preiswerten Nahrungsmitteln. Denn vergessen wir nicht: Bauern erhalten und gestalten unsere Kulturlandschaft. Mehr noch: Sie sind das einzige und unverzichtbare Instrument dieser Aufgabe.

Darum brauchen wir eine ökonomisch betriebene Landwirtschaft, die durch umfassendes Wissen, Können und Handeln die Natur nachhaltig nützt und schützt. Dazu gehört aber auch die notwendige Akzeptanz für die Landwirtschaft in der Gesellschaft. Damit heißt Erntedank also auch, dafür einzutreten, dass der gesamte ländliche Raum in unserer Industriegesellschaft gleichwertig an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben und Zukunftsperspektiven entwickeln kann. Vor diesem Hintergrund ist auch im Jahr 2004 Erntedank zeitgemäß - trotz Existenzsorgen und Existenzverlusten gerade in der  Landwirtschaft. Trotz aller Schwierigkeiten: die meisten von uns haben allen Grund zum Danken. Sie haben alles, was sie zum Leben brauchen und um dass sie "Vater unser" immer wieder bitten.
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