16.08.2011 | 15:21:00 | ID: 10407 | Ressort: Landwirtschaft | Weinbau

25 Jahre Verwirrungstechnik in der Schweiz

Schweiz (agrar-PR) - Sexuallockstoffe statt Insektizide
1986 wurde in der Schweiz das erste Präparat zugelassen, um Schadinsekten mittels Verwirrungstechnik zu bekämpfen. Bei dieser Methode werden die Männchen durch Ausbringen hoher Mengen an Sexuallockstoffen daran gehindert, ihre Weibchen richtig zu orten. Gemäss der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW ist diese umweltfreundliche Bekämpfungsmethode auch nach einem Vierteljahrhundert wirksam. Heute werden rund 60% der Schweizer Reben und über 50% der Obstbaufläche mittels Verwirrungstechnik gegen die wichtigsten Insektenschädlinge geschützt. Mit diesem Flächenanteil ist die Schweiz weltweit führend.

Die Verwirrungstechnik basiert auf der grossflächigen Abgabe von weiblichen Sexuallockstoffen (=Pheromonen) in die Nutzpflanzen-Kultur. Die von Zerstäubern abgegebene Pheromon-Menge übersteigt dabei um ein Vielfaches jene Menge, die natürlicherweise von Insektenweibchen abgegeben wird. Die Männchen sind dadurch kaum mehr in der Lage, die Weibchen zu lokalisieren und zu begatten. Infolgedessen schlüpfen viel weniger Schadinsekten. Diese nachhaltige Bekämpfungsmethode wirkt artspezifisch und ist daher unbedenklich für die lokale Fauna und Flora.

Sexualpheromone statt Insektizide

Die Verwirrungstechnik stellt eine wirksame Alternative zur chemischen Bekämpfung dar. Sie wird insbesondere gegen die wichtigsten Schädlinge im Obst-, Reb- und Beerenbau eingesetzt. Im Obstbau bietet sie gemeinsam mit Virenpräparaten den einzig verlässlichen Schutz gegen resistente Apfelwickler. Im Rebbau hat sich ausserdem gezeigt, dass Anlagen mit Verwirrungstechnik meist weniger stark von Traubenwickler befallen sind als Parzellen, die mit herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln geschützt werden (siehe Grafik).

Westschweiz führend

Forschende von ACW haben substanziell dazu beigetragen, dass sich die Verwirrungstechnik in der Schweiz wie kaum in einem anderen Land durchgesetzt hat. Im Wallis und in der Waadt, den beiden grössten Rebbaugebieten unseres Landes, wird diese Technik heute praktisch auf der gesamten Anbaufläche eingesetzt. In der Deutschschweiz ist der Flächenanteil hingegen niedriger. Im Obstbau ist die Situation ähnlich, auch hier ist der Anteil an Plantagen mit Verwirrungstechnik im französischsprachigen Raum höher als im deutschsprachigen. Demzufolge ist die Westschweiz in diesem Bereich ein bisschen „grüner“ als die Deutschschweiz.

Zukunftsaussichten

Nach anfänglichen Kinderkrankheiten stehen den Produzenten heute zwei hochwertige Produktelinien zur Verfügung. Dennoch besteht Raum für kostengünstigere, leichter auszubringende oder biologisch abbaubare Pheromon-Dispenser. ACW bleibt auf alle Fälle am Ball, um auch nach 25 Jahren erfolgreichem Wirken die Verwirrungstechnik kontinuierlich weiter zu verbessern.
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Verwirrungstechnik (Foto: Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW)


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