11.05.2009 | 00:00:00 | ID: 503 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Minister Peter Hauk MdL: "Forschungsprogramm 'Wildvögel und Vogelgrippe' hat Kenntnisse über Verbreitung des Vogelgrippeerregers erheblich verbessert"

Stuttgart (agrar-PR) - Minister Hauk zieht positive Bilanz des Forschungsprogramms 'Wildvögel und Vogelgrippe'
Auch wenn seit drei Jahren keine neuen Fälle des hoch pathogenen Vogelgrippeerregers H5N1 in Baden-Württemberg nachgewiesen wurden, kann keine dauerhafte Entwarnung gegeben werden. Deshalb müssen Wildvogelbestände auch weiterhin beobachtet werden. Die vorliegenden Ergebnisse aus der Erforschung der Vogelgrippe in Baden-Württemberg sind wichtige Grundlagen bei der Beurteilung zukünftig auftretender Vogelgrippefälle und die Basis für angemessene Reaktionen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Montag (11. Mai) anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des Landesforschungsprogramms 'Wildvögel und Vogelgrippe' (WuV) in Stuttgart.

Bei den Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass auch scheinbar standorttreue Vogelarten weite Strecken überbrücken können. "Beispielsweise flog eine der beobachteten Stockenten innerhalb weniger Wochen vom Bodensee bis nach St. Petersburg und wieder zurück. Das zeigt, dass heimische Vögel auf ihren Reisen auch in Gebiete gelangen können, die von Vogelgrippe betroffen sind", erläuterte Hauk. Auch kleinräumige Wanderbewegungen, zum Beispiel ins Hinterland des Bodensees, seien immer wieder festgestellt worden.

Weiterhin seien die Kontaktbereiche zwischen Vogel und Mensch außerhalb des Bodensees untersucht worden. Hierbei beobachtete man Graugänse und Schwäne in Stuttgart, Wasser- und Kleinvögel in Mannheim und Heidelberg sowie Weitstreckenzieher wie Rot- und Schwarzmilane auf der Baar. Von zahlreichen Vögeln sind Proben auf das Vorkommen von Vogelgrippeviren oder Antikörpern untersucht worden. Dabei wurden bei Wasservögeln zwar keine hoch pathogenen, jedoch vereinzelt niedrig pathogene Erregerstämme der Vogelgrippe nachgewiesen.

Bei den Untersuchungen wurde für 427 im Land wild lebende Vogelarten abgeschätzt, wie sie bei einer Infektion reagieren und welche Gefahr sie für Menschen darstellen. Dies gilt auch für einen möglichen Kontakt zwischen Hauskatzen und Wildvögeln. Anhand der Untersuchungsergebnisse spielten Wasservögel eine größere Rolle im Infektionsgeschehen, während Greifvögel weniger bedeutsam seien, ebenso wie die potentiellen Brückenarten außerhalb von Gewässern. Dies sind Arten mit potenziell engem Kontakten zu Geflügelhaltungen und Menschen. Dazu gehören unter anderem Haus- und Feldsperlinge, Bachstelzen, Grün- und Buchfinke, Amseln, Singdrosseln oder Elstern.

"Untersuchungen belegen auch, dass sowohl Fische als auch wirbellose Tiere, wie die im Bodensee vorkommenden Dreikantmuscheln oder Wasserflöhe, Viren aufnehmen und abgegeben können und deshalb bei der Aufklärung möglicher Übertragungswege noch mehr Beachtung finden müssen", erklärte Minister Hauk.

Teilprojekte des WuV-Programms hätten zusätzlich ungeahnte positive Synergieeffekte ergeben. So könne die vom Landesgesundheitsamt erarbeitete Nachweismethodik für Influenzaviren in Oberflächengewässern als wichtige Basis für den Nachweis des Erregers der derzeit grassierenden 'Schweinegrippe' genutzt werden. Dies sei ein wertvoller Zeitvorsprung und zeige, dass Baden-Württemberg auch in diesen Bereichen ein Land der Spitzenforschung ist.

"Baden Württemberg ist mit der Bereitstellung ausreichender Finanzmittel zur Untersuchung der Vogelgrippe trotz angespannter Haushaltslage pragmatisch vorgegangen. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse bringen dem Land einen hohen Erkenntnisgewinn und belegen, dass sich diese Investition ausgezahlt hat", so der Minister. Die Aufklärung wesentlicher ornithologischer Fragestellungen und die Vernetzung vorhandenen Expertenwissens sei im Rahmen von WuV in hervorragender Weise gelungen. Dennoch sei das Wildvogelmonitoring auch weiterhin erforderlich. Zukünftig müssten auch andere mögliche Übertragungswege wie Tiertransporte, Tierhandel, Futtermittel sowie die Abwässer und Abfallprodukte von Geflügelbetrieben auf iIhre Relevanz bei der Übertragung der Vogelgrippe untersucht werden. "Die Untersuchung dieser Bereiche ist wichtig, übersteigt aber die Möglichkeiten und Zuständigkeiten des Landes. Hier sind der Bund und die EU für weitere Untersuchungen gefragt", betonte Hauk.

Zusatzinformation:

Das Forschungsprogramm wurde angesichts der H5N1-Ausbruchswelle im Frühjahr 2006 vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Damals war bei insgesamt 19 Wildvögeln im Land, überwiegend bei Wasservögeln am Bodensee, das hoch ansteckende H5N1 Asia (HPAI-H5N1)Virus nachgewiesen worden. Baden Württemberg ist das erste und bislang einzige Bundesland mit einem eigenständigen Vogelgrippe-Forschungsprogramm mit kompetenten Partnern aus landeseigenen Institutionen wie Universitäten, den Untersuchungsämtern der Veterinärverwaltung aber auch anderen Forschungseinrichtungen, Naturschutzverbänden und Ornithologen.

Für die Untersuchung der Wasservögel fand im November 2008 die umfassendste, landesweite Wasservogelzählung Baden-Württembergs statt. Mehrere hundert ehrenamtliche Mitarbeiter haben sich daran beteiligt und über 350.000 Wasservögel erfasst.

Weitere Informationen zum Forschungsprogramm 'Wildvögel und Vogelgrippe' Baden-Württemberg (WuV) sowie Kurzbeschreibungen der Forschungsprojekte mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie unter Icon www.mlr.baden-wuerttemberg.deund unter www.wuv-bw.de.

Informationen zur Kooperation mit dem trinationalen Vogelgrippe-Forschungsprojekt Constanze gibt es unter www.projekt-constanze.info
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