Wien (agrar-PR) - Was sind Nitroimidazole
Nitroimidazole sind synthetische Antibiotika, die
gegen verschiedene Bakterien, insbesondere anareobe und mikroaerobe
Arten, und Protozoen wirken.
Die bakterizide (abtötende) Wirkung
gegenüber Bakterien beruht vorrangig auf der DNA-Schädigung durch
reaktive Metaboliten der Nitroimidazole, die durch Reduktion der
Nitrogruppe durch bakterielle Enzyme (Nitroreduktasen) entstehen.
Entscheidend für die Wirksamkeit ist die Nitrogruppe in Position 5 des
Imidazolrings.
Nitroimidazole wurden bei lebensmittelliefernden
Tieren in erster Linie zur Behandlung der von Protozoen verursachten
Histomoniasis (Schwarzkopfkrankheit), der Kokzidiose bei Geflügel und
Trichomoniasis bei Rindern eingesetzt sowie zur Behandlung von
hämorrhagischen Enteritis bei Schweinen, deren Erreger das Bakterium
Lawsonia intracellularis ist.
Gesetzliche Bestimmungen
Wegen möglicher genotoxischer und kanzerogener
Eigenschaften ist der Einsatz der Nitroimidazole Dimitridazol,
Metronidazol und Ronidazol bei lebensmittelliefernden Tieren in der
Europäischen Union gemäß Tabelle 2 der Verordnung (EU) 37/2010 explizit
verboten.
Andere Nitroimidazole, wie etwa Ipronidazol, fallen
gemäß Anhang I der Richtlinie 96/23/EG in die Gruppe B2b
"Kokzidiostatika, einschließlich Nitroimidazole", sind jedoch für
lebensmittelliefernde Tiere nicht zugelassen.
Damit liegt in der
EU bei lebensmittelliefernden Tieren ein Anwendungsverbot für
Nitroimidazole sowohl als Arzneimittel als auch als
Futtermittelzusatzstoffe vor. Es dürfen daher keine Rückstände von
Nitroimidazolen und ihrer Metaboliten in Nahrungsmitteln tierischer
Herkunft nachgewiesen werden.
Durch dieses Verbot ist allerdings bei
der Bekämpfung der Histomoniasis (Schwarzkopfkrankheit) von Puten eine
derzeit nicht zu schließende Therapielücke entstanden.
Die Kontrolle auf Rückstände von Nitroimidazolen
Die illegale Anwendung von
Nitromidazolen bei lebensmittelliefernden Tieren wird im Rahmen des
Nationalen Rückstandskontrollplans (NRKP) überwacht. Kontrolliert
werden lebende Tierbestände sowie Tiere anlässlich der Schlachtung
sowie Erzeugnisse der tierischen Primärproduktion, so dass die
Rückverfolgbarkeit zum Produzenten gewährleistet ist. Da der NRKP dem
vorbeugenden Verbraucherschutz dient, erfolgt die Probenahme
zielorientiert, indem Kenntnisse über regionale oder örtliche
Gegebenheiten berücksichtigt werden und Hinweisen oder einem Verdacht
auf unzulässige Tierbehandlungen nachgegangen wird.
Das
Kompetenzzentrum Tierarzneimittel und Hormone (CC TAHO)
ist mit den Untersuchungen auf illegal eingesetzte Nitroimidazole im
Rahmen des NRKP betraut und für diese Substanzen auch Nationales
Referenzlabor.
Untersuchungsspektrum und Analysenverfahren
Folgende
Analyten (5-Nitroimidazole und deren Metaboliten) werden im CC TAHO untersucht:
Dimetridazol,
Ipronidazol, Metronidazol, Ronidazol, Ternidazol, Dimetridazolhydroxid
(= Ronidazolhydroxid, HMMNI), Ipronidazolhydroxid, Metronidazolhydroxid
Die untersuchten
Matrices sind Blutplasma und Ei.
Das angewendete
Analyseverfahren
ist Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC) gekoppelt mit
Tandem-Massenspektrometrie (MS-MS). Gemäß Entscheidung der Kommission
2002/657/EG ist eine massenspektroskopische Methode für die Bestätigung
von verbotenen Substanzen erforderlich.
Gesetzliche Grundlagen
Richtlinie
96/23/EG des Rates vom 29. April 1996 über Kontrollmaßnahmen
hinsichtlich bestimmter Stoffe und ihrer Rückstände in lebenden Tieren
und tierischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Richtlinien
85/358/EWG und 86/469/EWG und der Entscheidungen 89/187/EWG und
91/664/EWG (ABl. EG Nr. L 125 vom 23.05.1996).
Verordnung (EU) Nr. 37/2010 der Kommission
vom 22. Dezember 2009 über pharmakologisch wirksame Stoffe und ihre
Einstufung hinsichtlich der Rückstandshöchstmengen in Lebensmitteln
tierischen Ursprungs (ABl. EU Nr.L 15 vom 20.1.2010).
Entscheidung
der Kommission 2002/657/EG vom 12. August 2002 zur Umsetzung der
Richtlinie 96/23/EG des Rates betreffend die Durchführung von
Analysenmethoden und Auswertung von Ergebnissen (ABl. EG Nr. L 221 vom
17.8.2002).