13.12.2012 | 16:42:00 | ID: 14172 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Pflanzenschutzmittel: Anwendung mit Maß und Ziel

Kleinmachnow (agrar-PR) - In der Öffentlichkeit hält sich oft das Vorurteil, dass in der Landwirtschaft zu viel „gespritzt“ wird. Eine nunmehr 5-jährigen Erhebung des Julius Kühn-Instituts, an der sich alle Bundesländer beteiligen, hilft die Diskussion zu versachlichen.
Seit der Etablierung des „Netzes Vergleichsbetriebe Pflanzenschutz“ als wesentlicher Baustein des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) im Jahr 2007 wurden ca. 45.000 Datensätze zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Hauptkulturen zusammengetragen und ausgewertet. Es gilt die zentrale Frage zu beantworten, inwieweit Pflanzenschutzmittel in Deutschland entsprechend dem notwendigen Maß angewendet werden. Notwendiges Maß bedeutet „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“.

In den vergangenen fünf Jahren sind in Vergleichsbetrieben im gesamten Bundesgebiet die Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln in Winterweizen, Wintergerste, Winterraps, Kohl, Möhren, Zwiebeln und Spargel sowie Apfel, Wein und Hopfen erfasst worden. Dabei fällt zunächst auf, dass im Erhebungszeitraum keine Zunahme der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln festgestellt werden konnte. Die Werte schwanken von Jahr zu Jahr, allerdings nur moderat z. B. wegen unterschiedlicher Witterungsbedingungen.

Die Ergebnisse der fachlichen Bewertungen aller Anwendungen durch Experten der Pflanzenschutzdienste der Länder zeigten, dass die Maßnahmen überwiegend gezielt und maßvoll erfolgten. Meist wird auf regionale Besonderheiten beim Auftreten von Pilzkrankheiten oder Insekten reagiert, also nicht pauschal gehandelt. „Die Betriebe führen bis auf wenige Ausnahmen die Behandlungen mit Augenmaß durch und versuchen sogar Mittel einzusparen, indem sie z. B. nicht mit der vollen Aufwandmenge spritzen“, sagt Prof. Dr. Bernd Freier vom Julius Kühn-Institut. So werden z. B. im Winterweizen die Aufwandmengen für Herbizide, Fungizide und Wachstumsregler im Durschnitt um 30 %, 42 % bzw. 56 % reduziert. Dies spart dem Landwirt Geld, Risiken für die Umwelt werden reduziert.

„Zwischen den Betrieben innerhalb der Regionen stellen wir bezüglich der Behandlungsintensität erhebliche Unterschiede fest“, berichtet Freier weiter. Dies ergibt sich jedoch vorrangig aus dem unterschiedlichen Auftreten der Schaderreger und ist nicht auf das Verhalten der Landwirte zurückzuführen. Der Anteil der Pflanzenschutzmittelanwendungen, die dem notwendigen Maß entsprachen, liegen im Durchschnitt der fünf Jahre und aller Kulturen immerhin bei 90 %. Im Einzelnen lagen bei Winterweizen 89 %, bei Wintergerste 90 %, bei Winterraps 87 %, bei Freilandgemüse 88 %, im Tafelapfel-Anbau 94 %, im Weinbau 97 % und im Hopfenbau 94 % der Pflanzenschutzmittelanwendungen im Bereich des notwendigen Maßes.

„Einsparpotenziale zeigten sich bei Insektizidanwendungen in den drei Ackerkulturen Winterweizen, Wintergerste und Winterraps“, interpretiert Freier die Ergebnisse, „wichtig ist an Ende allerdings, dass man sich nicht nur die Zahl der Anwendungen anschaut, sondern auch die mit einzelnen Pflanzenschutzmitteln verbundenen Risiken, z. B. für die Umwelt.“ Hierauf geht der Nationale Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ein (http://www.nap-pflanzenschutz.de/).

Die Ergebnisse aus dem „Netz Vergleichsbetriebe Pflanzenschutz“ sind auch beredtes Zeugnis für die wichtige Tätigkeit der amtlichen Beratung der Länder im integrierten Pflanzenschutz. (JKI)
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Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
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