30.04.2014 | 08:50:00 | ID: 17642 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Schwarzrost an Weizen könnte in Deutschland zur Problemkrankheit werden

Kleinmachnow (agrar-PR) - Analysen des Julius Kühn-Instituts (JKI) weisen Rostpilzrassen mit hoher Virulenz in den Proben von deutschen Weizenfeldern aus dem Jahr 2013 nach.
Im Frühsommer 2013 trat in Deutschland zum ersten Mal seit Jahrzehnten Schwarzrost bei Weizen auf. Gemeinsam mit Partnern vom United States Department of Agriculture in Minnesota und der dänischen Aarhus-Universität konnten die beteiligten Pilzrassen identifiziert werden. Demnach waren hauptsächlich zwei Rassen für die Epidemie in Deutschland verantwortlich.

Die gefürchtete Rasse Ug99 war nicht dabei. Diese Ergebnisse stellte Dr. Kerstin Flath vom Julius Kühn-Institut erstmals bei der Jahrestagung der Borlaug Global Rust Initiative (BGRI) vor (http://borlaug100.org/).

Die Tagung fand vom 25. bis 28. März in Mexiko statt und ist die Plattform für Forscher, die sich mit Rosterkrankungen an Weizen − Braunrost, Gelbrost und Schwarzrost − befassen. Der Krankheitsausbruch in Deutschland hatte zur Einladung der JKI-Wissenschaftlerin geführt.

„Ursachen für den Ausbruch in Deutschland waren die hohen Temperaturen im Juni 2013 sowie die ungewöhnlich späte Entwicklung des Winterweizens aufgrund des kühlen Frühjahrs“, sagt Dr. Flath. 90 Weizenproben mit Schwarzrost hatten Pflanzenzüchter und Pflanzenschutzämter u. a. aus Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt eingesendet.

Trotz der aufwändigen Bestimmung der Pilzrassen ist der größte Teil der Proben inzwischen untersucht worden. Demnach sind die weltweit gefürchtete Rasse Ug99 und ihre Abkömmlinge nicht am Ausbruch in Deutschland beteiligt. Allerdings sind auch die festgestellten Rassen hochvirulent, d. h. sie konnten eine Vielzahl von vormals resistenten Weizensorten befallen.

„Von den 15 meist angebauten deutschen Weizensorten hatten nur zwei in unseren Blatttests den Erregern etwas entgegen zu setzen“, berichtet Dr. Flath. Sollten die diesjährigen Feldversuche die Labortests bestätigen, stehen die deutschen Landwirte vor neuen Herausforderungen.

„Alles deutet darauf hin, dass Schwarzrost-Epidemien in Deutschland aufgrund höherer Frühsommertemperaturen in Zukunft häufiger auftreten, auch weil die Sporen, die mit dem Wind nach Europa getragen werden, die milden Winter vermutlich überleben können“, so Dr. Kerstin Flath.

Die Erreger, die erst nach der letzten Pflanzenschutzmittelgabe einfliegen, entziehen sich der regulären Fungizidbehandlung. „Neue resistente Sorten wären deshalb ein guter Ansatz, die Schwarzrostpilze zu bekämpfen“, so das Fazit der JKI-Wissenschaftlerin. Dafür müssten Resistenzgene aus internationalen Sortimenten, die noch wirksam gegen die festgestellten Hauptrassen sind, in deutsche Weizensorten eingekreuzt werden.

Diese Herangehensweise deckt sich auch mit den Arbeiten der JKI-Züchtungsforschung, deren Ziel es ist, neue wirksame Resistenzgene zu identifizieren und sie über molekulare Marker den Züchtungsunternehmen zugänglich zu machen. (jki)
Pressekontakt
Frau Dr. Stefanie Hahn
Telefon: 0531 - 2993204
Fax: 0531 - 2993000
E-Mail: pressestelle@julius-kuehn.de
Pressemeldung Download: 
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Messeweg 11 - 12
38104 Braunschweig
Deutschland
Telefon:  +49  0531  2995
Fax:  +49  0531  2993001
Web:  https://www.julius-kuehn.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.