Braunschweig (agrar-PR) - Im westlichen Mecklenburg-Vorpommern kam es in den beiden
vergangenen Jahren zu Problemen durch starken Befall des Rapserdflohs.
Dies bestätigten auch Labortests, die das Julius Kühn-Institut (JKI) in
enger Zusammenarbeit mit Dr. Erichsen vom Pflanzenschutz-Regionaldienst
Schwerin des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und
Fischerei Mecklenburg-Vorpommern durchführte. Der Fachausschuss für
Pflanzenschutzmittelresistenz geht jetzt davon aus, dass nicht nur
Rapsglanzkäfer, sondern jetzt auch Rapserdflöhe resistent gegenüber
insektiziden Wirkstoffen sind, die zur Gruppe der Pyrethroide gehören.
„Eine Resistenzmanagementstrategie ist dringend erforderlich“, so Dr.
Udo Heimbach vom JKI und Sprecher des Fachausschusses. Allerdings ist
die Lage schwierig, da zur Bekämpfung des Rapserdflohs derzeit keine
Pflanzenschutzmittel mit anderen Wirkstoffen zugelassen sind.
Im Jahr 2008 fiel der Standort in Mecklenburg-Vorpommern erstmals
auf. Im gleichen Jahr durchgeführte Labortests belegten, dass bereits
83 % der Käfer bei einem Fünftel, d.h. 20 % der im Freiland üblichen
Aufwandmenge des Pyrethroids nicht die erwartete Mortalität zeigten.
Empfindliche Rapserdflöhe werden im Labor bereits zu 100 % abgetötet,
wenn sie nur 2 % der im Freiland üblichen Aufwandmenge ausgesetzt
werden. In diesem Jahr reagierten die Rapserdflöhe am gleichen Standort
im Vergleich zu anderen Regionen erneut verringert auf Pyrethroide: 60%
der Käfer zeigten nicht die erwartete Mortalität. Auch eine höhere
Dosis des Insektizids tötete nicht alle Käfer ab.
Der Fachausschuss Pflanzenschutzmittelresistenz bestätigt mit
seinem Beschluss, dass in Deutschland Rapserdflöhe resistent gegenüber
Pyrethroiden sind. „Es müssen rasch Lösungen gefunden werden, aber wir
wissen im Augenblick noch nicht, wie diese aussehen“, so der
nachhaltige Aufruf von Dr. Heimbach.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Udo Heimbach
Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland des JKI
Messeweg 11-12
38104 Braunschweig
udo.heimbach[at]jki.bund.de
Hintergrundinformationen zum Rapserdfloh:
Die Käfer besiedeln im September die Wirtspflanzen und machen
eine Reifungsfraß, der bei starkem Aufkommen zu Auflaufschäden führen
kann. Die Käfer legen bei sinkenden Temperaturen ab etwa Anfang Oktober
bis ins Frühjahr hinein ihre Eier in den Boden neben die Pflanzen. Die
Larven dringen von den Blattstielen bis ins Herz und den späteren
Stängel vor, schwächen die Pflanzen, verursachen auch Missbildungen
oder lassen die Pflanzen bei hohem Befallsdruck absterben. Die Larven
fressen an Raps, aber auch Ackersenf und vielen anderen Kohlgewächsen.
Miniergänge in Blattstielen, Bohrlöcher mit Kotresten auf den
Blattstielen im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr deuten darauf hin,
dass die Rapspflanzen von Larven des Rapserdflohes befallen sind. Die
meisten Larven überwintern in den Pflanzen. Die Verpuppung der Larven
findet während der Vegetationsperiode des darauffolgenden Jahres statt,
so dass die Jungkäfer Anfang des Sommers auf den Rapsschlägen schlüpfen.