Frankfurt (agrar-PR) -
WWF warnt: Riesige Blaualgenschicht raubt der Ostsee Sauerstoff Hamburg/Stralsund - In der Ostsee hat sich ein
riesiger Algenfilm gebildet, der sich über 1600 km in der Länge und 190
km in der Breite erstreckt. Rund 377.000 Quadratkilometer der
Wasseroberfläche in der Ostsee sind derzeit von einer Schicht aus
Blaualgen bedeckt. Der aktuelle Algenfilm ist der größte, der seit 2005
in der Ostsee beobachtet wurde. Nach Ansicht des WWF tragen die
Algenblüten wie in diesem Jahr zur Verschärfung der immensen
Sauerstoffprobleme der Ostsee bei. Die Schicht aus Blaualgen zieht sich
derzeit von Finnland bis in die Pommersche Bucht und nordwestlich von
Rügen hin. In den deutschen Küstengewässern sind besonders das
Achterwasser/Oderhaff und der Strelasund betroffen.
„Hohe Temperaturen, wenig Wind und ein überdüngtes
Meer – das sind perfekte Bedingungen für Algenwuchs“ erläutert Jochen
Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros. Algenblüte sei eigentlich ein
natürliches Phänomen. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts in der Ostsee
vermehrten sich die Algen jedoch explosionsartig. „Riesige
Algenteppiche schaden in erster Linie der Meeresumwelt. Pflanzen
sterben ab und regelrechte Todeszonen ohne Sauerstoff bilden sich am
Meeresgrund weiter aus“. Sterben die Algen ab, wird besonders viel
Sauerstoff verbraucht und giftiger Schwefelwasserstoff gebildet, der
allen Organismen am Ostseegrund schadet.
Einen Grund für das Massenwachstum der Blaualgen
sieht der WWF in den Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft. Über
Flüsse gelangen große Mengen Stickstoff und Phosphor aus Düngemitteln
ins Meer, die bei günstigen Witterungsbedingungen die Algenblüte
vorantreiben. „Überdüngung ist das größte Umweltproblem der Ostsee und
der Motor für die Ausbreitung der sauerstoffarmen Zonen“ sagt Jochen
Lamp weiter. „Es ist unverantwortlich, wenn die Ostseeanrainer
einerseits ehrgeizige Ziele zum Stopp des Nährstoffeintrags
beschließen, und dann dieselben Staaten die Überdüngung anheizen“. In
Schweden ist beispielsweise kürzlich die Düngemittelsteuer abgeschafft
worden. In Mecklenburg-Vorpommern wurde das Landeswassergesetz so
geändert, dass statt bisher bis auf sieben Meter jetzt bis auf einen
Meter an Gräben und Bäche heran gedüngt und gespritzt werden darf.
Zum Schutz der belasteten Ostsee fordert der WWF
daher strengere Maßstäbe für die Landwirtschaftseinträge, einen
ostseeweiten Bann von Phosphaten in Waschmitteln und die konsequente
Abwassereinigung von Kreuzfahrt- und Fährschiffen in der Ostsee. Die
Abwässer müssten zudem während der Liegezeit in den Häfen entsorgt
werden. Schätzungsweise 340 Tonnen Stickstoff und 112 Tonnen Phosphor
gelangen jedes Jahr aus Abwässern der Passagierschifffahrt direkt ins
Wasser der Ostsee.