Wien (agrar-PR) - Das Auftreten und die Verbreitung von
bakteriellen Infektionserregern, die gegen mehrere Antibiotika resistent
sind (Mehrfachresistenz), stehen in den vergangenen Jahren im Focus des
öffentlichen Interesses. Vor allem im Krankenhausbereich stellen
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) eine besondere
Herausforderung dar. Weltweit kommen nun noch die sogenannten
Gram-negativen Bakterien (benannt nach der Gram-Färbung im
diagnostischen Labor) dazu, die eine Mehrfachresistenz entwickelt haben,
u. a. auch gegen Beta-Laktam-Antibiotika der Carbapenem-Gruppe. Diese
Carbapeneme haben bisher auch dann gegen diese Erreger gewirkt, wenn
alle anderen Präparate aus der therapeutisch wichtigen Gruppe der
Beta-Laktame unwirksam waren.
Jüngst veröffentlichte Studien zum
Auftreten von multiresistenten Erregern aus Indien führten zu einem
breiten Echo in den Medien. Diese Erreger verfügen über einen relativ
neuartigen Resistenzmechanimus: Sie bilden das Enzym Carbapenemase NDM-1
(„Neu-Delhi Metallo-Beta-Laktamase"), das Carbapenem-Antibiotika
zerstört. Gram-negative Bakterien erwerben diese Resistenz durch
Aufnahme zusätzlicher Gene, so genannter Resistenzgene. Diese Gene sind
auf übertragbaren genetischen Elementen lokalisiert, den
Resistenzplasmiden, die zwischen den verschiedenen Gram-negativen
Bakterien übertragen werden können.
Die Erreger, die dieses Enzym
bilden, haben offensichtlich vom indischen Subkontinent ihren Ausgang
genommen. Wie aus Veröffentlichungen aus Großbritannien hervorgeht,
wurden Erreger mit NDM-1 dort vor allem bei Patienten mit vorheriger
ärztlicher Behandlung in Indien und Pakistan nachgewiesen. In Österreich
wurden diese multirestistenten Erreger bisher noch nicht nachgewiesen.
Da
sich Erreger heutzutage weltweit schnell ausbreiten können, kommt der
Überwachung der Resistenzsituation bei bakteriellen Krankheitserregern
besondere Bedeutung zu. Die EU hat daher in Zusammenarbeit mit den
Mitgliedstaaten epidemiologische Netzwerke eingerichtet, die
Antibiotikaresistenz und Verbrauch antimikrobieller Substanzen erfassen.
Der jährlich erstellte
Resistenzbericht AURES gibt einen Überblick über die Situation in Europa.
In
Österreich wird der Bericht vom nationalen Referenzzentrum für
nosokomiale (= im Krankenhaus erworbene) Infektionen und
Antibiotikaresistenz und der AGES im Auftrag des Bundesministeriums für
Gesundheit erstellt und fasst die Daten aus Österreich zur
Antibiotikaresistenz und zum Verbrauch antimikrobieller Substanzen
zusammen. Die erhobenen Daten stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung
und dienen der Entwicklung effizienter Bekämpfungsmaßnahmen. Österreich
beteiligt sich seit vielen Jahren an diesen Netzwerken und gilt als
vorbildlich im Hinblick auf die Qualität und Vollständigkeit der Daten.