08.09.2009 | 00:00:00 | ID: 2077 | Ressort: Verbraucher | Medien

Back to the Future

Zürich (agrar-PR) - 2009 feiert das Internet verschiedene Geburtstage: 40 Jahre Arpanet, 30 Jahre Usenet und 20 Jahre World Wide Web. An der ETH Zürich wird zur Zeit im Rahmen eines EU-Projekts an der Zukunft des Internets geforscht.
Anlässlich des 40-jährigen Geburtstags des Internets trafen sich im März dieses Jahres einige seiner «Väter» zum NetArch-Symposium in Ascona, um über die Geschichte und die Zukunft des Internets zu diskutieren. Bernhard Plattner, Professor am Institut für technische Informatik und Kommunikationsnetze der ETH Zürich, ist einer der Organisatoren des Workshops. Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts FIRE (Future Internet Research and Experimentation) arbeitet er an der Weiterentwicklung des Internets. «Seit 20 Jahren hat sich an der Architektur des Internets grundsätzlich nicht viel verändert», sagt Bernhard Plattner. Die ökonomischen, organisatorischen und rechtlichen Anforderungen seien in dieser Zeit aber immens gestiegen. Applikationen die unter Schlagworten wie «e-commerce»,
«web 2.0» und «social networks» zusammengefasst werden, erfordern neue technische Aspekte, mit welchen die Sicherheit und Stabilität dieser Anwendungen gewährleistet werden kann. Die Forschungsgruppen um Bernhard Plattner beschäftigen sich zur Zeit mit zwei grossen Projekten: ANA (Autonomic Network Architecture), einer neuen, dynamischen Struktur eines zukünftigen Internets, und ResumeNet, einem Projekt, das die Sicherheit und Robustheit von Netzwerken verbessern soll.

Neues Rückgrat für das Internet


Das Internet, wie wir es heute kennen, hat eine Schichtenarchitektur, abgeleitet aus dem OSI-Referenzmodell (Open Systems Interconnection). Auf der untersten Schicht findet die eigentliche Bitübertragung statt, auf der obersten Schicht liegen die Anwendungen der Datenübertragung wie E-Mail. Dazwischen fungiert die Vermittlungsschicht des TCP/IP-Modells als eigentliches Rückgrat des Internets. «Das ANA-Modell verzichtet auf diese Schichten», erklärt Bernhard Plattner. «Es geht von einzelnen Funktionsblöcken aus, welche nach Bedarf mit einander verbunden werden können.» Ziel dieses Modells ist, dass sich ein Netzwerk autonom organisieren kann, nur jene Komponenten verwendet, die tatsächlich benötigt werden und auftretende Fehler selbstständig korrigiert. Das Projekt ANA neigt sich Ende dieses Jahres seinem Ende zu. «Das Ziel einer neuen Netzwerk-Architektur haben wir weitgehend erreicht», fasst Plattner zusammen. «Wie weit sich diese Architektur jedoch autonom organisiert und ob unsere Vorschläge akzeptiert werden, wird sich zeigen.»
Das ANA-Projekt beschränkt sich auf die technischen Aspekte eines zukünftigen Internets. Um die wachsenden, vielfältigen Ansprüche an bestehende Netzwerke geht es im Projekt ResumeNet.

Schutzmauer für die Netze der Zukunft

Das primäre Ziel von ResumeNet ist die Robustheit (Resilience) des bestehenden, aber auch des zukünftigen Internets zu messen, zu erhöhen und damit besser gegen Angriffe zu schützen. «Bisherige Bestrebungen, die Verfügbarkeit von Netzen und Diensten zu verbessern, kann man mit einem Reserverad an einem Auto vergleichen», sagt Bernhard Plattner. «Bei einer Reifenpanne kann ein Rad ersetzt werden und das Auto fährt weiter.» Diese Art von Massnahmen sichern das Internet aber eher gegen zufällige Ausfälle. Gegen gezielte Attacken, welche gar das ganze Internet lahmlegen könnten, bieten bestehende Sicherheitsmassnahmen keinen ausreichenden Schutz. Der Ansatz von ResumeNet kann dagegen eher mit einer Befestigung verglichen werden, die eine Burg vor gezielten Angriffen schützen soll. Bildlich gesprochen besteht diese Befestigung aus einem inneren und einem äusseren Ring. Der Äussere wird durch vier Prozesse einer Kontrollschleife geschützt: Zuvorderst steht eine starke Schutzmauer (Defense), die die Robustheit des Internets verkörpert. Angriffe werden von Wachen auf dieser Mauer registriert (Detection) und abgewehrt (Remediation). Nach einem Angriff werden die Mauern repariert und gefallene Wachen ersetzt (Recovery). Im inneren Ring werden die Schwachstellen des äusseren Verteidigungsrings aufgespürt (Diagnosis) und Strategien entwickelt, wie zukünftige Angriffe durch die Verbesserung des äusseren Rings verhindert werden können (Refinement).

Neue Wegweiser in der Entwicklung


ResumeNet wird von neun Partnern aus sieben Ländern unter der Leitung von Bernhard Plattner und seinem Mitarbeiter Dr. Merkourios Karaliopoulos vorangetrieben. Das Projekt läuft mittlerweile seit einem Jahr.
«In diesem ersten Schritt sind wir daran, die Zusammenarbeit zu koordinieren und Wege zu finden, die Robustheit von Netzwerken zu messen und Bereiche auszuwählen, auf welche das System angewendet werden soll», erklärt Plattner. «Wir fokussieren uns dabei auf vier Bereiche: Voice over IP, opportunistische Kommunikation, drahtlose Netzwerke sowie eine spätere Demonstration auf ANA.» In den kommenden drei Jahren wird sich zeigen, wie sich das Modell umsetzen lässt. Dass sich das Internet, eben gerade aufgrund seiner Struktur, nicht von Grund auf neu erfinden lässt, sondern sich lediglich an neue Entwicklungen anpasst, hat die Vergangenheit gezeigt. «Über die Zukunft des Internets zu spekulieren überlasse ich den Propheten», schmunzelt Bernhard Plattner. «Mit unserer Forschung gehen wir einen Schritt in eine weitere Richtung.» Rückblickend wird man sich aber vielleicht auch an das Jahr 2009, mit Projekten wie ANA und ResumeNet, als wegweisend für die Entwicklung des Internets erinnern.

Drei wichtige Geburtstage für das Internet

1969: Vier Grossrechner von US-amerikanischen Universitäten werden zum Arpanet zusammengeschlossen.
1979:Mit dem Usenet entsteht ein Vorläufer der heutigen Blogs und Diskussionsforen.
1989: Tim Berners-Lee entwickelt am CERN einen Vorschlag für das Hypertext-System HTML und legt damit den Grundstein für das World Wide Web.
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