17.12.2013 | 20:25:00 | ID: 16671 | Ressort: Umwelt | Tier

Besserer Schutz von Schweinswalen und Meeresenten in der schleswig-holsteinischen Ostsee: Fischereiverbände und Minister Robert Habeck unterzeichnen Vereinbarung

Kiel / Eckenförde (agrar-PR) -

Schleswig-Holsteins Fischereiverbände und Umweltminister Robert Habeck wollen gemeinsam Schweinswale und tauchende Meeresenten besser vor dem Ertrinken in Stellnetzen schützen. Dazu unterzeichneten das Umwelt- und Fischereiministerium, der Landesfischereiverband und der Fischereischutzverband heute (17. Dezember 2013) eine freiwillige Vereinbarung. Kernpunkte sind eine deutliche Verringerung der Stellnetzfläche in den Sommermonaten Juli und August und die Meidung der Hauptfraßgebiete von tauchenden Meeresenten. Ebenfalls zu den Vertragspartnern gehört das Ostsee Info-Center Eckernförde, das die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen koordinieren wird.

 

Umweltminister Robert Habeck: „Die Vereinbarung kann helfen, Nutzen und Schützen in eine neue Balance zu bringen“

 

„Es war eine der schwierigsten Diskussionen dieses Jahres, sie hat allen viel abverlangt, und manch raues Wort ist gefallen. Aber das Ringen um wirksame Lösungen hat sich gelohnt: Das Ergebnis wird den Schutz von Schweinswalen und tauchenden Meeresenten verbessern und bestehende Wissenslücken in den nächsten Jahren verringern“, sagte Umwelt- und Fischereiminister Robert Habeck. „Ich weiß, dass manche Naturschutzverbände weitreichendere Maßnahmen wollten, und das ist ihre Aufgabe als Anwälte der Natur. Aber wir haben die Chance, mit dieser Vereinbarung einen neuen Prozess zu initiieren, der Nutzen und Schützen in eine Balance bringt. Für ihre Bereitschaft, diesen Weg mitzugehen, danke ich allen Beteiligten.“ Habeck hatte im Herbst zunächst avisierte Gebietssperrungen für die Stellnetzfischerei (über eine Änderung der Küstenfischereiverordnung) ausgesetzt, um den Weg für eine freiwillige Vereinbarung zu ebnen.

 

Der Vorsitzende des Landesfischereiverbandes, Lorenz Marckwardt, sagte: „Keiner von uns Fischern will Schweinswale oder Enten in den Stellnetzen. Die Fischer haben deshalb immer gesagt, dass sie helfen wollen, diesen ungewollten Beifang so weit wie möglich zu vermeiden. Dass Minister Habeck die Änderung der Küstenfischereiverordnung ausgesetzt hat, hat einen neuen Anlauf ermöglicht. Wir werden die Vereinbarung gemeinsam umsetzen“.

 

Der Vorsitzende des Fischereischutzverbandes, Wolfgang Albrecht, betonte: „Es ist in meiner 20-jährigen Amtszeit als erster Vorsitzender ein einmaliger Vorgang, dass ein Minister sich so eingehend auch mit den Problemen der Fischerei auseinandersetzt. Hierfür möchte ich ihm im Namen aller Mitglieder meinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Die zahlreichen handwerklichen Fischereibetriebe prägen das Bild in unseren Häfen und unserem Land. Sie machen es zu einem herausragenden touristischen Ziel. Gut, dass wir zu einer sachlichen Diskussion zurückgefunden haben, die jetzt zu Lösungen führen wird, welche die Existenz der Fischer nicht bedroht und die berechtigten Interessen des Naturschutzes besser einbezieht. Hierdurch entstehende Einschränkungen nehmen wir deshalb hin.“

 

Claus Müller, Leiter des Ostsee Info-Centers Eckernförde (OIC), erklärte: „Das OIC hat schon früh den Schweinswalschutz auf die Agenda gesetzt. Es freut uns, dass das Umweltministerium uns die Aufgabe anvertraut, die Vereinbarung zu überwachen und mit Leben zu erfüllen. Der gefundene Weg zeigt: Nutzen und Schützen kann man sehr wohl verbinden.“

 

Fischer reduzieren Stellnetzfläche im Sommer um bis zu 85 Prozent

 

Mit der Vereinbarung verpflichten sich Fischer freiwillig, ihre Stellnetzfläche von Anfang Juli bis Ende August an der Ostseeküste von Flensburg bis Fehmarn  innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone zu reduzieren – je nach Fahrzeuggröße um 60 bis 85 Prozent gegenüber der EU-rechtlich erlaubten Stellnetzlänge. Zum Schutz von tauchenden Meeresenten werden sie außerdem im Winter die Gebiete meiden, in denen besonders viele Vögel Rast machen und aktiv nach Nahrung tauchen.

 

Das OIC wird unter anderem bis Mai 2014 ein Konzept zur Umsetzung und Kontrolle der Maßnahmen erarbeiten und ist auch verantwortlich dafür, die konkreten Zeiträume festzulegen, in denen im Winter (16. November bis 1. März) keine Stellnetzfischerei in den für tauchende Meeresenten sensiblen Gebieten ausgeübt werden soll. Für seine Aufgaben erhält das OIC bis Mitte 2015  rund 95 000 Euro an Unterstützung aus Mitteln des Landes und des Europäischen Fischereifonds (jeweils 50 Prozent). Minister Habeck überreichte einen entsprechenden Förderbescheid.  

 

Das Umweltministerium wird zudem ein Beifangmonitoring und ein System zur anonymen Ablieferung von Schweinswalen, die in Stellnetzen verendeten, finanzieren. „Für jeden Fischer ist ein solch ungewollter Beifang eine Belastung. Die Sorge, an den Pranger gestellt zu werden, ist groß. Aber für die Erforschung des Zustands der Schweinswale, etwaige Krankheiten oder Hörschäden, ist es sehr wichtig, dass die Tiere abgegeben und untersucht werden“, sagte Habeck. Des Weiteren sollen alternative Fangmethoden sowie akustische und optische Warnsignale erforscht und erprobt werden.

 

Die Vereinbarung läuft bis Ende 2017. Die Vertragspartner werden sich schon während der Laufzeit der Vereinbarung regelmäßig zusammensetzen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen, falls dies aufgrund neuer Erkenntnisse notwendig erscheint. Außerhalb der Vereinbarung wird das MELUR einen „Beirat für nachhaltige Fischerei“ ins Leben rufen, in dem Naturschutzverbände, Fischer und Ministerium sich austauschen und eine gemeinsame Strategie entwickeln.

 

In Schleswig-Holstein gab es im vergangenen Jahr 103 Stellnetzbetriebe im Haupterwerb, und 281 im Nebenerwerb. Etwa 300 Stellnetzfischer sind in den Fischereiverbänden organisiert.

 

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