12.06.2015 | 20:40:00 | ID: 20506 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Bonde startet landesweite Moorschutz-Offensive

Stuttgart (agrar-PR) - Naturschutzminister Alexander Bonde: „Moorschutz ist aktiver Klimaschutz und für Schutz der biologischen Vielfalt unerlässlich“ - 30 Jahre Naturschutzzentrum Wurzacher Ried

Naturschutzminister Alexander Bonde hat heute in Bad Wurzach (Landkreis Ravensburg) eine landesweite Moorschutz-Offensive gestartet. Denn Moorschutz ist aktiver Natur- und Klimaschutz. Moore bieten vielen Lebewesen und Pflanzen, die es nur dort gibt, einen Lebensraum. Gleichzeitig ist in den Mooren weltweit rund ein Drittel des Kohlenstoffvorrats der Erde gebunden. In Baden-Württemberg gibt es rund 45.000 Hektar Moorfläche, das sind ungefähr 1,3 Prozent der Landesfläche.

„Intakte Moore sind bedeutende Wasser- und Kohlenstoffspeicher. In entwässerten Mooren kann sich dagegen Torf zersetzen. Dabei können klimaschädliches Kohlendioxid und andere Treibhausgase freigesetzt werden. Die Moore in Baden-Württemberg sind für einen erfolgreichen Natur-, Boden- und Klimaschutz unerlässlich. Durch Entwässerung und Torfabbau wurden jedoch auch in Baden-Württemberg viele Moore zerstört. Der grün-roten Landesregierung ist der Schutz der heimischen Moore ein wichtiges Anliegen. Den Moorschutz haben wir aufgrund seiner enormen Bedeutung auch in unserer bundesweit gelobten Naturschutzstrategie Baden-Württemberg verankert. Nun setzen wir ihn mit einem Maßnahmenbündel konkret um“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde am Freitag (12. Juni) im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried anlässlich der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum des Naturschutzzentrums. Gleichzeitig zum 30-jährigen Bestehen des Naturschutzzentrums werden auch das 50-jährige Bestehen des Europadiplom und das 25-jährige Jubiläum der Auszeichnung des Naturschutzgebietes Wurzacher Ried mit dem Europadiplom gefeiert.

„Das Naturschutzgebiet Wurzacher Ried ist unser Referenz-Hochmoor in Baden-Württemberg, aus dem wir vieles über das komplexe Ökosystem Hochmoor gelernt haben“, sagte Bonde. „Damit wir die Naturschutzstrategie mit Leben erfüllen können, haben wir die Naturschutzmittel innerhalb einer Legislaturperiode gegenüber der Vorgängerregierung von 30 auf 60 Millionen Euro verdoppelt und neue Stellen in der Naturschutzverwaltung geschaffen“, so der Minister.

Moorschutz-Offensive: Vielfältige Maßnahmen für den Schutz der Moore

Die Moore im Land zu erhalten und sie wieder zu funktionierenden Ökosystemen umzugestalten, sei das vorrangige Ziel der Moorschutz-Offensive. Die bereits laufenden Maßnahmen würden um gezielte weitere Maßnahmen ergänzt. „Mit der Moorschutz-Offensive leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Kohlendioxid-Bilanz Baden-Württembergs und zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt“, so Bonde. Neben der Wiedervernässung der Hochmoore könne auch die Rückgewinnung oder Umstellung auf eine dem Moor angepasste Nutzung wichtig sein – gerade bei den Niedermooren. Damit könne die Mineralisierung der Moorböden und somit der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid reduziert werden. Hier gelte es mit den jeweiligen Landnutzern einvernehmliche Lösungen zu finden. „Erste Erfahrungen mit der Wiedervernässung von Hochmooren konnten wir schon im Wurzacher Ried und im laufenden Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried sammeln. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) haben bereits jeweils drei Pilotprojekte sowohl in waldfreien Mooren als auch in Waldmooren auf den Weg gebracht“, so der Minister. Mit dem Haidgauer Torfstich, dem Brunnenholzried, dem Steinacher Ried und dem Saßweiher liegen vier dieser sechs Pilotprojekte im Landkreis Ravensburg, die anderen beiden Vorhaben liegen im Hotzenwald und im nordbadischen Landesteil. Weitere Projekte zur Moorrenaturierung im moorreichen Voralpenland, im Schwarzwald und in der Oberrheinebene sollen folgen.

Bonde wies darauf hin, dass an der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) bereits eine Kompetenzstelle für den Moorschutz eingerichtet wurde. Diese erstelle derzeit unter anderem gemeinsam mit Bayern ein Handbuch zum Moorschutz. Darin werde das aktuelle Wissen zur Renaturierung von Mooren in Süddeutschland zusammengefasst. Die Aufgaben dieser Koordinierungsstelle liegen darüber hinaus in der Betreuung und Steuerung der gesamten Moorschutzkonzeption, in der Entwicklung eines Renaturierungskatasters – hier sollen alle Maßnahmen priorisiert und im Hinblick auf Durchführbarkeit und Flächenverfügbarkeit geprüft und dokumentiert werden – sowie in der Kooperation mit Behörden und Verbänden.

Mehr Geld auch für den Moorschutz: Landschaftspflege-Mittel deutlich erhöht

Die Landesregierung habe außerdem die Mittel für die Landschaftspflege – und damit auch für den Moorschutz – deutlich aufgestockt, so Bonde weiter. „Das Land hat sich in Brüssel erfolgreich dafür eingesetzt, dass Moorschutz als Agrarumweltmaßnahme gefördert werden kann. Für die Landschaftspflegerichtlinie stehen von 2014 bis 2020 jährlich rund 49 Millionen Euro zur Verfügung – zwei Drittel mehr als in der letzten Förderperiode“, sagte Bonde. Förderfähig seien unter anderem die Umwandlung von Ackerland in Grünland auf Moorböden, die Wiedervernässung von Mooren und die extensive Grünlandnutzung auf Niedermoorstandorten.

Wurzacher Ried ist einzigartiges Schutzgebiet

Das 1.812 Hektar große Naturschutzgebiet Wurzacher Ried gilt als das größte intakte Hochmoor Mitteleuropas und beherbergt sehr seltene und besonders geschützte Pflanzen und Tiere. „Für das Management eines solch einzigartigen Gebiets ist eine kompetente Anlaufstelle vor Ort von enormer Bedeutung. Das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried erfüllt diese Aufgabe vorbildlich und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieses besonderen Naturerbes“, lobte Bonde. Der Minister dankte abschließend dem Leiter des Naturschutzzentrums, Horst Weisser, und dem gesamten Team des Naturschutzzentrums für die engagierte Arbeit und herausragenden Leistung der vergangenen 30 Jahre. Gleichzeitig wünschte er für die Zukunft alles Gute und eine erfolgreiche Naturschutzarbeit.

Hintergrundinformationen:

Naturschutzstrategie Baden-Württemberg
Die von der Landesregierung verabschiedete Naturschutzstrategie Baden-Württemberg hat in erster Linie das Ziel, die biologische Vielfalt im Land zu stabilisieren, also die heimischen Tier- und Pflanzenarten und ihre genetische Vielfalt zu erhalten, ihre Lebensräume zu sichern und ihre Überlebenschancen zu verbessern. Informationen zur Naturschutzstrategie Baden-Württemberg sind unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de/Naturschutzstrategie abrufbar.

Naturschutzzentrum Wurzacher Ried
Das 1985 gegründete Naturschutzzentrum Wurzacher Ried war das erste von öffentlicher Hand getragene Zentrum. Zunächst als Verein organisiert, wird es seit 1994 als Stiftung des bürgerlichen Rechts fortgeführt. Träger sind das Land Baden-Württemberg, der Landkreis Ravensburg und die Stadt Bad Wurzach, die die laufende Finanzierung im Verhältnis 70 Prozent – 15 Prozent – 15 Prozent tragen. Das Land hat dem Naturschutzzentrum die Betreuung des Wurzacher Riedes und weiterer Feuchtgebiete im Landkreis Ravensburg übertragen. Daneben sind die wichtigsten Aufgaben: Unterstützung der Landschaftspflege, Umweltbildungsarbeit, Koordination und praktische Unterstützung der Naturschutzaktivitäten vor Ort. Über 440.000 Besucherinnen und Besucher haben das Naturschutzzentrum seit dessen Bestehen besucht. Die Dauerausstellung „Moor Extrem“, die 2013 eröffnet wurde, hatte das Land mit rund 460.000 Euro bei einer Gesamtinvestition von rund 800.000 Euro gefördert. Weitere Informationen unter: www.naturschutz.landbw.de

Europadiplom
Das Europadiplom wurde vom Europarat 1965 für Gebiete mit herausragender Bedeutung zum Schutz des europäischen Erbes von Flora und Fauna, seiner Umwelt und seiner Ökosysteme ins Leben gerufen. Dieses Prädikat wird an Schutzgebiete verliehen, die aufgrund ihrer biologischen oder geologischen Vielfalt oder ihres Landschaftsbildes von außergewöhnlichem europäischem Interesse sind und entsprechend gut gemanagt werden. Das „Hohe Venn“ in Belgien, die „Camargue“ in Südfrankreich und der „Peak District“ im Vereinigten Königreich erhielten 1966 als erste Schutzgebiete das Europadiplom. Das Europadiplom ist befristet und kann nach erneuter Prüfung wiederholt vergeben werden. Mittlerweile sind 73 Schutzgebiete in 28 Ländern mit dem Europadiplom ausgezeichnet. In Deutschland ist acht Gebieten dieses Prädikat verliehen worden. Zwei davon liegen in Baden-Württemberg: das Wurzacher Ried und das Wollmatinger Ried. (mlr-bwl)

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