Berlin (agrar-PR) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) begrüßte das heute von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner
vorgestellte offizielle "ohne Gentechnik"-Siegel und fordert eine
Informationskampagne des Ministeriums, um es bekannter zu machen. Das
einheitliche Siegel steigere die Wiedererkennbarkeit bei den
Verbrauchern und erhöhe den Druck auf Hersteller und Händler, die seit
Mai 2008 mögliche Kennzeichnung endlich umfassend einzusetzen. Bisher
nutzten nur wenige Händler die freiwillige "ohne
Gentechnik"-Kennzeichnung, so etwa Tegut aus Hessen und der
Molkereikonzern FrieslandCampina. Campina verzeichnete zuletzt mit den
"ohne Gentechnik"-ausgezeichneten Produkten große Umsatzzuwächse.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Die großen
Lebensmittelhändler Edeka, Lidl, Rewe und Aldi müssen ihre Blockade
gegen die "ohne Gentechnik"-Kennzeichnung endlich aufgeben. Sonst
handeln sie gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit der
Verbraucher, die keine Gentechnik auf ihren Tellern will. Nur wenn
"ohne Gentechnik" draufsteht, können Verbraucher sicher sein, dass
Milch, Fleisch und Eier ohne gentechnisch veränderte Futterpflanzen
hergestellt wurden."
Grund für die Verweigerungshaltung ist nach Ansicht
des BUND die Angst der Händler vor Nachfragen ihrer Kunden, wenn auf
einem Produkt "ohne Gentechnik" draufstehe und auf einem vergleichbaren
nicht. Deshalb werde das Siegel selbst bei zertifiziert
gentechnikfreien Produkten nicht eingesetzt. Beispielsweise produziere
Deutschlands zweitgrößter Geflügelproduzent "Gebrüder Stolle" seit Mai
2009 rund 480.000 Hähnchen pro Woche ohne Gentechnik. Doch nur das
Unternehmen Tegut kennzeichne Stolle-Produkte. Andere Abnehmer wie
Edeka oder Lidl weigerten sich.
Heike Moldenhauer, BUND-Gentechnikexpertin:
"Händler und Hersteller befürchten zu Recht, dass Produkte ohne
Kennzeichnung zu Ladenhütern werden. Deshalb muss die Branche umdenken
und sich für die ausschließliche Verwendung gentechnikfreier
Futtermittel einsetzen. Das wäre ein neuer Qualitätsstandard im
deutschen Lebensmittelhandel, von dem die Verbraucher und die Umwelt
profitierten."
Nach einer vom BUND in Auftrag gegebenen
Forsa-Umfrage vom April 2009 halten 78 Prozent der Bundesbürger die
Positivkennzeichnung "ohne Gentechnik" für sinnvoll, 73 Prozent würden
sich bei ihrer Kaufentscheidung daran orientieren und eher zu so
gekennzeichneten Produkten greifen.