Berlin (agrar-PR) - Die Endlagerung von Kohlendioxid aus
Kohlekraftwerken oder der Industrie in tiefe Erdschichten, die
sogenannte CCS-Technologie (carbon dioxide capture and storage), kann
zur Versalzung des Grundwassers führen. Die hohen Drücke, die zur
Verpressung des CO2 in die Tiefe erforderlich sind, können außerdem
Leckagen oder Erdbeben verursachen. Entweichendes Kohlendioxid, das sich
in Senken oder Tälern ansammelt, könnte zur Gefahr für die Bevölkerung
werden. Das sind die wichtigsten Ergebnisse eines geologischen
Gutachtens, das der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
heute in Berlin vorgestellt hat. Der Umweltverband forderte, dass das
Gesetz zur Errichtung von Anlagen mit CCS-Technologie, das derzeit unter
Hochdruck von Kanzleramt, Bundeswirtschafts- und
Bundesumweltministerium vorangetrieben wird und noch im November vom
Kabinett verabschiedet werden soll, diesen Sicherheitsrisiken Rechnung
trägt.
Robert Pörschmann, BUND-Energieexperte: "Das
CCS-Gesetz darf nicht verabschiedet werden, wenn die Sicherheit für
Mensch und Umwelt nicht gewährleistet werden kann. Neben den massiven
Gefahren ist CCS auch ineffizient, weil es den Wirkungsgrad der
Kohlekraftwerke um etwa 30 Prozent verschlechtert und mehr Kohle
verbrannt werden muss, um die gleiche Menge Strom zu erzeugen wie in
Kraftwerken ohne CCS. Diese Technologie dient vor allem dazu,
klimaschädlichen Kohlekraftwerken ein grünes Image zu geben und den
Neubau solcher Anlagen zu legitimieren."
Bislang könne nicht nachgewiesen werden, dass die
vor allem in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt geplanten
CO2-Lagerstätten dicht seien, sagte Ralf Krupp, Geologe und Autor des
heute vorgestellten BUND-Gutachtens. Die angewendeten Rechenmodelle
seien nicht geeignet, einen entsprechenden Sicherheitsnachweis zu
führen.
Krupp: "Umfangreiche Darstellungen der CO2-Speicher
in Rechenmodellen und Computer-Grafiken täuschen oft einen Wissensstand
vor, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Die Ergebnisse dieser
Rechenmodelle beruhen zumeist auf nicht dokumentierten Annahmen und sind
im Regelfall weder valide noch verifizierbar. Auf dieser Grundlage
CO2-Lagerstätten einzurichten, ist nicht zu verantworten."
Laut dem BUND-Gutachten werde das in Deutschland
vorhandene geologische Fassungsvermögen für Kohlendioxid weit
überschätzt. Für den CO2-Ausstoß deutscher Kohlekraftwerke reiche es
höchstens für einen Zeitraum von etwa 27 Jahren. Dabei seien
konkurrierende Nutzungen des Untergrundes wie zum Beispiel für den Abbau
von Erzen oder zur Gewinnung von erneuerbaren Energien wie Geothermie
sogar noch unberücksichtigt geblieben.
Außer in Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben auch
in Niedersachsen und Schleswig-Holstein Bürgerinitiativen und
Umweltverbände, darunter der BUND und seine Landesverbände, mehrfach
gegen die Pläne zur CO2-Endlagerung protestiert.