28.05.2014 | 20:50:00 | ID: 17845 | Ressort: Landwirtschaft | Fischerei

Bundesweit einmaliges Nachhaltigkeitszertifikat für Binnenfischer am Schaalsee - Umweltminister Habeck: „Damit sind sie Vorreiter in Sachen Gemeinsamkeit von Naturschutz und Fischerei“

Groß Zecher (agrar-PR) - Als erste Binnenfischer bundesweit haben die Fischer vom Schaalsee ein Zertifikat für Nachhaltigkeit erhalten.
„Mit diesem Zertifikat sind die Fischer in doppelter Hinsicht Vorreiter: Sie sind die Ersten bundesweit, deren regionale Binnenfischerei als nachhaltig und damit umweltschonend zertifiziert wird.

Und sie sind Vorbild, was die Zusammenarbeit von Nutzern und Schützern anbetrifft: Fischer, Fischereiwissenschaft und –verwaltung, behördlicher und ehrenamtlicher Naturschutz haben hier gemeinsam etwas Besonderes geleistet“, sagte Schleswig-Holsteins Umwelt- und Fischereiminister Robert Habeck heute (28. Mai 2014) am Schaalsee (Schleswig-Holstein / Mecklenburg-Vorpommern) in Groß Zecher.

Dort übergab der Verband Naturland als Richtliniengeber das Zertifikat. Dabei war auch Habecks Amtskollege Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz in Mecklenburg-Vorpommern.

Kern des Zertifizierungsverfahrens am Schaalsee ist ein Bewirtschaftungsplan, der genau Auskunft gibt über Einsatzmöglichkeiten der Fanggeräte, den zulässigen Fischbesatz und über vielfältige Aufzeichnungspflichten der Fischer. Dazu gibt es eine Vereinbarung zum Naturschutz.

Das Projekt wurde vom Land Schleswig-Holstein mit rund 15.000 Euro gefördert. Während der anderthalbjährigen Projektzeit wurden in einem gemeinsamen Prozess verbindliche Richtlinien für eine nachhaltige Binnenfischerei aufgestellt und nun von Naturland zertifiziert.

„Die Naturland Wildfisch Richtlinien haben einen Rahmen vorgegeben, um im Projekt gemeinsam spezifische Regeln zu entwickeln, welche die konkreten Belange der Binnenfischerei und der Umwelt im Großschutzgebiet Schaalsee in Einklang bringen“, erläuterte der Naturland Präsidiumsvorsitzende Hans Hohenester.

„Dieses erstmals für die deutsche Binnenfischerei angewendete Verfahren trägt zugleich durch überschaubare Kosten den Möglichkeiten von kleinen Familienbetrieben Rechnung.“

„Die Zertifizierung ist beispielgebend und zukunftsweisend für eine gute und lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen Fischerei und Naturschutz und wird hoffentlich viele Nachahmer finden“, unterstrich Minister Dr. Till Backhaus.

Habeck ergänzte: „Es zeigt sich immer deutlicher: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen zunehmend wissen, wo und wie ihr Fisch gefangen wurde und wie sich das auf die Umwelt auswirkt. Dem trägt die Zertifizierung Rechnung“. Es gebe bereits Anfragen von interessierten Fischern aus Brandenburg und Bayern zu dem Projekt.

Hintergrund:

Der neue verbindliche Bewirtschaftungsplan orientiert sich vor allem an festgelegten Fang-Obergrenzen. Sind diese im betreffenden Jahr erreicht, muss die Nutzung der Art eingeschränkt oder sogar vorübergehend eingestellt werden. Damit wird eine Überfischung verhindert.

Die Fischer dokumentieren ihre Fänge schriftlich. Anders als beim Fischereimanagement im Meer wird nicht nur auf die Bestände einer einzelnen Art geachtet, sondern alle befischten Arten werden einbezogen. Im Schaalsee sind dies vor allem Maräne, Aal, Barsch, Hecht, Brassen und Quappe.

Ebenso wichtig wie die Vorgaben für das Fischereimanagement sind die Vereinbarungen zum Naturschutz. Der Schaalsee ist in großen Teilen seit rund 20 Jahren Naturschutzgebiet und Bestandteil des europäischen Netzes Natura 2000.

Von 1992 bis 2009 hat der Zweckverband Schaalsee-Landschaft das im Wesentlichen vom Bundesumweltministerium finanzierte Naturschutzgroßprojekt getragen. Gemeinsam mit den beiden Bundesländern, den Kreisen und dem WWF konnten große Flächen erworben und so dauerhaft naturschutzgerecht erhalten werden.

So werden die Fischer am Schaalsee künftig ausschließlich Reusen einsetzen, in denen Fischotter nicht ertrinken können. Für den Schutz brütender, rastender oder mausernder Wasservögel wurden Zonen ausgewiesen, in denen die Fischer in Absprache mit örtlichen Naturschützern räumlich und zeitlich befristet freiwillig auf eine Nutzung verzichten.

Besondere Rücksicht nehmen sie in ihrer Befischung mit Zugnetzen auf die empfindliche Unterwasservegetation des Sees. Künftig wird es regelmäßig Gespräche zwischen Naturschützern und Fischern geben, um die Vereinbarungen zu konkretisieren und, wo nötig, auch weiterzuentwickeln.

Naturland hatte im Zuge des Projekts als Richtliniengeber konkrete Vorgaben zur Wirtschaftsweise gemacht, die durch eine unabhängige Kontrollstelle überprüft und dann durch Naturland bescheinigt wurden. Naturland wird die Einhaltung der Vorgaben regelmäßig, auch unangemeldet, kontrollieren.

Am Rande der Veranstaltung übergab Schleswig-Holsteins Minister Habeck dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow, das bereits den Bewirtschaftungsplan für das Schaalseeprojekt entwickelt hatte, einen Förderbescheid in Höhe von rund 50.000 Euro (je zur Hälfte Mittel des Europäischen Fischereifonds und des Landes Schleswig-Holstein).

Damit wollen die Wissenschaftler im kommenden Jahr auf Basis der Ergebnisse des Schaalseeprojektes einen allgemeinen Leitfaden entwickeln, der es Binnenfischern erleichtert, speziell für ihre Gewässer vergleichbare Bewirtschaftungspläne zu entwickeln und sich einem Zertifizierungsverfahren zu unterziehen.


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