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Deutscher Bauernverband zieht magere Erntebilanz 2010Berlin (agrar-PR) - Präsident Kliem: „Wetter führte zu Zitter- und Verlustpartie“ Der Deutsche Bauernverband zieht für 2010 eine magere Erntebilanz. Wegen
der anhaltenden Wetterextreme ist die Getreideernte noch nicht einmal
abgeschlossen und fällt mit 43,9 Millionen Tonnen deutlich niedriger aus
als die Vorjahresernte von 49,7 Millionen Tonnen. Das entspricht einem
Rückgang von 11,8 Prozent. Selbst der langjährige Durchschnitt lässt
sich in diesem Jahr nicht erreichen. Relativ zum Mittelwert der Jahre
2005 bis 2009 ist die Gesamternte um 4,5 Prozent zurückgegangen. Die
Wetterunbillen machten die Ernte zu einer Zitter- und Verlustpartie,
berichtete Dr. Klaus Kliem, Vorsitzender des DBV-Fachausschusses für
Getreide und Präsident des Thüringer Bauernverbandes, auf der
Ernte-Pressekonferenz des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am 25.
August 2010 in Berlin. Nachdem das Getreide im Juni und Juli durch die
extreme Trockenheit bei hohen Temperaturen schnell abreifte, kam die
Ernte durch die ergiebigen Niederschläge im August wochenlang zum
Erliegen, was zu Auswuchs, d.h. dem vorzeitigen Keimen des Getreides,
führte. Neben Ertragseinbußen ist die Ernte 2010 daher von
Qualitätsverlusten geprägt, erklärte Kliem.
Positiv entwickelten sich dagegen nach den
Tiefständen des letzten Jahres die Getreidepreise. Während der Preis
für eine Tonne Brotweizen im März dieses Jahres im Bundesdurchschnitt
noch bei 107 Euro lag, beträgt dieser aktuell 181 Euro. Der Preis für
eine Tonne Raps lag im Winter 2009/10 durchschnittlich bei gut 260 Euro;
aktuell liegt er mit knapp 355 Euro deutlich über diesem Niveau. Jedoch
müssen die Landwirte Kostensteigerungen durch die erschwerten
Erntebedingungen und die aufwendige Trocknung des Getreides vor der
Einlagerung verkraften. Zudem profitieren die Landwirte nach Aussage
Kliems nicht vollständig von diesen Preissteigerungen, da Getreide und
Raps bereits über Vorkontrakte, d.h. vor der Ernte und damit zu
niedrigeren Preisen, vermarktet wurden.
Als Ursachen für diese Preisentwicklungen verwies
Kliem vor allem auf die Einflüsse der internationalen Märkte. So wurden
bedingt durch die Hitzewelle im Juli Ernteprognosen mehrmals nach
unten korrigiert. Meldungen über Ernteausfälle in Russland ließen vor
allem die Weizenpreise steigen. Als Russland dann als einer der
führenden Weizenexporteure einen Exportstopp verhängte, erreichten
die Weizenpreise ihren ersten Höhepunkt. Auch haben Spekulationen die
Preise an den Börsen angeheizt. Jüngst bestimmen Unsicherheiten über
die Qualitäten des Getreides das Marktgeschehen, vor allem über das
Aufkommen von hochwertigem Brotgetreide.
Die Ernteergebnisse der einzelnen Kulturen zeigen folgendes Bild:
Die Erntemenge der Wintergerste liegt in diesem
Jahr mit 8,6 Millionen Tonnen knapp 15 Prozent unter dem
Vorjahresergebnis. Dies geht auf die Reduzierung der Anbaufläche um
knapp 9 Prozent und auf einen Rückgang des Ertrags pro Hektar auf 6,5
Tonnen zurück. Die Hektarerträge variieren jedoch deutlich von 5,3 bis
8,1 Tonnen pro Hektar. Auch das Korngewicht weist in diesem Jahr mit
Hektolitergewichten von teils weniger als 60 Kilogramm bis zu 70
Kilogramm pro Hektoliter eine große Schwankungsbreite auf. Die
Erzeugerpreise liegen überwiegend bei 130 bis 160 Euro pro Tonne.
Die Anbaufläche von Sommergerste, die in
erster Linie als Braugerste Verwendung findet, ist im zweiten Jahr in
Folge rückläufig. Durch den gleichzeitigen Rückgang des Ertrags pro
Hektar um gut 12 Prozent gegenüber 2009 sind insgesamt nur noch 1,7
Millionen Tonnen Sommergerste geerntet worden. Das Vorjahresergebnis
lag noch bei 2,2 Millionen Tonnen. Hinweise auf geringe
Vollgerstenanteile haben sich im Verlauf der Ernte bestätigt. Auch die
Proteingehalte streuen verhältnismäßig stark. Gegenüber 2009 haben sich
die Erzeugerpreise erholt. Landwirte erzielen aktuell für eine Tonne
Sommergerste zwischen 150 und 180 Euro.
Winterraps gehört mit nahezu 1,5 Millionen
Hektar Anbaufläche zu den bedeutenden Ackerkulturen in Deutschland.
Die Erträge erreichen in diesem Jahr das Niveau des Vorjahres nicht.
Insgesamt wurden 5,6 Millionen Tonnen geerntet. Das entspricht einem
Rückgang der Erntemenge um knapp 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Bezogen auf einen Hektar wurden damit in diesem Jahr nur 3,8 Tonnen bei
Ölgehalten von 40 bis 44 Prozent geerntet. Die Erzeugerpreise haben sich
positiv entwickelt und liegen derzeit bei 320 bis 370 Euro pro Tonne.
Beim Winterweizen, der wichtigsten
Getreidekultur in Deutschland, sind bis heute große Teile noch nicht
geerntet. Nach den bisherigen Erkenntnissen liegt die gesamte Erntemenge
bei 22,7 Millionen Tonnen, welche damit 9 Prozent unter dem Niveau des
Vorjahres von 24,9 Millionen Tonnen liegt. Die Erträge pro Hektar sind
gegenüber 2009 um gut 11 Prozent geringer. Qualitativ wird der Weizen in
diesem Jahr durch einen hohen Anteil von Schmachtkorn beeinträchtigt.
Ernteverzögerungen führten zu Auswuchs und Qualitätseinbußen. Dies
zeigt sich an sinkenden Fallzahlen. Teilweise liegen die Fallzahlen nur
noch im Bereich von 100 bis 150 Sekunden, regional sogar unter 100
Sekunden. Die Erzeugerpreise bewegen sich derzeit im Bereich von 150
bis 200 Euro pro Tonne.
Auch die Erträge und Qualitäten von Roggen
haben unter den Wetterextremen der diesjährigen Erntesaison gelitten.
Die Ertragseinbußen bei Roggen betragen gegenüber dem Vorjahr 1,1 Tonnen
pro Hektar. Das entspricht einem Rückgang von 19,5 Prozent. Da zugleich
auch die Anbaufläche um gut 12 Prozent reduziert wurde, liegt das
diesjährige Ernteergebnis bei 3 Millionen Tonnen. Die Qualitäten sind
aufgrund der schlechten Erntebedingungen ebenfalls nicht
zufriedenstellend.
Auf Mais haben sich die Niederschläge der
vergangenen Wochen dagegen positiv ausgewirkt. Vielerorts konnten sich
die Bestände noch erholen. Von einem Biomasseertrag wie in anderen
Jahren ist dennoch nicht auszugehen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich
die Kolben bis zur Ernte entwickeln können.
Prägend für die diesjährige Frühkartoffelkampagne
waren knapp versorgte Märkte. Nach aktuellen Schätzungen blieb die
Erntemenge 15 bis 20 Prozent hinter dem Durchschnitt der Vorjahre
zurück. Geforderte Sortiergrößen konnten oft nicht eingehalten werden.
Die Preise ließen die Erzeuger jedoch etwas aufatmen. So lagen die
Preise mit 40 Euro für eine Dezitonne Mitte Juli weit über den Preisen
des Vorjahrs. Dieser erfreulichen Entwicklung stehen allerdings die
hohen Kosten für die Beregnung gegenüber. Für die Haupternte gehen die
Kartoffelerzeuger derzeit in vielen Regionen von Einbußen zwischen 10
und 20 Prozent gegenüber den 11,6 Millionen Tonnen 2009 aus.
Bei der wichtigsten Obstkultur, dem Apfel,
haben die ungünstigen Witterungsbedingungen im Frühjahr und
Hagelschäden zu einer kleineren Apfelernte beigetragen. Nach
derzeitiger Kenntnis wächst in Deutschland eine Apfelernte von rund
890.000 Tonnen heran, was einer um 17 Prozent verringerten Erntemenge
gegenüber dem vergangenen Jahr entspricht.
Auch bei den Kirschen werden gegenüber dem
Vorjahr deutlich niedrigere Erträge erwartet. Die Süßkirschenernte
dürfte bei knapp 30.000 Tonnen und die der Sauerkirschen bei rund
21.000 Tonnen liegen. Anders als im Vorjahr konnten die Sauerkirschen in
diesem Jahr zumindest zu kostendeckenden Preisen vermarktet werden.
Die Erdbeerernte ist aufgrund der kühlen
Witterung verzögert gestartet und hat dann mengenmäßig nicht mehr
aufholen können. Das Vorjahresergebnis von rd. 150.000 Tonnen wird wohl
um ca. 10.000 Tonnen verfehlt. Ein gleichmäßiger Saisonverlauf hat zu
einer guten Marktverteilung und einer ausgeglichenen Versorgungslage
über die Saison geführt.
Auch bei Gemüse begann die Ernte 2010 bei fast
allen Kulturen später als im langjährigen Durchschnitt und bescherte –
so insbesondere auch beim Spargel – der Saison 2010 einen schlechten
Start. Die Spargelernte 2010 dürfte um 90.000 Tonnen gelegen
haben und damit etwa 10 Prozent unter dem Vorjahr. Nach dem
katastrophalen Jahr 2009 zeigten sich die Erzeugerpreise eher
freundlich. Pressemeldung Download: | |
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