08.09.2021 | 20:16:00 | ID: 30865 | Ressort: Landwirtschaft | Veranstaltungen

Die MeLa ist zurück: 30-jähriges Jubiläum in Mühlengeez

Schwerin (agrar-PR) - Am 16. bis 19. September findet die 30. Mecklenburgische Landwirtschaftsausstellung (kurz: MeLa) in Mühlengeez statt. Nachdem das Jubiläum 2020 coronabedingt abgesagt werden musste, freut sich Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus, dass die Messe in diesem Jahr wieder stattfinden kann.
„Auch in diesem Jahr stand die MeLa lange Zeit auf der Kippe. Wir werden in diesem Jahr nicht mit Rekorden an Ausstellerzahlen und Besuchern auftrumpfen. Das Beson­dere ist, dass die MeLa überhaupt wieder stattfindet. Mein großer Dank gilt deshalb den Organisatoren und den Aus­stellerinnen und Ausstellern, die mit ihrem Engagement signalisieren: die MeLa ist uns wichtig! Das ist ein deutliches Bekenntnis für die Branche und ihre Leistungen“, sagte Backhaus heute auf einer Pressekonferenz in Mühlengeez im Vorfeld der Messe.

Düngeverordnung

Als eines der derzeit drängendsten Themen in der Landwirtschaft benannte Minister Backhaus die Umsetzung der Düngeverordnung: „Ich habe in diesem Sommer zahl­reiche Landwirtschaftsbetriebe besucht und immer ging es dabei um die ‚roten Gebiete‘. Das ist verständlich, denn es geht hier einerseits um sauberes Grundwasser und damit um eine Lebensgrundlage für Mensch und Umwelt, anderseits um die Existenz von Landwirtschaftsbetrieben. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass die Europäische Kommis­sion erheblich Zweifel hat, dass die bundeseinheitliche Regelung zur Ausweisung der nitratbelasteten und eutro­phierten Gebiete in ausreichendem Maße zur Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie beiträgt.“

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist zwischen Land und Bauernverband eine Diskussion um die Ausweisung und den Zustand der Grundwassermessstellen entbrannt, erklärte er. Konkret gehe es um 31 strittige Messstellen an Standorten, die keine oder nur geringe Deckschichten aufweisen, die das Grundwasser vor Nitrateinträgen schützen könnten. „Den Forderungen des Bauernverbandes, diese Messstellen aus der Gebietskulisse herauszunehmen und durch Messstellen im nächst tieferen Grundwasserleiter zu ersetzen, kann ich aus fachlichen und rechtlichen Gründen nicht nachkom­men“, betonte Backhaus. Die Landwirte rief er auf, im nächsten Jahr einzelbetriebliche Daten elektronisch zur Verfügung zu stellen, dass sie dann plausibilisiert für eine Aktualisierung der Gebietskulisse genutzt werden können.

Schweinemarkt

Besorgt zeigte sich Backhaus auch mit Blick auf den Schweinemarkt: „Wir haben den Schweinehaltern in den vergangenen Jahren viel zugemutet: Ausstieg aus der be­täubungslosen Kastration, dem Kastenstand und dem Schwänzekürzen. Schon seit einem Jahr ist es nicht möglich, bei der Schweinemast Gewinne zu erzielen. Das heißt momentan: Bei jedem Tier, das ein Landwirt mästet, wird nicht nur seine Arbeit nicht honoriert. Ein Landwirt zahlt sogar bei jedem Mastschwein aktuell 12 Euro je Tier dazu.

Beim Ferkelerzeuger sieht die wirtschaftliche Lage noch schlechter aus. Dort liegt der Preis derzeit bei 31 Euro für ein 25 Kilogramm-Ferkel. Um sämtliche Kosten zu decken, werden aber etwas mehr als 60 Euro je Ferkel gebraucht.“ Die Folgen seien dramatisch: „Während von den Schweine­haltern in den letzten 10 Jahren bundesweit knapp 12.000 Betriebe, etwa 30 Prozent, aus der Produktion ausgeschie­den sind, haben bei den Zuchtschweinehaltern bzw. Ferkel­erzeugern im gleichen Zeitraum 8.400 Betriebe, also mehr als die Hälfte, das Handtuch geworfen. Und in dieser schwierigen Situation steht die Afrikanische Schweinepest vor unserer Tür“, erklärte der Minister.

Er plädierte für eine echte Partnerschaft der Landwirtschaft mit den Schlachtunternehmen, den Verarbeitern und dem Handel: „Wenn es nur bei Lippenbekenntnissen und Hinter­türen für den Handel bleibt, dann gehen in vielen tierhalten­den Betrieben demnächst die Lichter aus. Und es werden vor allem die Familienbetriebe sein, die dem jahrelangen Preis­dumping Tribut zollen müssen und nicht mehr weiter­machen können.“

Ernte 2021

Die Ernte 2021 wird in Mecklenburg-Vorpommern nach aktuellen Einschätzungen durchschnittlich ausfallen. Die vor­läufigen Ernteergebnisse liegen für MV bei Winterweizen bei 76 dt/ha gegenüber 81 dt/ha in 2020 und bei Winterraps bei 37 dt/ha gegenüber 39 dt/ha in 2020 leicht unter den Vor­jahresergebnissen, aber über dem Durchschnitt der letzten sechs Jahre (Winterweizen: 75 dt/ha, Winterraps: 33 dt/ha). Lediglich Wintergerste konnte mit 77 dt/ha das mehrjährige Mittel (72 dt/ha) und den Vorjahresertrag (74 dt/ha) übersteigen. Allerdings mussten, regional unterschiedlich ausgeprägt, verminderte Qualitäten in Kauf genommen werden. Hinzu kommt, dass die Produktionskosten für Energie, Pflanzenschutz- und Düngemittel etc. bisweilen sogar mit zweistelligen Zuwachsraten innerhalb eines Jahres gestiegen sind. Die höheren Verkaufspreise für alle Kulturen werden damit deutlich geschmälert.

Bei Getreide liegt die Gesamternte in MV bei knapp 4 Mio. Tonnen. Damit wird die durchschnittliche Menge der letzten sechs Jahre leicht überschritten, aber deutlich geringer ausfallen, als in den letzten zwei Jahren. Auch deutschland­weit geht die Getreideproduktion laut der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) des Bundes in diesem Jahr von 44 Millionen Tonnen im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 auf 42 Millionen Tonnen zurück. „Damit er­fährt die angespannte Lage in der Landwirtschaft durch die Ernte 2021 temporär eine Erleichterung, aber keine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Situation“, pointierte Backhaus.

Landwirtschaft in Zeiten der Pandemie

Abschließend betonte der Minister, dass die Corona-Pande­mie einmal mehr gezeigt habe, dass die Land- und Ernäh­rungswirtschaft systemrelevant ist. Dennoch müsse sich die Branche noch krisensicherer aufstellen: „Wir brauchen eine höhere Diversität in den Anbaumethoden und Kulturen, neue Züchtungsmethoden, die den veränderten klimatischen Bedingungen gerecht werden, digital vernetztes Smart Farming sowie neue Prozesse und Produkte, die zu einer sinnvollen Kreislaufführung beitragen.“

Richtungsweisende Veränderungen hat Mecklenburg-Vor­pommern bei der Neuausrichtung der GAP nach 2020 angestoßen. Gemäß dem Prinzip „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ sollen Direktzahlungen an die Land­wirte künftig noch stärker an Leistungen für den Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz (eco schemes) geknüpft werden. Auf der MeLa wird das Landwirtschaftsministerium Landwirtschaftsbetriebe mit besonders klimafreundlichen Konzepten auszeichnen. „Wir wollen den Landwirtschafts­betrieben zeigen, dass wir ihr Engagement in diesem Bereich wahrnehmen und honorieren“, sagte Backhaus.

Agrarinvestitonsförderprogramm

Dass die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern den Umwelt- und Klimaschutzgedanken immer stärker in ihre Arbeit einbinden, zeigen unter anderem die Investitionen zur Verbesserung des Tierwohls und zur Senkung von Emissionen, die über das Agrarförderinvestitionsprogramm (AFP) unterstützt werden.

Nach der Milchmarktkrise in 2015/2016 und langen Trocken­perioden in 2018/19 haben Investitionen in diesem Bereich derzeit wieder zugenommen. Waren es 2015 noch 52 Förderfälle mit einem Fördervolumen von 8,5 Millionen Euro, sind es 2020 144 Förderfälle mit einem Fördervolumen von fast 13 Millionen Euro gewesen. Insgesamt wurden in der aktuellen Förderperiode (2015 bis 30.6. 2021) fast 700 Vorhaben mit ca. 66 Millionen Euro Fördermittel bewilligt, womit ca. 235 Millionen Euro Investitionen umgesetzt wurden.
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