10.11.2009 | 10:00:00 | ID: 3533 | Ressort: Landwirtschaft | Agritechnica

DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer eröffnet die Agritechnica 2009

Hannover (agrar-PR) - Begrüßungsansprache anlässlich des Max-Eyth-Abends

 

Herzlich willkommen zur Agritechnica 2009 hier in Hannover, herzlich willkommen zur „World´s Nr. 1“, der weltgrößten Landtechnikausstellung, die traditionell mit dem heutigen Max-Eyth-Abend feierlich eröffnet wird. Ich begrüße Sie zu einer Agritechnica, die weit mehr ist als die weltgrößte Zusammenführung von technischen Kunstwerken aus Stahl, Elektronik und Hydrauliksystemen. Ich begrüße Sie zum wichtigsten Treffpunkt der modernen, internationalen Agrarwirtschaft, der innovativen Agrartechnologie und der landwirtschaftlichen Unternehmer. Ich begrüße Sie in Hannover, im Herzen Europas, im Zentrum der großen Agrarkontinente zwischen Atlantik und sibirischem Tiefland und mitunter weit darüber hinaus.
 
Hannover ist in diesen Tagen das Leistungsfenster für die globale Landtechnikindustrie, in einer noch nie dagewesenen Dichte und Größe, auf 320.000 qm Fläche in dem um zwei weitere auf 18 Hallen gewachsenen Ausstellungsgelände, 2.300 Aussteller, davon erstmalig über 1.100 internationale. Es erfüllt mich mit besonderer Freude, dass Vertreter aus elf weiteren Nationen den Weg nach Hannover gefunden haben und sich damit neben Deutschland 46 Länder aus aller Welt an der Leitausstellung Agritechnica beteiligen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, deshalb gilt mein besonderer Gruß an dieser Stelle unseren internationalen Ausstellern und Besuchern.
 
Die Agritechnica ist mehr als eine Ausstellung, sie ist eine Zukunftsschmiede, in der Ingenieure, landwirtschaftliche Unternehmer, Wissenschaftler und Experten Konzepte präsentieren, gemeinsam Lösungen erarbeiten und diskutieren. Hier in Hannover erlebt man die „kritische Masse“, die den Blick auf vollkommen unerwartete Ansätze erst ermöglicht. Erinnern Sie sich noch an die Agritechnica 1999, in der erste, sich selbst steuernde Schlepper in einem Parcour vorgeführt wurden? Heute sind automatische Lenksysteme und davon abgeleitete Weiterentwicklungen in der Praxis begeisternde Selbstverständlichkeit geworden.
 
Die Agritechnica ist die wichtigste Ideenbörse für die Agrarwelt von morgen, einer Agrarwelt, die sich wirklich fundamentalen Herausforderungen stellen muss. Technologie und Innovation sind die Kernbestandteile für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum. Technischer Fortschritt, wie er in diesen Tagen in Hannover mit Händen zu greifen, mit glänzenden Augen zu erfassen und intellektuell zu verstehen ist, technischer Fortschritt als Frucht des in Freiheit agierenden Geistes ist die notwendige Bedingung, um die großen Herausforderungen einer dynamisch wachsenden Welt zu meistern. Technischer Fortschritt ist wie ein Quantensprung, er versetzt uns deshalb in die Lage, diese Herausforderungen nachhaltig, also sozial sowie ökologisch verträglich und zugleich ressourceneffizient zu meistern. Einen überzeugenderen Gegenentwurf für diese großen Aufgaben hat bis heute niemand präsentiert.
 
Der Blick in die 18 Hallen der Agritechnica spiegelt eine neue Faszination Landwirtschaft, eine neue Faszination moderner Landtechnik wider. Dieses Feuerwerk an Innovationen, das Industrie und Handwerk durch meisterhafte Ingenieurkunst und mutige Investitionen entfachen konnten, begeistert ihre Kunden. Sie schaffen sichere Werkzeuge für den Anwender, sie schaffen Werkzeuge für einen modernen und deshalb nachhaltigen Sektor Landwirtschaft.
 
Ich möchte an dieser Stelle unserem Partner, dem VDMA Landtechnik in Person seines Vorsitzenden, Herrn Henning Paulsen für die bewährte und vertrauensvolle Zusammenarbeit danken. Sie ist das tragende Fundament einer erfolgreichen Agritechnica. Dass die Hannover Messe, sehr verehrter Herr von Fritsch und Herr Kühne, mit ihrer vorzüglichen Infrastruktur, mit hoher Flexibilität auf diesem weltweit einmaligen Messegelände einen großartigen Rahmen für die Agritechnica schafft, das verspürt jeder. Vielen Dank dafür. Zuletzt sei es mir auch gestattet, unser Agritechnicateam um Herrn Dr. Köckler besonders zu danken, denen es gelungen ist, diese dynamisch gewachsene Ausstellung technisch wie fachlich hervorragend zu strukturieren und vorzubereiten.
 
Meine Damen und Herren, Agritechnica, um Zukunft zu gestalten? Wir kennen alle die dunklen Novembertage, wenn Regen und Nebel den Blick verhängen, wenn Husten und nicht Glückshormone den Körper schütteln. Nicht anders erscheint der Blick auf die Stimmungslage der Branche, die durch Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, aber auch durch Preisverfall in nahezu allen Segmenten in Molltönen verläuft. Das hat natürlich Konsequenzen auf die Investitionsbegeisterung und somit auf die Umsatzentwicklung der Branche. Vor wenigen Wochen fand in Deutschland eine große Automobilausstellung statt. Wenn Sie im Zusammenhang mit den dort ausgestellten Produkten Begriffe wie den „Coolheitsfaktor“ hören, Suggestionen von einer endlich „auslebbaren Persönlichkeit“, von „dokumentierter Identität“ und „gelebter Mobilitätskultur“, dann beschleicht den Beobachter die Erkenntnis: Agrarmärkte, Agrarprodukte sind anders. Agrarprodukte benötigen nicht das gesamte Portefeuille an emotionalisierenden Argumenten für den Kauf eines zweiten oder dritten, schnelleren oder eleganteren, aber eigentlich überflüssigen Wagens zur Stabilisierung des Absatzes in einem weitgehend gesättigten Markt.
 
Landtechnik ist ein unverzichtbares Werkzeug in den Händen landwirtschaftlicher Unternehmer, und die Marktlage ist nur ein Argument für Investitionen. Die imposanten Leistungsentwicklungen, ungekannte Maschinenleistung, von der Elektronik bis zum Precision Farming eröffnen Effizienzsprünge, die Investitionen gerade heute, gerade gegen den Zyklus mit idealen Finanzierungsbedingungen rentabel machen. Investitionen werden getätigt, wenn sie helfen, Stückkosten zu senken und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Deshalb werden Sie in den nächsten Tagen landwirtschaftliche Unternehmer in den 18 Hallen sehen, die sich inspirieren lassen, die rational den Nutzen für ihr Unternehmen wägen und sehr bewusst sich für die Teilnahme am technischen Fortschritt entscheiden. Zukunftslandwirte werden ihre Betriebe gerade heute durch Investitionen in moderne Produktionstechnik erfolgreich auf ein neues Effizienzniveau führen.
 
Noch ein Wort zu den Agrarmärkten: Meine Damen und Herren, wir sollten uns bemühen, im Herbstnebel nicht die Fakten im Diffusen verschwimmen zu lassen: Zwei Jahrhunderternten in Folge stellen nicht alle Erkenntnisse auf den Kopf. Täglich werden auf dieser Welt 200.000 Menschen zusätzlich geboren, Menschen, die leben wollen und sich dafür gut ernähren müssen. Die großen Megatrends sind auch im Herbst 2009 ungebrochen:
·         Urbanisierung einer dynamisch wachsenden Bevölkerung
·         Globalisierung der Ernährungsgewohnheiten
·         Ressourcenknappheit von der Energie bis zu stofflichen Alternativen
 
Jeder dieser Fakten löst für sich eine beeindruckende Dynamik bei der Nachfrage nach Agrarprodukten aus. Da die Trends gleichgerichtet sind und sich somit verstärken, scheinen Malthus´sche Visionen eines nicht zu gewinnenden Wettlaufes zwischen Pflug und Storch zumindest nicht unwahrscheinlich, und das auf einem ungleich höherem Produktivitätsniveau. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man sich die Restriktionen des Angebotes von Biomasse vor Augen führt. Klimatische Veränderungen, zunehmende Knappheit des Wassers und der berechtigte Anspruch auf nachhaltige Nutzung globaler natürlicher Ressourcen begrenzt die zusätzliche Verfügbarkeit fruchtbarer Ackerfläche. Genau deshalb wird die Fachausstellung Agritechnica 2009 durch ein Special begleitet, der World Soil and Water Show, die dieser Fragestellung interessante Antworten abgewinnen kann.
 
 
Es gibt eine einzige Variable, die dieses Dilemma auflösen kann: Wir müssen auf knapper Fläche in der Lage sein, mehr zu ernten. Deshalb ist die erste Botschaft der Agritechnica 2009:
 
 
 
„Wir brauchen eine effiziente, leistungsfähige und fortschrittsorientierte Landwirtschaft, die die Potenziale der Agrarstandorte auf der ganzen Welt zu heben in der Lage ist. Technischer Fortschritt und Investitionen, die im Vertrauen auf die Zukunft getätigt werden, das sind die Voraussetzungen für eine ausreichende Produktion von Lebensmitteln.“ Dies erklärte der Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) Carl-Albrecht Bartmer anlässlich der Eröffnungsveranstaltung zur Landtechnikausstellung Agritechnica am 9. November 2009 in Hannover.
 Und deshalb freue ich mich ganz besonders, sehr verehrte Frau Bundesministerin Aigner, dass Sie unmittelbar nach der Wahl, zum Anfang der neuen Legislaturperiode, ein Treffen  mit der Agrarbranche hier anlässlich der Agritechnica ermöglichen. Im Namen der DLG gratuliere ich Ihnen zur Wiederwahl. Sie vertreten in der Berliner Kabinettsrunde das Schlüsselressort des 21. Jahrhunderts. Dieses Ressort verlangt Führungswillen und Durchsetzungskraft – mitunter auch gegen solche, die sich Freunde nennen. Es wird Ihre wichtigste Aufgabe, für die Land- und Ernährungswirtschaft Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese in die Lage versetzen, effizient, leistungsfähig und fortschrittsorientiert die Potenziale eines der wichtigsten globalen Gunststandorte auch zu nutzen. Europa, das ist einer der kaufkräftigsten Märkte der Welt, mit den innovativsten Industrien von der Züchtung über die Chemie, den Maschinenbau bis zur Ernährungswirtschaft, mit einer immer noch beispielhaften Forschungs-, Ausbildungs- und Unternehmerkultur, ein Standort mit fruchtbarsten Böden und gemäßigtem Klima. Dieses Europa muss seine Potenziale auch nutzen. Das ist praktizierte, wahrgenommene Verantwortung im globalen Kontext.
 
Denn eines hat die Geschichte immer wieder bewiesen: Die Versorgung mit qualitativ hochwertigen und vor allem ausreichenden Lebensmitteln ist nicht nur eine gigantische Aufgabe, sondern sie hat eine fundamentale ethische und friedenserhaltende Dimension. Über eine Milliarde Menschen, die auf unserem Globus Hunger leiden, lässt nicht von ungefähr die FAO zu massiven Investitionen im Agrarbereich aufrufen. Hunger ist bekannterweise ein Kaufkraftproblem, aber wenn sich – und das ist bei der zu erwartenden Nachfragedynamik nicht unwahrscheinlich, 2007 hat uns eine Ahnung gegeben – zusätzlich ein Mengenproblem auftut, dann werden wir uns an Lampedusa, an Seelenverkäufer auf dem Mittelmeer erinnern. Wir werden uns diese vergleichsweise beherrschbaren Herausforderungen zurückwünschen und uns fragen, warum wir die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben. In unserer kommunikativ vernetzten und in ihren Handels- und Güterströmen verletzlichen Welt werden Menschen Hunger und Mangel nicht still ertragen. Sie verlangen, und zwar zu Recht, Teilhabe und gleichgewichtige ökonomische Entwicklung.
 
Frau Bundesministerin Aigner, genau diese Erkenntnis sollte der strategische Rahmen Ihrer Agenda für die nächsten vier Jahre sein, und genau deshalb vertreten Sie das Zukunftsministerium in der Kabinettsrunde, ein Ministerium, das übrigens auch ein Wirtschaftsministerium ist. Die Land- und Ernährungswirtschaft, die zusammen mit der Vorleistungsindustrie jeden 10. Arbeitsplatz stellt, verzeichnet Wachstumsraten der Arbeitsproduktivität, die diejenigen der übrigen Volkswirtschaft übertreffen. Es sind die technischen Errungenschaften, die Sie hier auf der Agritechnica 2009 sehen, die dies ermöglichen, die einen modernen Sektor Landwirtschaft zulassen, dessen Kapitalintensität doppelt so hoch ist wie die der Industrie. Das schafft Wirtschaftskraft in den ländlichen Räumen, das ergibt wettbewerbsfähige Arbeitsplätze und hilft sicher weiter als kurzfristige Placebos, die dann als Errungenschaft von Koalitionsverhandlungen gefeiert werden.
 
Und der Nutzen, das ist die zweite Botschaft der Agritechnica, der Nutzen des Fortschritts, der kommt dem Verbraucher direkt zugute, genau deshalb nennen wir unsere Marktwirtschaft sozial. Im Vergleich zum Jahr 1970 geben die Verbraucher heute statt 27 % nur noch 11 % ihres verfügbaren Einkommens für Lebensmittel aus. Das sind 215 Mrd. € im Jahr. Wenn das kein Konjunkturprogramm ist, zumal ein dauerhaftes, das erst durch ein modernes Agribusiness möglich gemacht wurde.
 
Dieser Fortschritt war nicht geschenkt. Er ist der innovativen Neugierde, mutigen Investoren, der fachlichen Qualifikation der hier versammelten Unternehmer geschuldet, aber auch einem mitunter schmerzlichen Strukturwandel, der keineswegs ein Ende gefunden hat. Gerade deshalb ist eine Idealisierung eines ländlichen Raumes im historischen Zuschnitt problematisch, das gilt für Bayern nicht anders als für die Toskana oder die Champagne. Das Aussehen dieser Landschaften ist schließlich auch nur Spiegelbild der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Zeit ihrer Entstehung. Sie werden sich mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen laufend verändern. Ländliche Räume haben nur eine Perspektive, wenn sie ein wirtschaftliches Fundament haben, wenn Unternehmer im ländlichen Raum – und das sind nicht nur Landwirte – investieren und wettbewerbsfähige Arbeitsplätze schaffen.
 
Es ist nicht nur legitim, es ist strategisch notwendig, ein „Europäisches Agrarmodell“ als Leitlinie zukünftiger Agrarpolitik zu definieren, genauso strategisch unverzichtbar, wie in Regionen um Krasnodar oder das Mato Grosso mit vielleicht gar nicht so unterschiedlichen Inhalten. Es ist aber ein Missbrauch solcher Modelle, wenn sie als Argument für bevorzugte Betriebs- und Stallgröße, für die restriktive Verfügbarkeit von modernen Technologien und nicht zuletzt als Vehikel zur Gestaltung einer „Bilderbuch-Landwirtschaft“ genutzt werden. Denn gerade dann würde ja die Existenzgrundlage ländlicher Räume, die eben eine wirtschaftliche sein muss, gefährdet. Weiterentwicklungen in der Pflanzenzüchtung, im Pflanzenschutz, in der Landtechnik und nicht zuletzt in der Betriebsstruktur sollten nicht Gegenstand nationaler oder mitunter regionaler Sonderwege sein.
 
Ich halte es für einen Verlust an demokratischer Kultur, politisches Handeln allein von den Wasserstandsmeldungen immer kurzfristigerer Wählerbefragungen abhängig zu machen. Vielmehr wünsche ich mir bei den politischen Entscheidungsträgern eine starke, in die Zukunft führende Hand. Ich wünsche mir ein breites Kreuz gegen den gesellschaftlichen Mainstream, wenn unser wertvollstes Organ der Erkenntnis, die Vernunft, dieses nahelegt. Intellektuelle Redlichkeit ist ein hoher Anspruch, nachvollziehbare wissenschaftliche Kriterien helfen dabei mehr als die Rücksichtnahme auf emotionalisierende Stimmungsmacher. Die Zukunft der ländlichen Räume liegt in den Händen der dort lebenden Menschen, in engagierten landwirtschaftlichen Unternehmern, die innovationsfreudig und deshalb nachhaltig bereit sind, sich in Strukturen und Technologie immer wieder flexibel weiterzuentwickeln und so das Kulturgut ländlicher Raum in seiner Vielfalt erhalten. Die Zukunft der ländlichen Räume liegt in Unternehmen, die häufig eigentümergeführte Familienbetriebe mit Lohnarbeitskräften sind, die besonderen Nutzen aus der Elastizität familiärer Arbeitskräfte ziehen, multitalentiert, flexibel im Eigenkapitaleinsatz, kompetent bei den Produktionsprozessen. Die regionale Vernetzung der Unternehmerfamilie stärkt den ländlichen Raum und selbiger im Gegenzug den Betrieb.
 
Meine Damen und Herren, Strukturwandel und technischer Fortschritt, das ist mehr als Rechenschieber-Spiele eines Gewinn maximierenden Unternehmens. Die Anpassung und laufende Veränderung von Strukturen, genauso wie die technischen Weiterentwicklungen, sind eine gesellschaftliche Kultur, die sich im Mut zur Veränderung ausdrückt. Diese Kultur, Triebkraft großer Entwicklungssprünge, ohne die wir heute gar nicht existieren könnten, ist in unserer saturierten Gesellschaft einer lähmenden Sorge, mitunter Angst gewichen. Die Diskussionen um die Schweinegrippe offenbart sie genauso wie der Umgang mit neuen Technologien oder sich globalisierenden Handelsströmen. Utopien von Stillstand und Subsistenz haben Hochkonjunktur. Das ist eine gefährliche Illusion, weil Werte nur der bewahren kann, der bereit ist, sich auf die Wirklichkeit immer wieder neu einzustellen. Das beweisen die mitunter langen Unternehmensgeschichten in der Landtechnik und in der Landwirtschaft, es gilt nicht anders für ländliche Räume und für die darin wirtschaftenden Menschen.
 
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Werte kann nur der bewahren, der bereit ist, sich auf die Wirklichkeit immer wieder neu einzustellen. Sie haben es bereits im Vorspann gesehen, es gibt Momente in der Weltgeschichte, in der Geschichte einer Nation, in denen sich diese Erkenntnis fast eruptiv Bahn bricht. Genau vor 20 Jahren, zu dieser Stunde, haben hunderttausende Menschen in einer kollektiven Bewusstwerdung „Wir sind das Volk“ gerufen. Sie haben friedlich den höchsten Wert, die Freiheit, für sich reklamiert. Ausgehend von einer Solidarnosc-Bewegung in unserem Nachbarland Polen, über Glasnost und Perestroika, Aufbruch in allen gedrückten Ländern des Ostens, hat der Geist der Freiheit in einer mächtigen, selbst von kühnsten Optimisten niemals für möglich gehaltenen Welle Zwang und Unterdrückung weggetragen. Freiheit, Voraussetzung für persönliche Würde und Souveränität, Freiheit zur Nutzung von Talenten und Begabungen, Freiheit zur Information, Freiheit zur verantwortungsvollen Gestaltung, es sind diese Lichtmomente, die den trüben November 1989 zu einem strahlenden machte.
 
Es gibt wohl keinen Sektor, der die neu gewonnene Freiheit so genutzt hat wie die Agrarwirtschaft, und das ist die dritte Botschaft der Agritechnica am 9. November 2009, wir haben im wahrsten Sinne des Wortes „ blühende Landschaften“ geschaffen, von der Elbe bis hinter den Ural. Es war die unternehmerische Freiheit einer globalen Landtechnikbranche, die einen Aufschwung ungeahnten Ausmaßes verwirklicht hat, allein in Deutschland eine Verdoppelung der Umsätze, weil sie konsequent in Märkte und angepasste Technologien investiert hat. Es war die unternehmerische Freiheit der Landwirte, die einen technologischen und strukturellen Wandel zu den leistungsfähigsten Einheiten der Welt vollzogen hat. Es war schließlich auch eine Agritechnica, die erst durch die Ereignisse von 1989 zur Weltleitmesse werden konnte und sich seitdem, gemessen in Ausstellerzahlen, Internationalität und Fläche verdreifachen konnte. Alle drei Entwicklungssprünge sind ein Segen. Sie versetzen uns heute in die Lage, nicht mehr in Kriterien von Eisernem Vorhang und Ost-West-Konflikt zu denken. Stattdessen können wir grenzübergreifend unsere Kräfte auf die großen globalen Aufgaben fokussieren, von der Ernährung über die Nachhaltigkeit bis zur gleichgewichtigen Teilhabe am Wohlstand unseres Planeten. Das ist eine faszinierende Aufgabe, wir haben die Mittel in der Hand, carpe diem!
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