Frankfurt (agrar-PR) -
WWF fordert Mehrjahrespläne für die Fischerei statt jährlicher Fangquoten Die EU-Fischereiminister haben sich heute in
Brüssel auf Fischfangquoten für Nordsee und Nordostatlantik für das
Jahr 2010 geeinigt. Die Fangmöglichkeiten auf Kabeljau, Schellfisch und
Seezunge wurden um 15 bis 35 Prozent reduziert. Nach Ansicht der
Umweltstiftung WWF spiegeln die angemessenen Entscheidungen vor allem
den schlechten Zustand der Fischbestände wieder: Acht von zehn
Beständen in EU-Gewässern gelten als überfischt.
Trotzdem stellt der WWF der Politik insgesamt ein
schlechtes Zeugnis aus. „Das alljährliche Geschacher um den Fisch
gehört zu den Krankheitssymptomen der Fischereipolitik“, so Karoline
Schacht, Fischereireferentin beim WWF Deutschland. „Die EU muss
Mehrjahrespläne für alle Fischbestände auflegen. Nur so bekommen Fisch
und Fischer die langfristige Perspektive, die beide verdienen.“
Die Minister Deutschlands, Großbritanniens und
Dänemarks einigten sich zudem auf Pilotprojekte zur Beifangvermeidung.
Wenn Fischer ihren gesamten Fang anlanden und Überwachungskameras an
Bord installieren, werden ihnen bis zu 5 Prozent mehr Quote zugeteilt.
Nach Ansicht des WWF unterläuft diese Vorschusszahlung den Schutz der
Bestände. „Allein die Ankündigung, sich auf See besser zu verhalten,
sollte noch nicht belohnt werden - entscheidend ist die Umsetzung“, so
Karoline Schacht. Viel sinnvoller sei es, wenn die Länder eine
Quotenreserve anlegten und diese erst verteilten, wenn die
Pilotprojekte erfolgreich seien.
Die Entscheidung der Minister wurde erschwert, weil
in der vergangenen Woche das Handelsabkommen mit Norwegen über
gegenseitige Fangrechte an wichtigen Beständen scheiterte. Während
Norwegen seinen Makrelenanteil erhöhen wollte, ist die EU insbesondere
an norwegischem Seelachs, Hering und Scholle interessiert. Bis ein
neues Abkommen erzielt wird, dürfen die europäischen Fischer nicht in
norwegischen Gewässern fischen und erhalten nur vorläufige Quoten.
Der WWF fordert darüber hinaus den
Lebensmittelhandel auf, sein Sortiment auf nachhaltigen Fisch
umzustellen und verweist auf die Niederlande. Dort haben sich alle
großen Handelsketten dazu verpflichtet, ab 2012 nur noch Fisch mit dem
Siegel für Nachhaltigkeit des „Marine Stewardship Council“ (MSC)
anzubieten. Deutschland ist mit derzeit über 800 MSC-zertifizierten
Produkten weltweit Marktführer. Damit bietet jeder Einkauf die
Möglichkeit, aktiv zum Schutz der Meere beizutragen. Der WWF empfiehlt
Verbrauchern, sich beim Fischkauf an die Empfehlungen des kostenlosen
WWF-Fischführers zu halten. Auf Aal sollte unbedingt verzichtet werden
- er ist vom Aussterben bedroht.