16.04.2013 | 16:06:00 | ID: 14900 | Ressort: Energie | Erneuerbare Energien

Experten-Umfrage zur Zukunft der Bioenergie aus Holz

Hannover (agrar-PR) - Professionalisierung mit einheitlicher Brennstoff-Qualität Perfekte Logistik und Kundenservice
Die LIGNA ist traditionell der wichtigste internationale Branchen­treffpunkt der Holz be- und verarbeitenden Industrie. Nicht von ungefähr hat sie sich in den letzten Jahren auch zur mit Abstand größten Messe zum Thema Bioenergie aus Holz entwickelt. Von Hannover aus werden somit vom 6. bis 10. Mai Impulse ausgehen, die für den Holzenergie-Markt und alle in ihm agierenden Unternehmen von großer Bedeutung sind.

 

Die Deutsche Messe ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Als Mittler zwischen den Akteuren hat sie eine qualitative Umfrage unter Experten durchgeführt, um bereits vor der Messe Zukunftstrends aufzuzeigen. Wie und wo kann der Energieträger Holz noch Boden gut machen – als heimischer flächendeckend verfügbarer Rohstoff, der heute schon zehn Prozent des erneuerbaren Stroms und drei Viertel der erneuerbaren Wärme deckt?

 

Homogener Brennstoff von höchster Qualität

Als zentrale Herausforderungen der nahen Zukunft nannten die Befragten die einheitlich kontrollierte Qualität der Holzbrennstoffe, die Verbesserung der Logistik und das konsequente Umsetzen des Servicegedankens bei gleichzeitig aktiver Absicherung der Rohstoffversorgung, etwa durch Kurzumtriebsplantagen.

 

Rein technische Aspekte wurden dagegen nicht als „Baustellen“ benannt. Maschinell sei die Branche gut aufgestellt. Brennholzproduzenten könnten auf ein hochentwickeltes Angebot zurückgreifen, so das Fazit der Befragten. Das belegen auch die vielseitigen Präsentationen, die führende Aussteller aus Deutschland, Österreich, Italien, den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich und Dänemark für die LIGNA angekündigt haben und in den Hallen 13, 27, im Freigelände und in den Pavillons auf rund 4 000 Quadratmetern (2011: 3 100) zeigen werden.

 

Seit Ende der 1990er Jahre befindet sich die energetische Verwendung von Holz nun bereits im Wachstumstrend. Sie wird sich, so die Prognose von Prof. Udo Mantau von der Universität Hamburg, von 1995 bis 2015 auf bis zu 80 Millionen Kubikmeter Holz vervierfacht haben. „Die hohe Nachfrage führt dazu, dass Holz aus ganz unterschiedlichen Quellen genutzt wird“, erklärt Bernd Heinrich, Leiter des Fachressorts Bioenergie und Stoffkreisläufe beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF). Neben Waldholz werden zunehmend auch Kurzumtriebs- und Landschaftspflegeholz geerntet. Dies habe, so der Energieexperte, sehr heterogene Sortimente zur Folge: „Holzartenzusammensetzung, Korngrößenverteilung und Wassergehalt sind uneinheitlich. Ein Trend im Energieholzbereich ist deshalb das Produzieren von möglichst homogenen Sortimenten. Dies kann durch das Abscheiden von Verunreinigungen, das Sortieren in verschiedene Korngrößen passieren. Vor allem aber dem Trocknen kommt eine immer höhere Bedeutung zu. Es führt zu einer höheren Qualität und damit letztendlich auch zu einem höheren Verkaufspreis.“

 

Die KWF-Sonderschau im Pavillon 34 unter dem EXPO-Dach auf der LIGNA wird sich genau diesen Prozessen widmen und mögliche Lösungsansätze aufzeigen. Um die zum Teil sehr komplexen Sachverhalte für den Besucher anschaulicher zu machen, wird es Sonderschauführungen geben sowie Demonstrationen an und mit ausgewählten Exponaten. Begleitend zur Sonderschau wird ein Handout zur Verfügung gestellt, welches das Thema für den Besucher auch über die Messe hinaus verfügbar macht.

Auch Bernd Geisen, Geschäftsführer des Bundesverbands BioEnergie e.V. (BBE), sieht in der „Bereitstellung eines homogenen Brennstoffs“ eine Kernaufgabe für die Branche. Der Umweltökonom weist auf das initiierte Netzwerk HolzWärmePlus hin, welches auch auf der LIGNA in der Halle 13 im Bereich „Bioenergie aus Holz“ vertreten sein wird. Dieses hat sich mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums zur Aufgabe gestellt,  „einen Branchenstandard für Holzhackschnitzel als energieeffizienter Regelbrennstoff zu entwickeln“. Der soll – übrigens nach Ansicht aller Befragten – zukünftig auch gern verstärkt aus Kurzumtriebsplantagen und Agroforstsystemen stammen.

 

Erstmalig wird es in der Halle 13 einen Demopoint „Bioenergie aus Holz“ geben. Hier haben Erstaussteller die Möglichkeit sich zu präsentieren.

 

„Angesichts des wachsenden Bedarfs an Holzdendromasse für die energetische und stoffliche Nutzung erfährt der Anbau von schnellwachsenden Turbo-Pappeln eine Renaissance“, so Dr. Marcus Wenzelides von der Wald-Agentur Münster. Entsprechende Energieholzkonzepte zur Anlage von Agrarholz- und Vorwaldflächen werden zur LIGNA 2013 durch die Wald-Agentur im NRW Pavillon unter dem EXPO-Dach präsentiert.

 

Richtige Stückgröße und idealer Trocknungsgrad für die Befeuerung

Holzhackschnitzel auf europäischer Ebene zu klassifizieren, wird auch ein großes Thema im Freigelände vor dem EXPO-Dach sein. Dort wird die Landwirtschaftskammer Niedersachsen entlang der Techniklinie „Vom Baum zum Brennstoff“ die unterschiedlichen Abläufe der Brennstoffbereitung, -nutzung und -logistik zeigen. Organisator Carsten Brüggemann beschreibt die Marktrelevanz: „Mit dem Entstehen von Biomassehöfen und Holzenergiezentren gewinnt die optimale Aufbereitung und Trocknung des Brennstoffes zunehmend an Bedeutung. Während der Messe zeigen wir unter anderem an einer zehn Meter langen Siebmaschine, wie sich Verunreinigungen sowie Fein- und Grobfraktionen des Waldhackguts voneinander trennen lassen.“

 

Die Kundenbrille zählt – und damit Marketing-Knowhow

Nah dran am Kunden und seinen Erwartungen ist Günter Schröder. Er betreut bei der Stadtwerke Hannover AG (enercity) den Fachbereich Forst und kauft für das Holzenergiezentrum Hannover jährlich bis zu 4 000 Tonnen Rundholz ein. Der Insider kennt sowohl die Bedürfnisse großer Firmenkunden als auch kleiner Privatkunden: „Viele haben schlechte Erfahrungen mit Hauruck-Lieferanten und bunt gemischten Brennholzsortimenten gemacht. Der Kunde – egal ob Wohnungsbaugesellschaft, Kommune oder Eigenheimbesitzer – will einen definierten Brennstoff von berechenbarer Qualität und einen professionellen Ansprechpartner mit Rundumservice, der ihm auf Wunsch alle Arbeiten und Wege abnimmt – wie bei Gas oder Erdöl.“    

 

Die Perspektive des Kunden hält auch Alexander Borchert, Redakteur der Zeitschrift „Energie+Zukunft“, für entscheidend. Der Münchner Experte gibt zu bedenken: „Die Vielfalt der Technik-Angebote bei der Bioenergie kann Architekten, Planer und Bauherren zunehmend verwirren. Komplexität und Unüberschaubarkeit können das vorhandene Interesse sogar wieder abkühlen. Die Holzenergie ist deshalb auch eine Kommunikationsaufgabe.“ Die Branche sei dann auf dem richtigen Weg, wenn sie Kaufentscheider und Kunden an die Hand nimmt und mehr als bisher in Beratung und Service investiert.

 

Vor allem Besitzer von Bestandsimmobilien lassen sich prinzipiell gern von der Holzenergiebranche an die Hand nehmen. „Zur Erzeugung möglichst preiswerter Wärme gibt es im Bestand kaum Alternativen zu Holz“, weiß Diplom-Forstwirt (TU) Bernhard Wern, Experte für Stoffströme am Institut für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) in Saarbrücken. Die Alternative etwa zu Pellets, die laut DEPV im letzten Jahr stetig rund 40 Prozent unterhalb des Heizölpreises lagen, sei das konsequente Dämmen von Altbauten, aber „innerhalb kurzer Zeit ist das nicht realistisch“. Im Neubau hingegen sei das Potenzial für biogene Festbrennstoffe naturgemäß geringer, da Neubauten bestenfalls ohne Energiebedarf auskommen.

 

Die Holzverstromung stellt ein ganz eigenes Thema dar. Das bestätigt auch die stichpunktartige Branchen-Umfrage der Deutschen Messe. Ein weiterer Ausbau bleibt ungewiss, so lange Institutionen wie das Deutsche BiomasseForschungsZentrum (DBFZ) eine Holzverknappung für großindustrielle Zwecke prognostizieren und die im EEG festgelegte Einspeisevergütung selbst mit thermischer Komponente nur bedingt Anreize bietet. Dennoch verfolgt die überregional operierende Liga der Versorgungsunternehmen von RWE bis MVV den Markt aufmerksam. Stellvertretend meint dazu Günter Schröder von enercity: „Die Nachfrage nach dem Komplettpaket ‚Wärme + Strom‘ ist vorhanden, zum Beispiel bei der Versorgung zusammenhängender kommunaler Gebäudekomplexe; es kommt in jedem Einzelfall auf die Rahmenbedingungen an. Entscheidend ist immer auch die Größenordnung. Wenn die Versorger beispielsweise im Bereich unterhalb von einem Megawatt die Kosten für den personellen Wartungsaufwand in den Griff bekommen, dann ergibt sich auch im Strombereich ein spannendes und zukunftsfähiges Holzgeschäft.“

 

Willkommen zur LIGNA 2013

Die Deutsche Messe AG erwartet bis zu 90 000 Besucher zum weltweit wichtigsten Branchentreffpunkt der Holz be- und verar­beitenden Industrie. Wer die wegweisenden Forst- und Holz-Trends live erleben möchte, der plant jetzt seinen LIGNA-Besuch mit Hilfe des Informationsangebotes auf www.ligna.de und der Smartphone-App LIGNA2go, ein mobiler Messeführer mit interaktivem Geländeplan. Jeder Messebesucher kann damit Aussteller, Produkte und Veranstaltungen ansteuern und Termine planen. Die Anwendung ist unter www.ligna2go.de und im Apple-Store abrufbar.

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