Potsdam (agrar-PR) - Brandenburgs Agrar- und Umweltstaatssekretär Dietmar Schulze
hat den Mitgliedern des Landesfischereiverbands für ihre engagierte und
erfolgreiche Arbeit gedankt. Schulze verwies in seinem Redebeitrag
heute auf dem Fischereitag der Brandenburger Berufsfischer in Neuseddin
auf die Überarbeitung der Fischereiordnung des Landes, die unter
anderen EU-Vorgaben zu Aalbeständen betrifft. Er kündigte weiterhin an,
dass die zum
30. September auslaufende Kormoran-Verordnung des Landes
verlängert wird, mit dem Ziel, dass einerseits die Fischerei
wirtschaftlich betrieben werden kann, andererseits aber auch die
Kormoranpopulation in Brandenburg erhalten wird.
Unterstützung erfolgt auch über den Europäischen
Fischereifonds EFF. Bis heute sind im Rahmen des EFF Fördermittel in
Höhe von 2.950.000 Euro bewilligt und davon 1.852.000 Euro ausgezahlt
worden!. Diese Zahlen sprechen für eine deutlich bessere
Inanspruchnahme im Vergleich mit der vorangegangenen Förderperiode.
Erfreulich ist laut Schulze auch, dass die Förderung von
Teichpflegemaßnahmen nach einjähriger Pause in 2009 fortgesetzt werden
konnte. Auch für die kommenden Jahre werde in seinem Hause intensiv an
einer Lösung gearbeitet.
Brandenburger Fischereiwirtschaft
Von den 100.700 Hektar Gesamtgewässerfläche wurden 73.000 Hektar durch die Erwerbs- und Angelfischerei bewirtschaftet.
In 160 Fischereibetrieben im Haupterwerb sind etwa 700 Arbeitskräfte
beschäftigt. 74 Prozent der Betriebe sind Einzelunternehmen und jeweils
13 Prozent Personengemeinschaften oder juristische Personen.
Das Gesamtspeisefischaufkommen der Erwerbsfischerei lag im Jahr 2008
ausgehend von Erhebungen des Landesfischereiverbandes bei 1.959 Tonnen.
Das entspricht einem Zuwachs von 4,1 Prozent zum Vorjahresergebnis und
könnte möglicherweise ein Ende der Talfahrt anzeigen.
Trotz der stetig währenden Probleme bei der Wasserversorgung ist ein
Abfischungsergebnis von 967 Tonnen Speisekarpfen erzielt worden.
Zusätzlich sind 42 Tonnen Stör, Schleie, Hecht, Zander, Wels und andere
abgefischt worden. Dies kommt zwar einem Rückgang von 3,3 Prozent
gemessen am Vorjahresniveau gleich, jedoch muss hier die Aufgabe zweier
Teichwirtschaften berücksichtigt werden. Innerhalb Brandenburgs ist die
Karpfenteichwirtschaft nach wie vor der ertragreichste Zweig der
erwerbsmäßig betriebenen Binnenfischerei. 52 Prozent aller Speisefische
stammen aus Teichen.
Die Einhaltung der guten fachlichen Praxis sichert eine fachgerechte
Landschafts- und Biotoppflege und so die Erhaltung der großräumigen
Teichlandschaft. 80 Prozent der Teichflächen sind Bestandteil der
NATURA-2000-Kulisse und erhebliche Teile sind als Schutzgebiete
ausgewiesen.
Die Chancen der Karpfenproduzenten liegen in der deutlich
verbesserten Marktlage, die im Wesentlichen mit dem Ausbrechen des
Koi-Herpesvirus in benachbarten Ländern zu erklären ist. Bedingt durch
das dadurch geringere Angebot auf dem Markt stieg der durchschnittliche
Verkaufspreis. Auch zwei- und dreisömmrige Satzkarpfen werden verstärkt
nachgefragt. Die Mehrzahl der in Brandenburg wirtschaftenden
Teichwirtschaften konnte bisher von dieser Entwicklung jedoch nicht
partizipieren. Insbesondere der Kormoran behindert die
Satzfischproduktion. Unter Abzug der technologisch normalen
Stückverluste bewegt sich der durch Kormorane landesweit verursachte
Schaden nach Angaben des Landesfischereiverbands in einem Bereich
zwischen 1,2 und 1,5 Mio. Euro. Dadurch notwendig werdende
Satzfischzukäufe aus anderen Ländern bergen wiederum ein hohes Risiko
der Einschleppung des Koi-Herpesvirus für die Fischbestände und die
teichwirtschaftlichen Unternehmen Brandenburgs. Im Gegensatz zu den
Nachbarländern wurden Koi-Herpesvirusinfektionen in
Nutzkarpfenbeständen Brandenburgs bisher nicht nachgewiesen. Angesichts
der Sachlage wird stetig nach neuen Angebotsformen sowie alternativen
Fischarten für die Aufzucht in Teichen gesucht.
Die Brandenburger Forellenwirtschaft ist mit aktuell 15
Haupterwerbsbetrieben und dem möglichen Potenzial zwar innerhalb des
Landes trotz Produktionsrückgang immer noch eine wichtige Säule der
Binnenfischerei, im deutschlandweiten Vergleich spielt sie jedoch eine
absolut untergeordnete Rolle. Das erreichte Ergebnis im Jahr 2008 von
381 Tonnen Regenbogenforellen und 17 Tonnen Saiblingen liegt in der
Summe deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Damit ist dieser Sektor auf
ein außerordentlich niedriges Produktionsniveau gefallen. Regional
traten erhebliche Probleme bei der Wasserversorgung auf. Hohe
Stückverluste und niedrige Zuwachsleistungen waren die Folgen. Die
Optimierung der Haltungsbedingungen ist hier nach wie vor
problematisch, da sich die Aufzucht von Salmoniden in der Aquakultur
unter den natürlichen Verhältnissen der Mark oftmals schwierig
gestaltet.
In keiner anderen Region Deutschlands ist die Bewirtschaftung von
Seen und Flüssen so flächendeckend präsent wie in Brandenburg. Hier
werden 56.350 Hektar an Seen und Fließgewässern durch 140 Betriebe im
Haupt- und 111 Betriebe im Neben- und Zuerwerb bewirtschaftet. Damit
ist fast jeder Dritte Seen- und Flussfischereibetrieb Deutschlands in
Brandenburg beheimatet. Trotz dieser Ausnahmestellung im
deutschlandweiten Vergleich ist die wirtschaftliche Situation der
meisten Brandenburger Betriebe im Bereich der gewerbsmäßigen Seen- und
Flussfischerei sehr angespannt, was sich unter anderem an den seit
Jahren stagnierenden Fangmengen ablesen lässt. Speziell die
Ertragseinbußen beim Aal von jährlich mehr als
500 Tonnen im Zeitraum
bis 1990 über 200 Tonnen vor zehn Jahren auf das heutige Niveau sind
finanziell durch keine andere Fischart zu kompensieren.
Erfreulicherweise hat sich das Fangergebnis für Aal auf dem niedrigen
Niveau zumindest stabilisiert. Ein leichter Anstieg gegenüber dem
Vorjahr gibt zwar noch keinen Anlass zu Optimismus, könnte aber erstes
Anzeichen für die Wirkung jahrelanger Bemühungen der Fischer um die
Bestandsanhebung sein.
Für die Seen- und Flussfischerei ergibt sich für 2008 aus Erhebungen
des Landesfischereiverbands ein Speisefischertrag von 470 Tonnen.
Dieser setzt sich aus 122 Tonnen Aal, 93 Tonnen Hecht, 41 Tonnen
Zander, 28 Tonnen Karpfen, 23 Tonnen Barsch, 17 Tonnen Schlei, 10
Tonnen Maränen, 7 Tonnen Wels,
79 Tonnen pflanzenfressende
Karpfenartige und 50 Tonnen sonstiger vermarktungsfähiger
Speisefische
zusammen.
Geangelte Fische sind in den Ergebnissen nicht berücksichtigt. Im
Vergleich dazu erfährt die Angelfischerei auf Seen und Flüssen in
Deutschland seit vielen Jahren einen ständig wachsenden Zuspruch. Die
Zahl der Fischereischeinbesitzer beläuft sich in Deutschland auf rund
1.500.000, in Brandenburg sind es 152.000.
Neben den von brandenburgischen Angelvereinigungen selbst
bewirtschafteten Gewässerflächen im Umfang von etwa 12.300 Hektar haben
sich in den vergangenen Jahren zunehmend Kooperationen zwischen
Erwerbs- und Angelfischerei bei der Nutzung von Seen und Flüssen
entwickelt. Seit 2000 ist die Zahl der Angler stetig um 34 Prozent
gestiegen. Angaben zu den Fängen der Angelfischerei stehen auf einer
sehr schmalen statistischen Basis. Nur für sehr wenige Einzelgewässer
oder sehr begrenzte Regionen liegen repräsentative Fangdokumentationen
vor. In der Mehrheit muss auf grobe Schätzungen zurückgegriffen werden,
die sich in für Deutschland auf einen jährlichen Fang zwischen 15.000
und knapp 20.000 Tonnen belaufen und damit das vier- bis sechsfache
Volumen der Fänge der Berufsfischerei erreichen. Nach einer vom
Institut für Binnenfischerei durchgeführten Befragung unter mehr als
2.000 Fischereischeininhabern beträgt der durchschnittliche jährliche
Fang je Fischereischeininhaber aus Brandenburger Binnengewässern 5
Kilogramm. Darauf basierend sind die jährlichen Fänge der
Angelfischerei in Brandenburger Seen und Flüssen auf aktuell 755 Tonnen
zu schätzen und liegen damit bei mehr als 60 Prozent
der
Erwerbsfischereifänge.