Stuttgart (agrar-PR) -
Forstminister Rudolf Köberle MdL: „Rund 1,4 Millionen Hektar Wald im Land schaffen eine breite wirtschaftliche Basis für eine leistungsfähige Holzindustrie“ „Der Erfolg der Forst- und Holzwirtschaft in Baden-Württemberg ist
das Ergebnis der offenen und vertrauensvollen Zusammenarbeit aller
Akteure entlang der Wertschöpfungskette. Wenn Waldbesitzer,
Forstunternehmer, Holztransporteure, Handwerk und holzverarbeitende
Industrie weiter an einem Strang ziehen, wird es gelingen, die
Konkurrenzfähigkeit der heimischen Holzbranche dauerhaft zu stärken“,
sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung
und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Samstag (13. November
2010) anlässlich der Jahrestagung des Verbandes der Säge- und
Holzindustrie Baden-Württemberg e. V. in Donaueschingen
(Schwarzwald-Baar-Kreis).
Der Landesbetrieb ForstBW, die kommunalen Forstbetriebe und die rund
260.000 privaten Waldbesitzer im Land hätten sich in der Vergangenheit
als verlässliche Partner und Rohstofflieferanten für die
Sägewerksbetriebe im Land erwiesen. Andererseits ermögliche die
Sägeindustrie den Waldbesitzern durch den Kauf von Rundholz die Pflege
der Waldbestände: Sie versetze die Waldwirtschaft in die Lage, den
Anteil naturnaher und klimastabiler Mischbestände mit einem ausgewogenen
Verhältnis der einzelnen Baumarten weiter zu erhöhen. Dies diene
wiederum der nachhaltigen Rohstoffversorgung der Holzindustrie.
Forst- und Holzwirtschaft wichtig für Baden-Württemberg
„Der baden-württembergische Cluster Forst und Holz stellt mit einem
Jahresumsatz von 31 Milliarden Euro, 29.000 überwiegend kleineren und
mittelgroßen Unternehmen sowie insgesamt rund 200.000 Beschäftigten in
unserem strukturell sehr vielseitigen Land ein wirtschaftliches
Schwergewicht dar“, erklärte der Forstminister. Nach wie vor stamme
jedes vierte in Deutschland erzeugte Nadelschnittholzbrett aus dem
Südwesten. Auch mit Blick auf die im Bundesvergleich
überdurchschnittlich hohe Holzbauquote von knapp 24 Prozent nehme das
Land eine Spitzenstellung ein. „Das Waldland Baden-Württemberg bietet
mit seinen ausgedehnten, leistungsfähigen und naturnah bewirtschafteten
Wäldern ein hervorragendes Potenzial zur wirtschaftlich sinnvollen und
nachhaltigen Nutzung des Rohstoffs Holz“, erklärte Köberle. Ziel aller
Akteure entlang der Produktkette Holz müsse es sein, die Wertschöpfung
der geernteten Hölzer in der Region kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Die Sägeindustrie spiele dabei eine wichtige Rolle.
„Ohne leistungsfähige Sägewerksunternehmer kein konkurrenzfähiger
Cluster Forst und Holz im Land“, betonte Köberle. Vor allem die
kleineren und mittleren Sägewerksunternehmen im Land hätten sich sehr
gut an den Schnittholzmärkten positioniert und auch in schwierigen
Zeiten Marktanteile verteidigt. Sie seien sowohl in speziellen
Marktnischen als auch im internationalen Geschäft tätig. Die Unternehmer
hät-
ten Produkte entwickelt, die weltweit nachgefragt würden. Jeder Betrieb sehe für sich eigene Entwicklungsmöglichkeiten.
Konjunktur und Klimawandel beeinflussen Rohstoffversorgung und Preise
„Mit der anziehenden Konjunktur im Jahr 2010 und der damit
einhergehenden steigenden Mengennachfrage nach Holz sind die Preise
sowohl für Schnittholz als auch für Waldrundholz gestiegen“, sagte
Köberle. Bis zum Ende des dritten Quartals dieses Jahres hätten die
Rundholzpreise bundesweit und länderübergreifend um rund 25 Prozent
angezogen. Die Schnittholzpreise hätten noch stärker zugelegt. Sie
befänden sich derzeit über dem Rekordniveau aus dem Jahre 2007. Auch die
Erlössituation im Bereich der Sägeresthölzer habe sich durch eine
robuste Nachfrage der Holzwerkstoffindustrie und der verstärkten
energetischen Verwendung dieser Produkte weiter verbessert. Die derzeit
attraktiven Holzpreise würden die Einschlagstätigkeit im Privatwald
anregen. Im öffentlichen Wald werde im Rahmen der gesetzlich
vorgeschriebenen Nachhaltigkeit auf hohem Niveau eingeschlagen. Die
angespannte Versorgungslage aus dem Sommer 2010 werde sich im Verlauf
des Jahreswechsels weiter entspannen. Gleichwohl gehe die Branche in den
nächsten Wochen und Monaten von einer weiterhin hohen Nachfrage aus.
Nach wie vor kritisch werde der mancherorts von der Sägebranche
fortgesetze Expansionskurs im Bereich des schwächeren und mittelstarken
Nadelstammholzes gesehen. „Wenn wir die Nachfrage in diesem Segment
vollständig bedienen wollten, müssten wir in diesem Bereich ungefähr die
zweieinhalbfache Menge dessen einschlagen, was nachwächst“, erklärte
der Minister. Dies rühre vor allem daher, dass die Sägewerkskapazitäten
in den letzten zehn Jahren deutlich ausgeweitet worden seien.
Demgegenüber seien aufgrund von Sturmwürfen und Borkenkäferschäden die
Nutzungsmöglichkeiten vor allem im Bereich der sehr stark nachgefragten
mittelstarken Fichte erheblich eingeschränkt worden. Der prognostizierte
Klimawandel werde Fichtenstammholz weiter verknappen. Beim weiteren
Aufbau von Sägewerkskapazitäten im schwächeren und mittelstarken
Nadelholzbereich sei Zurückhaltung zu üben.
Trockenheit, Borkenkäfer- und Sturmschäden würden den Wäldern künftig
stärker als bisher zusetzen. Davon seien die verschiedenen Baumarten je
nach Standort mehr oder weniger stark betroffen. Das Land habe daher
verstärkt in die Klimafolgenforschung investiert. Wissenschaftler der
Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg untersuchten im
Hinblick auf den Klimawandel die zukünftige Eignung der wichtigsten
Baumarten auf unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Regionen
des Landes.
„Wir dürfen die Augen vor den kommenden Herausforderungen nicht
verschließen. Alle Akteure sind gehalten, an Lösungen für die Zukunft
mitzuarbeiten“, betonte der Forstminister. So ließen sich zum Beispiel
im Laubstammholzbereich noch erhebliche Nutzungspotenziale realisieren.
Ziel der gesamten Branche müsse es sein, sich gemeinsam für eine
verstärkte Holznutzung und eine zunehmende Holzverwendung einzusetzen.
Hintergrundinformationen:
Die Forst- und Holzwirtschaft in Baden-Württemberg ist durch eine
sehr tief gestaffelte Wertschöpfungskette und durch ihre
mittelständische Struktur mit einem hohen Anteil kleiner und mittlerer
Betriebe (KMU) gekennzeichnet, die überwiegend im Ländlichen Raum
angesiedelt sind. Die Weiterentwicklung dieses Wirtschaftszweigs ist für
die Wirtschaftsentwicklung des Ländlichen Raums von herausragender
Bedeutung. Hierfür hat Baden-Württemberg die Clusterinitiative Forst und
Holz ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Initiative soll innerhalb des
Bereichs Forst und Holz die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen
Unternehmen sowie zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen
gefördert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu steigern.
Umfassende Informationen zu den Aktivitäten der Clusterinitiative Forst
und Holz Baden-Württemberg finden Sie unter
www.cluster-forstholz-bw.de