Kiel (agrar-PR) -
Gemeinsam mit den schleswig-holsteinischen Friedhofsgärtnern
informierte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Claus Heller, heute
über die Entwicklung der Friedhofskultur.
„Die zunehmende Individualisierung der Menschen bis hin zur
Vereinsamung und die Verdrängung der Themenkreise Krankheit und Tod aus
dem menschlichen Miteinander führt unter anderem zu einer geringeren
Nutzung der Friedhöfe und einer Zunahme alternativer Bestattungsformen.
In den großen Städten unseres Landes werden inzwischen die Hälfte der
Verstorbenen namenlos beigesetzt“, sagte Claus Heller. Gleichzeitig
bekommen viele Kommunen Probleme auf ihren traditionellen Friedhöfen,
weil zunehmend Flächen nicht mehr belegt werden und die
Gebührenhaushalte aus dem Ruder laufen.
Da Krankheit und Tod oft Tabu sind, fällt es allen Beteiligten
schwer, über die Möglichkeiten der Beisetzung und der nachfolgenden
Grabgestaltung zu informieren.
Die Friedhofsgärtner haben jetzt mit
einer bundesweiten Aufklärungskampagne mit dem Motto „Es lebe der
Friedhof“ ihre Informationsarbeit verstärkt. Kern der Aktion, ist, so
waren sich Helmut Barthels, Sprecher der norddeutschen Friedhofsgärtner,
zusammen mit Nadia Reumann, Geschäftsführerin der Treuhandstelle für
Dauergrabpflege in Kiel, einig, die Aufforderung, die Erinnerung an
einen lieben Menschen genauso individuell wie das Leben zu gestalten.
Dabei werden plakative Ge-staltungsvorschläge gemacht, die die
Neumünsteraner Friedhofsgärtner norddeutsch umgesetzt haben. Auch bei
Führungen im Gartenbau-zentrum Schleswig-Holstein ist die Musteranlage
der Friedhofskultur ein von Besuchern mit großem Interesse
wahrgenommener Bereich.
Wirtschaftliche Dimension FriedhofsgartenbauZirka
140 Gärtnereien arbeiten auf den Friedhöfen unseres Landes. Ein Teil
verdient mit Blumenverkauf sein Geld und pflegt, gerade im länd-lichen
Raum, einige wenige Gräber nebenbei. Andere haben sich auf den
Friedhofsgartenbau spezialisiert und arbeiten mit mehreren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausschließlich auf dem Friedhof. Diese
Spezialbetriebe finden sich insbesondere in großen Städten. Aus einer
Marktstudie der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) aus dem
Jahr 2007 geht hervor, dass ca. 18 % aller privaten Ausgaben für Blumen
und Pflanzen für den Friedhofszweck verwendet werden. Neben Kränzen und
Sträußen zu Trauerfeiern zählt auch die jahreszeitliche Be-pflanzung der
Gräber und Blumen zu den Gedenktagen. Während es die Verbraucher beim
Blumenschmuck für Haus und Garten eher modern lieben und die Neuheiten
sich einer wachsenden Nachfrage erfreuen, wird auf dem Friedhof bisher
das Traditionelle bevorzugt: Die Marktforschung hat errechnet, dass 59 %
der Eisbegonien, 40 % der Erika (Heide) und jetzt im Frühjahr 40 % der
Stiefmütterchen auf dem Friedhof Verwendung finden. Damit hat der
Friedhof für die ca. 50 Zierpflanzenproduzenten unseres Landes eine
große Bedeutung als Absatzmarkt.
Treuhandstelle bietet GrabpflegeverträgeUm die
Verbraucher noch besser informieren zu können und vor allem, um für die
Grab-pflege geplante Gelder sicher verwalten zu können, haben die
schleswig-holsteinischen Gärtner zwei Treuhandstellen in Kiel und Lübeck
gegründet. Hier kann man für sich selbst oder für Angehörige
Grabpflegeverträge abschließen, die unabhängig von einzelnen Personen
oder Firmen garantieren, dass die Grabstelle immer ordentlich gepflegt
ist. Dieses erfreut sich in Zeiten wachsender Mobilität einer wachsenden
Beliebtheit, ist aber immer noch viel zu wenig bekannt.
Neumünsters Friedhöfe: Teil der „gartenroute zwischen den
meeren*“Friedhöfe haben in vielen Städten oft auch eine
wichtige Funktion als innerstädtische Grün- bzw. Parkanlage. Ein oft
alter, beeindruckender Baumbestand und Heimat einer vielfältigen
Vogelfeld laden zu einem Spaziergang ein. Wer sich für die Hintergründe
der Entstehung dieser Anlagen oder Bepflanzungsbesonderheiten
interessiert, findet in den „gartenrouten zwischen den meeren*“ kompakt
aufbereitete Informationen. So sind auch der benachbarte Nord- und der
Südfriedhof in der Neumünsteraner Route beschrieben: Die Gartenkultur
dieser Stadt wird maßgeblich von den Fabrikantenfamilien der ehemaligen
Tuch- und Lederindustrie geprägt. Bedeutende Gartenanlagen wurden für
diese geschaffen und auf dem Friedhof zeigen raumgreifende Grabanlagen
ebenfalls ihre große Bedeutung.