29.09.2014 | 18:05:00 | ID: 18787 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Getreideernte 2014: Rekordergebnis von 3,38 Millionen Tonnen

Stuttgart (agrar-PR) - Brenner: Alle Erwartungen übertroffen – Allerdings mit Qualitätseinbußen – Zum Landwirtschaftlichen Hauptfest auf dem Cannstatter Wasen
Nachdem in Baden-Württemberg bis auf wenige Nachzügler alle für die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung vorgesehenen Probeschnitte und Volldrusche vom Statistischen Landesamt ausgewertet wurden, wird die Getreideernte (ohne Körnermais) im Südwesten auf 3,38 Millionen Tonnen (Mill. t) veranschlagt.

Obwohl die Getreideanbaufläche mit 443.200 Hektar (ha) auf den tiefsten Stand der vergangenen drei Jahrzehnte reduziert wurde, übertrifft die diesjährige Erntemenge dennoch das seitherige Rekordergebnis (3,31 Mill. t) von 2004.

Allerdings war mit 484.300 die Anbaufläche um rund 40.000 ha größer. Das Vorjahresergebnis von 3,09 Mill. t wird um knapp ein Zehntel, das langjährige Mittel 2008/13 (3,03 Mill. t) um 11,5 Prozent übertroffen. Das sagte Dr. Carmina Brenner, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg.

Die durchschnittliche Flächenleistung liegt im Landesdurchschnitt und im Mittel aller Getreidearten bei 76,3 Dezitonnen je Hektar (dt; 1 dt = 100 kg = 0,1 Tonnen) und übersteigt damit im Land erstmals und deutlich die Marke von 70 dt/ha. Dabei setzen mit den erzielten Druschergebnissen alle Wintergetreidearten neue Rekordmarken.

Im Vergleich mit dem langjährigen Mittel 2008/13, verzeichnet Wintergerste (78,0 dt/ha) ein Plus von annähernd 24 Prozent. Winterweizen (84,3 dt/ha) und Triticale (76,9 dt/ha) verzeichnen Zuwachsraten von 17,7 bzw. 14,5 Prozent. Unter den Sommergetreidearten schneidet Sommergerste (59,9 dt/ha; +8,1 Prozent) vergleichsweise günstig ab, während Hafer (52,2 dt/ha) das langjährige Mittel knapp verfehlte. Das unbefriedigende Vorjahresergebnis (45,2 dt/ha) wurde aber um 15,5 Prozent übertoffen.

Auffallend ist bei allen Getreidearten die starke Streuung der Einzelerträge. Sieht man von witterungsbedingten Ausreißern ab, so erstrecken sich beispielsweise die jetzt ermittelten Volldruschergebnisse bei Winterweizen von 65 bis 110 dt/ha. Ähnliche Verhältnisse finden sich bei Wintergerste (55 - 105 dt/ha) und Triticale (55 - 105 dt/ha), während bei Sommergerste (40 - 80 dt/ha) und Hafer (40 - 65 dt/ha) die Spannen abhängig vom jeweiligen Ertragsniveau weniger stark ausgeprägt sind.

Rekordernte geht zulasten der Qualität

Obwohl witterungsbedingt die Ernte im August immer wieder unterbrochen werden musste, konnte die weitaus überwiegende Zahl an Getreidepartien problemlos gedroschen werden. Dies gilt allerdings für Spätdruschgebiete in den Höhenlagen nur bedingt, weil die Felder dort infolge der Nässe zeitweise kaum befahrbar waren.

Die Bestände wurden dann meist unter widrigen Bedingungen gedroschen: Erntegut musste nachgetrocknet werden. Wie zu erwarten, geht die Rekorderntemenge unter Qualitätsgesichtspunkten mit Abstrichen einher. Wie die Qualitätsuntersuchungen im Rahmen der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung bei Winterweizen gezeigt haben, liegt der durchschnittliche Proteingehalt als Folge der Frühjahrstrockenheit nur bei 12,2 Prozent (2013: 12,4 Prozent; 2008/13: 12,8 Prozent).

Der Sedimentationswert, ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Eiweißqualität, ist mit 42 Einheiten als durchschnittlich einzustufen. Gebietsweise wird zudem von Auswuchs berichtet: Die Fallzahlen, ein Maß zur Beurteilung der Backqualität der Stärke von Getreidemehlen so mancher Partien liegen unterhalb der für die Intervention maßgebenden Grenze von 220 Sekunden.

Winterweizen reicht für 1.680 Brötchen je Einwohner und Jahr

Grob geschätzt dürfte die baden-württembergische Winterweizenernte etwa hälftig zur menschlichen Ernährung dienen. Der Ertrag von 84,3 dt/ha entspricht bei einer Mehlausbeute von 78 Prozent einer Menge von rund 6 575 kg Mehl, die aus dem Anbau von einem Hektar Winterweizen gewonnen werden kann. Daraus lässt sich ein Berg von ca. 157.800 Brötchen herstellen (500 g Mehl für 12 Brötchen).

Theoretisch könnten also aus dem für die menschliche Ernährung bestimmten diesjährigen Winterweizenaufkommen (ca. 950.000 t) schätzungsweise 17.800.000.000 (17,8 Milliarden) Weizenbrötchen gebacken werden. Das wären für jeden der 10,6 Millionen Einwohner 1.680 Brötchen im Jahr oder 4,5 Brötchen am Tag.

Aus Winterraps 8 Liter Rapsöl je Einwohner und Jahr

Winterraps, die mit Abstand bedeutendste Ölfrucht im Land, hatte in den Jahren 2006 bis 2010 mit Spitzenerträgen im Bereich von 40 dt/ha geglänzt. Aufgrund der Ergebnisse der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung beziffert sich der diesjährige Durchschnittsertrag von Winterraps auf gut 47 dt/ha: Das ist auch bei Winterraps ein neuer Rekordertrag.

Bei zugleich hohen Ölgehalten von durchschnittlich 44,1 Prozent und gängiger Presstechnik können so aus der Ernte 2014 rund 1 600 Liter Rapsöl je Hektar gewonnen werden. Das sind insgesamt rund 85,4 Millionen Liter oder rund 8 Liter je Baden-Württemberger. (StaLa-BW)
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