Berlin/Quedlinburg (agrar-PR) -
Ergebnisse werden auf Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung (DGQ e.V.) am 22./23. März in Berlin vorgestellt Gesundheitsschädliche Konzentrationen von Pilzgiften in
Getreideprodukten wie Brot, Müsli oder Backwaren muss der Käufer im
Supermarkt nicht fürchten. Damit dies so bleibt, arbeiten im
Hintergrund Kontrollbehörden und Forschungseinrichtungen Hand in Hand.
Sie erarbeiten neue Methoden, um die gefürchteten Stoffwechselprodukte
von Schadpilzen, Mykotoxine genannt, im Erntegut verlässlich
nachzuweisen und Grenzwerte festzulegen. So wird sichergestellt, dass
zu hoch belastetes Getreide nicht weiterverarbeitet wird. Auch
Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts (JKI)
tragen mit ihrer Forschung dazu bei, die Belastung der Getreideprodukte
mit Mykotoxinen zu minimieren. Ihre Ergebnisse stützen die derzeitigen
Bemühungen der Behörden, die für mehr Pilztoxine als bisher gesetzliche
Regelungen anstreben. Die JKI-Arbeiten
zur Mykotoxinbelastung von Getreide werden am 22./23. März in Berlin
auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung
(DGQ) vorgestellt. Qualitätsparameter in der Wertschöpfungskette von
Getreide sind ein Schwerpunkt der Tagung, die vom JKI, konkret dem Fachinstitut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz organisiert wird.
Die Übeltäter tragen Namen wie
Claviceps,
Fusarium,
Aspergillus oder
Penicillium.
Das alles sind Pilze, die auf dem Feld, im Vorratslager oder aber
während der Verarbeitung Getreide, Mais, Nüsse aber auch Weintrauben,
Rosinen oder Kaffee befallen. Eine Vielzahl der von Pilzen im Laufe
ihres Lebens produzierten Stoffwechselprodukte ist für den Menschen
giftig. Am längsten bekannt sind Vergiftungen durch den Mutterkornpilz
Claviceps purpurea, über die schon Aufzeichnungen aus dem Mittelalter existieren.
Da
bekanntlich die Dosis das Gift macht, werden die Grenzwerte immer
wieder von den zuständigen Behörden kritisch hinterfragt. Ein Beispiel:
Bei Verunreinigungen mit dem Mutterkornpilz wird der gesetzliche
Grenzwert derzeit in Gewichtsanteilen der so genannten Mutterkörner
(0,05 Gewichtsprozent) angeben. Die Wissenschaftler des Julius
Kühn-Instituts konnten jedoch zeigen, dass kein Zusammenhang zwischen
der Menge der Toxine und der Größe der Mutterkörner besteht. „So gibt
es große Mutterkörner, die wenig Pilzgifte enthalten, während kleinere
sehr hohe Konzentrationen aufweisen können“, berichtet Dr. Frank Ellner
vom JKI. In der Praxis
werden demnach manche Chargen als mykotoxinbelastet zurückgewiesen,
obwohl die eigentliche Konzentration ungefährlich wäre, während andere
zwar unter dem vorgeschriebenen Grenzwert bleiben, jedoch durchaus
bedenkliche Mykotoxin-Konzentrationen aufweisen können. Als Ausweg aus
dem Dilemma ist angedacht, die Proben künftig parallel auf sechs so
genannte Leittoxine zu testen, um die Gesamtbelastung zu erfassen. Die
Analytiker vom JKI haben in
Proben aus dem gesamten Bundesgebiet alle sechs giftigen Substanzen in
verschiedenen Konzentrationen in Mutterkörnern nachgewiesen und
bestätigen, dass sie sich als Leitsubstanzen eignen.
„Wichtigste
Aufgabe im gesamten Anbau-, Lagerungs- und Verarbeitungsprozess ist
jedoch auch weiterhin, die Bildung von Mykotoxinen möglichst zu
verhindern“, sagt Dr. Ellner. Der Einfluss von Bodenbearbeitung,
Vorfrucht, Sortenwahl und Pflanzenschutz ist am Julius Kühn-Institut in
Langzeituntersuchungen nachgewiesen und entsprechende Empfehlungen für
die Praxis sind abgeleitet worden.
Ihr wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Frank Ellner
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI),
Fachinstitut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz,
Königin-Luise-Straße 19, 14195 Berlin
Tel.: 030 / 8304-2390
E-Mail: frank.ellner@jki.bund.de
Infos zur DGQ-Tagung:
Die 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Qualitätsforschung
(Pflanzliche Nahrungsmittel) DGQ e.V. findet am 22. und 23. März 2010
am Julius Kühn-Institut in Berlin-Dahlem statt. Schwerpunkt sind die
derzeitig für die gesamte Wertschöpfungskette von Getreidearten
definierten Qualitätsparameter. Sie sollen hinterfragt und ggf. einer
Neubewertung unterzogen werden. Dabei werden auch aktuelle Probleme wie
die Mykotoxin- und Schwermetallbelastung sowie die Rückstände von
Pflanzenschutzmitteln thematisiert. In einer eigenen Session geht es um
neue Methoden zur schnellen und ggf. auch zerstörungsfreien Analytik
von Getreide und Getreideprodukten. Das Tagungsprogramm steht als PDF
zum Herunterladen auf der Tagungsseite im Internet bereit unter:
http://www.dgq.bafz.de/tagung.htmInfos zur Mykotoxinbelastung:
Die Mykotoxin-Verunreinigung unterliegt großen Schwankungen, die auf
Witterungseinflüsse während der Getreideblüte zurückzuführen sind. Die
hohe chemische Stabilität der Mykotoxine führt dazu, dass sie oft in
fast unveränderter Konzentration auch in Getreideprodukten enthalten
sind. Studien der EU von 2002/03 ergaben, dass nahezu alle
Produktgruppen mit Toxinen belastet sind und es mitunter bei
entsprechenden ungünstigen Ernährungsgewohnheiten zur Ausschöpfung bzw.
Überschreitung der unbedenklichen Tagesdosis kommen kann.