Nürnberg/Berlin (agrar-PR) - Zum Auftakt der Internationalen Spielwarenmesse in
Nürnberg warf der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
den Herstellern von Kunststoffspielzeug vor, durch mit Schadstoffen
belastete Produkte die Kindergesundheit auf Spiel zu setzen. Dieses
Spielzeug enthalte häufig hormonell wirksame Stoffe wie Weichmacher,
bromierte Flammschutzmittel und Organozinnverbindungen. Die Chemikalien
sammelten sich in Kinderkörpern zu einem gefährlichen Giftcocktail an
und könnten das fein ausbalancierte Hormonsystem stören. Mögliche
Folgen seien Verhaltensauffälligkeiten, Unfruchtbarkeit oder sogar
Krebs. Weder die europäische Chemikalienverordnung noch die
EU-Spielzeugrichtlinie schützten die Kindergesundheit ausreichend.
Selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung habe die
Spielzeugrichtlinie kürzlich als unzureichend kritisiert.
Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund
Naturschutz, dem BUND-Landesverband in Bayern: "Plüschige Teddys,
Puppen und Planschtiere sind für unsere Kinder oft gefährliche
Lieblinge. Die bisherigen Gesetze bieten nicht genügend Schutz.
Hersteller und Händler dürfen nicht vor allem ihren Gewinninteressen
folgen, wenn es auf Kosten der Gesundheit der Kinder geht.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner muss handeln: Riskante
Chemikalien haben in Spielzeug nichts zu suchen."
Der BUND warnte insbesondere vor einem
"Cocktaileffekt" der hormonellen Chemikalien. Verschiedene Schadstoffe
sammelten sich in den Körpern der Kinder an und könnten sich in ihrer
Wirkung gegenseitig verstärken. Grenzwerte für einzelne Stoffe seien
dann nutzlos. Auch hier hinke die europäische Gesetzgebung den
Erfordernissen hinterher. So habe der europäische Umweltministerrat die
Kombinationseffekte von Chemikalien zwar anerkannt. Doch die
EU-Kommission wolle bis 2012 erst einmal prüfen, inwieweit die
bisherigen Gesetze ausreichend vor den sich addierenden Wirkungen
unterschiedlicher Chemikalien schützten.
BUND-Chemieexpertin Sarah Häuser: "Wenn man
bedenkt, mit wie vielen Gegenständen aus Kunststoff Kinder täglich in
Berührung kommen, kann man sich vorstellen, dass dabei ein ziemlicher
Schadstoffcocktail zusammenkommt. Die meisten dieser Stoffe lassen sich
im Blut der Kinder nachweisen. Viele Krankheiten wie Krebs, Diabetes
oder Unfruchtbarkeit sind die Folgen des Plastik-Overkills. Dabei gibt
es für die Spielzeughersteller genügend Alternativen zu den
gefährlichen Stoffen."
Beim Kauf von Spielwaren empfiehlt der BUND auf
unabhängige Prüfsiegel etwa des TÜV Rheinland zu achten. Das
europäische CE-Prüfzeichen hingegen sei Verbrauchertäuschung, da es
sich die Hersteller selbst verliehen. Insbesondere aus Nicht-EU-Ländern
importierte Ware müsse effektiver durch die Zoll- und Länderbehörden
kontrolliert werden, bevor sie auf den Markt gelange, forderte der
BUND.
Mehr Informationen
* BUND-Broschüre "Gefährliche Lieblinge. Hormoncocktail in Plüsch und Plastik macht Kinder krank" (PDF)*
BUND-Verbrauchertipp zum Umgang mit Spielzeug
* Versteckte Gifte in Spielzeug
* Fotomaterial zu "Gift in Spielzeug"
* Kino-Freikarten zum Kinostart von Plastic Planet gewinnen
* Auf dem Laufenden bleiben über BUND-Aktionen gegen Gift in Alltagsprodukten