Potsdam (agrar-PR) - Mit einem großangelegten Naturschutzprojekt werden in den
nächsten fünf Jahren kalkreiche Niedermoore in Brandenburg erhalten und
wiederhergestellt. Dank der Finanzierungszusage der Europäischen Union
kann die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg mit dem Landesumweltamt
Brandenburg als Projektpartner und Ideengeber das ehrgeizige
Moor-schutzvorhaben Anfang 2010 starten. Das LIFE+Nature-Projekt mit
einem Gesamtvolumen von 6,4 Millionen Euro finanzieren die Europäische
Union und die Stiftung NaturSchutzFonds zu gleichen Teilen.
„Die vielfältige Bedeutung von Mooren als Lebensraum für
seltene Pflanzen und Tiere sowie für den Landschaftswasserhaushalt und
den Klimaschutz ist unumstritten. Dieses umfangreiche
Naturschutzprojekt gibt uns die Möglichkeit, einen Teil dieser
bedeutsamen Landschaftsräume in einen naturnahen Zustand zurück zu
versetzen und den Mooren ihre natürlichen Funktionen wieder zu geben“,
so Brandenburgs Agrar- und Umweltminister sowie
Stiftungsratsvorsitzender des NaturSchutzFonds Dietmar Woidke (SPD).
Ziel des Projektes ist es, in 14 FFH-Gebieten in den Landkreisen
Oberhavel, Uckermark, Märkisch-Oderland, Dahme-Spreewald und Oder-Spree
basen- und kalkreiche Niedermoore, auch als Braunmoosmoore bezeichnet,
zu sichern oder einen guten Zustand wiederherzustellen. Typisch für
diese Moore ist nicht nur der Reichtum an Braunmoosen. Sie sind
Lebensraum verschiedener Orchideen, darunter das Sumpf-Glanzkraut, das
Steifblättrige Knabenkraut und die Sumpfsitter. In ungestörten
Braunmoosmooren leben seltene Tierarten wie der Seggenrohrsänger, die
Doppelschnepfe, das Birkhuhn oder der Kampfläufer, Mooreidechse und
Scheckenfalter. Der enorme Flächenverlust an diesem Moortyp in
Brandenburg ist die Ursache dafür, dass der Bestand an Doppelschnepfen
heute erloschen bzw. beim Seggenrohrsänger fast erloschen ist.
Das EU-Projekt hilft, den bedrohten und in den letzten 200 Jahren
dramatisch geschrumpften Lebensraum Moor zu retten. Wie notwendig dies
ist, offenbarte die Ende der 1990er Jahre durch das Landesumweltamt
Brandenburg begonnene Erfassung und Bewertung der Braunmoosmoore. Sie
ergab, dass im Land nur noch drei naturnahe, 19 gestörte und 52
erheblich gestörte Braunmoosmoore existierten. Hauptursachen für den
gewaltigen Moorverlust sind Nährstoffanreicherung und Entwässerung.
Für das Vorhaben zum Schutz der Braunmoosmoore wählte die
Projektgruppe „Moorschutz“ des Landesumweltamtes Gebiete aus, die sich
für eine Wiederherstellung besonders eignen. Das Spektrum der einzelnen
Maßnahmen ist groß. Wasserbauliche Vorhaben zählen ebenso dazu wie die
Hagerungsmahd, mit der dem Moor durch Mähen Nährstoffe entzogen werden.
Denselben Zweck haben Flachabtorfungen, die zudem den hydrologischen
Zustand des Moores verbessern. Auch typische Pflanzenarten sollen
wiederangesiedelt werden. Nicht zuletzt wird die Öffentlichkeit durch
den Bau von Moorstegen und das Aufstellen von Informationstafeln für
den Moorschutz sensibilisiert. Bestandteil des Projektes ist zudem die
Sicherung der Moorflächen durch Ankauf oder Vereinbarung von
Grunddienstbarkeiten.
Mit dem LIFE+Nature-Projekt der Stiftung NaturSchutzFonds wird
jedoch nicht nur der Verlust von Braunmoosmooren in Brandenburg
gestoppt und eine Trendwende eingeleitet. Die bei der Umsetzung des
Vorhabens gewonnenen Erkenntnisse werden weiteren Moorschutzvorhaben
zugute kommen. Brandenburg nimmt dabei in Deutschland eine
Vorreiterrolle ein. Auch über das Projekt hinaus sind große
Anstrengungen und viel Geduld erforderlich, bis die Braunmoosmoore in
Brandenburg als endgültig gesichert gelten können. In einer vom
Landesumweltamt beauftragten Studie werden gegenwärtig weitere Flächen
mit Potential zur Wiederherstellung von Braunmoosmooren ermittelt.
Gerade Brandenburg hat eine große Verantwortung für den Schutz
dieses Moortyps, dessen Hauptverbreitungsgebiet außerhalb der
europäischen Kalkgebirge in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
beginnt und über Polen bis zum Ural reicht. Einige vom Aussterben
bedrohte Moosarten wie Helodium blandowii (Sumpf-Thujamoos) oder
Paludella squarrosa (Sparrenmoos) treten schwerpunktmäßig in
Brandenburg auf.