16.09.2009 | 15:00:00 | ID: 3431 | Ressort: Landwirtschaft | Agritechnica

Landtechnische Trends bei Saat und Mineraldüngung

Hannover (agrar-PR) - Prof. Dr. Karlheinz Köller, Universität Hohenheim

Vor dem Hintergrund weltweit anhaltender Bodenzerstörung durch Erosion, Versalzung und Bebauung sowie den erkennbaren Folgen des Klimawandels gewinnen Technologien einer boden- und wasserschonenden Pflanzenproduktion zunehmende Bedeutung. Die konsequente Weiterentwicklung und Umsetzung von Verfahren zur Mulch- und Direktsaat ist die wichtigste Maßnahme für eine nachhaltige Begrenzung der Bodenerosion, verbunden mit signifikanten ökonomischen Vorteilen. Zunehmende gesetzliche Auflagen in Bereichen des Umwelt- und Gewässerschutzes stellen steigende Anforderungen an die Dosier- und Verteilgenauigkeit bei der Ausbringung von Mineraldüngemitteln.

Um die Arbeitsproduktivität, den Ressourcenschutz und die Energieeffizienz zu verbessern, hält der Trend zur Automatisierung von Arbeitsprozessen in der Pflanzenproduktion, verbunden mit teilschlagspezifischen Bewirtschaftungsstrategien, weiter an. Neben bekannten teilschlagspezifischen Ansätzen erfordern auch die bessere Auslastung und Überwachung von Sämaschinen und Düngerstreuern den weiteren Einsatz von Elektronik und Regeltechnik, zunehmend unterstützt durch intelligente Software, die ebenfalls unerlässlich wird für steigende Anforderungen in den Bereichen Qualitätssicherung, Rückverfolgbarkeit und Dokumentation von Arbeitsprozessen sowie Logistik und Maschinenüberwachung zur Minderung von Ausfallzeiten und Reparaturkosten.
 
Führende Hersteller von Sämaschinen und Mineraldüngerstreuern stellen sich den genannten Herausforderungen und präsentieren auf der diesjährigen Agritechnica technische Innovationen zur weiteren Verbesserung der Arbeitsqualität, der Arbeitsproduktivität sowie des Bedienkomforts.


Entwicklungstrends in der Sätechnik
Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung haben mittlerweile eine weite Verbreitung. Viele Betriebe verzichten aber noch nicht vollständig auf den Pflug. Dementsprechend bieten fast alle Hersteller mittlerweile sogenannte Universal-Sämaschinen an. Diese eignen sich, zum Teil mit Einschränkungen, sowohl für die konventionelle Saat nach dem Pflug als auch für die Mulchsaat. Meist sind Werkzeuge zur Lockerung und Einebnung des Saatbettes den Säscharen vorgeschaltet. Dabei werden hauptsächlich schräg angestellte Hohlscheiben, ähnlich wie bei einer Scheibenegge, verwendet. Die Scheibenelemente sind teilweise zu verstellen, um die gewünschte Arbeitsintensität zu erzielen. Im Anschluss an die Scheibenelemente folgen Walzensysteme, die mehrere Funktionen übernehmen. Sie dienen dazu, das Saatbett einzuebnen und eine Rückverfestigung des Saatbettes zu erreichen. Meist bestehen sie aus großvolumigen Reifen- oder Keilringwalzen, deren Teilabschnitte oftmals als integriertes Fahrwerk dienen. Während des Sävorgangs wird das gesamte Gewicht auf den Walzen abgestützt. Dadurch werden eine gleichmäßige Gewichtsverteilung und eine konstante Rückverfestigung erreicht. Um möglichst flexibel auf unterschiedliche Bodenbedingungen zu reagieren und auch bei hohen Fahrgeschwindigkeiten sauber zu arbeiten, werden bei diesen Universalsämaschinen überwiegend Ein- oder Zweischeibenschare verwendet. Die meisten Hersteller bieten eine parallelogramme Scharaufhängung an. Eine pneumatische Saatgutdosierung und Saatgutbehälter mit einem Volumen von etwa 3000 l gehören meist zur Standardausstattung.
 
Für die zunehmende elektronische Regelung und Automatisierung von Prozessen stehen bei der Drillsaat unterschiedliche Systeme zur Bestimmung der Saatmenge zur Verfügung. Sie erübrigen eine Abdrehprobe und ermöglichen eine Variation der Saatmenge auf unterschiedlichen Teilflächen. Zunehmende Verbreitung finden stufenlose Antriebe der Saatgutdosierung, ob mit Elektro- oder Hydromotoren, um die Saatstärke während der Fahrt zu variieren. In Verbindung mit einer elektronischen GPS-gesteuerten Regelung sind die Voraussetzungen für eine teilflächenspezifische Aussaat gegeben.
 
Einzelkornsaat
Mit der Einzelkornsämaschine EDX der Firma Amazonenwerke wurde auf der Agritechnica 2007 eine bahnbrechende Innovation vorgestellt und mit Gold ausgezeichnet. Mit dieser Neuentwicklung gelingt es auch, bei Arbeitsgeschwindigkeiten bis zu 15 km/h eine gleichmäßige Saatgutablage zu realisieren. Um diese nachhaltig zu sichern, ist eine weitere Verbesserung der Vereinzelungsqualität erforderlich. Hierzu wird ein System vorgestellt, das erstmalig eine automatische und adaptive Regelung der Abstreiferposition ermöglicht und somit über einen variablen Arbeitsgeschwindigkeitsbereich von 8 bis 18 km/h eine gleichbleibende Vereinzelungs- und Ablagequalität sicherstellt.
Eine weitere beachtenswerte Innovation bietet eine Einzelkornsämaschine mit GPS-gesteuerter elektronischer Regelung, die eine differenzierte Aussteuerung der einzelnen Säaggregate und damit erstmalig eine Realisierung unterschiedlicher Aussaatvarianten im Dreieck- oder Rechteckverband ermöglicht. Damit bietet die Saat mit dieser Maschine als besonderen Vorteil einen vereinfachten und wirksamen Einsatz von Hackmaschinen für die mechanische Unkrautbekämpfung (Querhacke). Außerdem ist es möglich, zum Beispiel bei unregelmäßig geformten Feldstücken, den Saatgutfluss Reihe für Reihe zu- oder abzuschalten.
 
Entwicklungstrends in der Mineraldüngung
Nachdem auf der letzten Agritechnica im Jahre 2007 zwei Meilensteine in der Düngetechnik, ein Zweischeibenstreuer mit rein elektronischer Leistungsübertragung sowie ein Kamerasystem zur vollautomatischen Einstellung von Düngerstreuern mit jeweils einer Goldmedaille ausgezeichnet wurden, sind in diesem Jahr keine herausragenden Innovationen in diesem Bereich zu erwarten. Es scheint sich eine Konsolidierung auf einem technisch sehr hohen Niveau abzuzeichnen mit einem Höchstmaß an Dosier- und Verteilgenauigkeit, mit elektronischen Lenkungssystemen, teilflächenspezifischen Ausstattungsmerkmalen und Dokumentationssoftware.
 
Fazit
Als allgemeines Fazit bleibt für die Bereiche Sätechnik und Mineraldüngung festzuhalten, dass die Bedeutung von elektronischen Steuerungen und Regelungen auf breiter Basis zunimmt, mit einem spürbaren Trend zur Automatisierung von Arbeitsprozessen, um die gewachsenen Anforderungen an Funktion und Komfort erfüllen zu können.
 
Neben den genannten „High-Tech“-Lösungen ist die Nachfrage nach einfacher Technik und entsprechenden Geräten für kleinere Betriebe nicht zu unterschätzen. Auch für diesen Bereich bieten die Hersteller von Sämaschinen und Düngerstreuern praxisgerechte Innovationen.

 

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Herr Friedrich W. Rach
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