Bad Kreuznach (agrar-PR) - Während der demographische Wandel mit rückläufigen
Schulabgängerzahlen die Nachwuchssorgen in vielen Branchen zunehmen
lässt, kann die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz gegen den Trend
und auch entgegen eigener Erwartungen stabile, bei einzelnen
Berufsbildern sogar steigende Zahlen bei den neu abgeschlossenen
Lehrverträgen vermelden. Während die Industrie- und Handelskammern wie
auch die Handwerkskammern stagnierende bis sinkende Zahlen registrieren,
findet in den Grünen Berufen die positive Entwicklung der letzten Jahre
ihre Fortsetzung auch im angelaufenen Ausbildungsjahr 2010/11.
Nachdem man wegen eines leichten Rückgangs
der Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge für die Berufe
Landwirt, Winzer, Gärtner, Pferdewirt etc. um knapp 6 Prozent im Vorjahr
und einer zunächst zögerlichen Entwicklung in diesem Jahr auch bei der
Landwirtschaftskammer von Auswirkungen der demografischen Entwicklung
bei den Grünen Berufen ausgegangen war, zeigen die Abschlusszahlen für
2010/11 im Wesentlichen doch Positives. Gegenüber 768 im Vorjahr wurden
jetzt insgesamt 798 neue Lehrverträge abgeschlossen, was einem Plus von
knapp 4 Prozent entspricht. Verantwortlich für den Anstieg, so die
Kammer, sind die starken Zunahmen in den Berufen Landwirt (+ 30 Prozent)
und Gärtner (+ 7 Prozent). Etwas weniger Jungwinzer als im Vorjahr (- 5
Prozent) haben ihre Ausbildung gestartet, während alle anderen Grünen
Berufe den Stand von 2009 halten konnten.
Nach Feststellung der Landwirtschaftskammer kommt
nur noch ein Drittel der angehenden Winzer aus einem elterlichen
Weinbaubetrieb. Bei den Landwirten gelten bereits 41 Prozent als
Seiteneinsteiger.
Damit verbunden sei eine deutliche Erweiterung der Zielgruppe, an die
sich das Angebot einer Ausbildung in den Grünen Berufen richte, ein
Angebot, für das sich wegen stabiler beruflicher Perspektiven zunehmend
auch Jugendlichen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund entscheiden. Die
ehemals verbreitete Elternlehre, also das Absolvieren der Ausbildung im
elterlichen Betrieb, spielt bei den Grünen Berufen in Rheinland-Pfalz
keine Rolle mehr. Die künftigen Landwirte, Winzer oder Gärtner setzen
auf Distanz und hohes Qualifikationsniveau, statt auf Heimatnähe und
vertraute Umgebung. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen stellt auch die
Landwirtschaftskammer mit Sorge fest, dass die Zahl der
Ausbildungsabbrüche zunimmt. Während einerseits die
Leistungsanforderungen in der beruflichen Bildung infolge steigenden
Qualifikationsanspruchs an die Arbeitsplätze wachse, müsse bei vielen
Jugendlichen eine geringe Leistungsfähigkeit und eine nicht ausreichende
Leistungsbereitschaft registriert werden. Häufig werde eine Ausbildung
gestartet, ohne sich vorher intensiv mit Inhalten und Abläufen
beschäftigt und ohne die persönliche Eignung für den Ausbildungsberuf
einer kritischen Prüfung unterzogen zu haben.
Die beste schulische Vorbildung bringen
nach wie vor die jungen Winzer mit, von denen etwa ein Drittel das
Abitur in der Tasche hat und deshalb eine auf zwei Jahre verkürzte
Ausbildung absolviert. Wie schon im vergangenen Jahr wurden auch 2010
wieder 40 Winzerausbildungsverträge im Rahmen des dualen Studienganges
Weinbau und Oenologie abgeschlossen. Bei der Fortbildung hat neben dem
Studium die Meisterausbildung auch bei den Winzern hohe Bedeutung. 125
Meisteranwärter zählt die Kammer hier in aktuell laufenden Kursen, von
denen 78 im nächsten Jahr, 47 im Jahr 2012 ihren Abschluss anstreben.
Insgesamt in den Grünen Berufen zählt die Kammer aktuell 270 Teilnehmer
in Meisterkursen.
Im erwarteten Wettbewerb um die
Auszubildenden setzt die Landwirtschaftskammer für die Zukunft auf eine
Kombination verschiedener Maßnahmen. Mit kind- und jugendgerechter
Information und Aufklärung will sie das Image der Grünen Berufe weiter
verbessern und mit einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit deren Vielfalt
und deren Spannung zwischen Natur und Technik, zwischen Produktion,
Marketing und Vertrieb in die Schulen zu tragen. So werden im Rahmen der
Initiative
Lernort Bauernhof Schulklassen
mit den praktischen Betriebsabläufen bekannt gemacht, um
Informationsdefizite zu füllen und Vorurteile abzubauen. Darüber hinaus
betreibt die Kammer aktiv Werbung für eine qualifizierte und mit besten
Zukunftsaussichten ausgestattete Ausbildung in den Grünen Berufen,
indem sie sich an Ausbildungsmessen beteiligt, zu Informationstagen in
die Schulen geht sowie Schülern und Eltern ein umfassendes
Informationsangebot im Internet
www.gruener-beruf.de
anbietet. Schließlich setzt die Kammer auf eine ständige Fortbildung
der fachlich und pädagogisch gut geschulten Ausbilderinnen und
Ausbilder. Nicht zuletzt gelte es, auch mit einer angemessenen
Ausbildungsvergütung gegenüber anderen Ausbildungsberufen
wettbewerbsfähig zu bleiben.