Bad Kreuznach (agrar-PR) - Mit einem wissenschaftlich fundierten Programm zur Förderung des Einsatzes geeigneter Musikbeschallung in Stallanlagen will die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die Milch- und Fleischproduktion im Land ankurbeln. Die Kammer bietet dazu jetzt professionelle Beratungsprogramme für Viehhalter an. Dabei geht es weniger um teure Anlagetechnik als vielmehr um die Schulung von Betriebsleitern, Mitarbeitern oder mithelfenden Familienangehörige für musikalische Vorträge. Dass artgerechte Musik im Stall wahre Wunder bewirkt, ist durch wissenschaftliche Versuche und Langzeitstudien in England und Spanien eindeutig belegt. So beschallt eine Farm bei Madrid ihre 700 Kühe jeden Tag mit Mozart. Die Kühe seien nicht nur ausgeglichener und einfacher im Umgang. Jede einzelne produziere auch ein bis sechs Liter mehr Milch pro Tag.
Nach einer aktuellen Mitteilung der Kammer bedient sich das Schulungsprogramm des traditionellen Liedguts, weil diese Musik ausgeglichener ist und eine Vertrautheit mit der Region vermittelt. Bei ersten praktischen Einheiten stehen daher A-Cappella-Versionen von Beethovens 'Ode an die Freude', Mozarts 'Ein Mägdlein oder Weiblein' aus der 'Zauberflöte' auf dem Programm sowie aus dem 'Zigeunerbaron' von Johann Strauß 'Mein idealer Lebenszweck', wobei Schweinehaltern von Letzterem eher abgeraten wird. Ein Exkurs wird mit 'No Milk Today'' der britischen Popgruppe Hermans Hermits gewagt, eine Konzession an die EU, die für das Programm nur dann Fördermittel bewilligt, wenn der europäische Gedanke auch im Repertoire der Stallmusik zum Ausdruck kommt.
Grundlage der Weiterbildungsmaßnahme ist eine von Psychologen der University of Leicester durchgeführte Großstudie mit Kühen zur Ankurbelung der britischen Milchproduktion. Dabei beschallten Adrian North und Liam MacKenzie neun Wochen lang rund Tausend Tiere. Tag für Tag bekam das Vieh zwölf Stunden lang schnelle oder langsame Musik verschiedener Stilrichtungen vorgespielt. Gemächliche Titel mit einem Tempo unter 100 Beats pro Minute (BPM) ließen die Milchausbeute im Vergleich zu musiklosen Tagen um durchschnittlich drei Prozent oder 0,73 Liter ansteigen. Nach ausdauerndem Hören schnellerer Stücke über 120 BPM waren die Euter dagegen weniger gut gefüllt.
Die Kammer weist darauf hin, dass musikalische Vorkenntnisse der Kursteilnehmer ebenso wenig erforderlich sind wie Begabung. Ein Kammersprecher: "Die Tiere sind genügsam und längst nicht so anspruchsvoll wie ein Konzertpublikum."