09.03.2021 | 16:32:00 | ID: 29902 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Minister Hoff stellt erstmals den Thüringer Agrarstrukturbericht vor

Erfurt (agrar-PR) - „Agrarstruktur bewahren, Böden schützen, Betriebe unterstützen“
Heute (9. März) stellte der Thüringer Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Benjamin-Immanuel Hoff erstmals seit 1990 den Thüringer Agrarstrukturbericht vor. „Es besteht ein öffentliches Interesse an Transparenz zu Strukturen der Betriebe, der Bodennutzung und des Bodenmarktes. Unser Agrarstrukturbericht ist eine Bestandsaufnahme, mit der wir Daten und Fakten erhoben und bewertet haben“, so Minister Hoff. „Wir wollen die Agrarstruktur in Thüringen bewahrend weiterentwickeln. Dafür brauchen wir eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die wirtschaftlich gesund, betrieblich vielfältig und regional verankert ist, die ökologisch zur Ernährungssicherheit und Wertschöpfung beiträgt und Arbeitsplätze sichert. Hierfür ist es notwendig, agrarpolitische Instrumente wie das Boden- und Pachtrecht an die neuen Herausforderungen anzupassen. Der vorliegende Bericht dient als Grundlage für die notwendigen politischen, rechtlichen und administrativen Entscheidungen.“

Der erste Thüringer Agrarstrukturbericht gibt einen Ein- und Überblick über die Strukturen der landwirtschaftlichen Betriebe, der Bodennutzung und des Bodenmarkts. Seit 1990 formte sich eine Agrarstruktur, die sich bis heute von der in den alten Bundesländern unterscheide, erläutert Minister Hoff: „Es entstand eine spezifisch ostdeutsche Agrarstruktur, die selbstbewusst Ansprüche erhebt, bei der Förderung des Bundes und der Europäischen Union angemessen berücksichtigt zu werden.“

Thüringer Agrarstruktur steht vor großen Herausforderungen

Die Landwirtschaft steht in Thüringen vor großen Herausforderungen. In vielen Betrieben steht ein Generationswechsel an. Doch die wirtschaftlichen Bedingungen für die Agrarbetriebe sind schwierig. Neben den notwendigen Investitionen in mehr Tierwohl, den Klima-, Natur- und Artenschutz erschweren die Folgen des Klimawandels und niedrige Preise für Agrarprodukte die betriebswirtschaftliche Lage vieler Betriebe. Zudem sind die Preise für landwirtschaftliche Böden in den vergangenen zehn Jahren um 125 Prozent gestiegen, seitdem nach der Finanzkrise nichtlandwirtschaftliche Investoren Agrarflächen als lukrative Kapitalanlage entdeckt haben. „Wir dürfen nie vergessen, dass hinter jeder landwirtschaftlichen Kennzahl Menschen stehen, die diese Betriebe und Flächen bewirtschaften. Deren soziale und wirtschaftliche Existenz ist abhängig von verfügbaren und erschwinglichen Ackerböden, der ihnen gute Erträge bringt“, so Minister Hoff.

Aufgrund der Entwicklungen sei es notwendig, zum Schutz der Agrarstruktur in Thüringen die strukturelle, wirtschaftliche und ökologische Lage der Betriebe zu stabilisieren. Das Ziel der Landesregierung ist es, eine vielfältige und wirtschaftlich zukunftsfähige Landwirtschaft zu bewahren, die sich an ökologischen Maßstäben orientiert. Dafür seien agrarpolitische Weichenstellungen nötig, sagt Minister Hoff: „Unsere Förderpolitik werden wir so gestalten, dass sie die Agrarbetriebe bei den notwendigen Investitionen in Tierwohl- und Umweltleistungen bestmöglich unterstützt. Das Boden- und Pachtrecht wollen wir ergänzen, damit der Grundstücksverkehr am landwirtschaftlichen Bodenmarkt transparent wird, insbesondere bei Anteilskäufen, den sogenannte share deals. Nur so können wir Konzentrationsprozesse und extreme Preissteigerungen am Bodenmarkt eindämmen.“

Thüringer Agrarstruktur durch historische Umbrüche geprägt

Die politischen, sozialen und technischen Umbrüche der vergangenen 100 Jahre haben die Thüringer Agrarstruktur stark geprägt. Gab es in Thüringen vor dem 2. Weltkrieg rund 150.000 Agrarbetriebe mit durchschnittlich 8 Hektar bewirtschafteter Fläche, waren es nach der Bodenreform und Zwangskollektivierung in der DDR bis 1989 nur noch 202 Betriebe mit im Schnitt 4.200 Hektar Fläche. Nach der Friedlichen Revolution und Wiedervereinigung vollzog sich seit 1990 eine massive Transformation der zuvor überwiegend genossenschaftlich geprägten Betriebe. Von den neugegründeten 2.100 Betrieben in 1991 entwickelte sich bis 2019 die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe auf fast 4.600 in verschiedenen Rechtsformen und mit im Durchschnitt etwa 220 Hektar Betriebsgröße.

Die Betriebsstruktur in Thüringen ist seit 1990 relativ konstant und stabil. In Thüringen gab es keinen Strukturwandel wie in den westdeutschen Ländern, wo viele kleine Höfe aufgegeben wurden und zugleich große Betriebe stetig gewachsen sind. Stattdessen waren die Thüringer Betriebe seit 1990 durch einen inneren Strukturwandel geprägt. Denn eine Extensivierung der Produktionsorganisation führte dazu, dass Arbeit, Wertschöpfung und Produktionsvielfalt zurückgingen, was vor allem den Abbau der Tierbestände und den Verlust gartenbaulicher Flächen betraf. Begründet war das insbesondere durch die Marktentwicklung, wo Preise für Agrarerzeugnisse stagnieren und sich nur geringe Margen erwirtschaften lassen. Hingegen stiegen die Betriebskosten für Energie, Material und Dienstleistungen stetig. Die Thüringer Agrarbetriebe hatten zudem einen großen Nachholbedarf bei Investitionen aufgrund des Investitionsstaus in der DDR und sie mussten in Bodenkauf investieren, um die Produktionsbasis und insbesondere die Bonität der Betriebe zu sichern.
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