05.05.2009 | 00:00:00 | ID: 428 | Ressort: Umwelt | Umweltpolitik

Minister Peter Hauk MdL: "Sicherung der Mobilität ist für Bevölkerung im ländlichen Raum von hoher Bedeutung"

Stuttgart (agrar-PR) - Minister Hauk stellt Ziele zur Sicherung der Mobilität im ländlichen Raum vor
"Die Sicherung der Mobilität in der Fläche ist für die Wirtschaftsbetriebe und die Bevölkerung im ländlichen Raum von entscheidender Bedeutung. Hier stehen wir zukünftig wachsenden Herausforderungen gegenüber, denen wir uns stellen und für die wir sinnvolle und langfristige Lösungen finden müssen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Dienstag (5. Mai) im Nachgang zu der Sitzung des unter Federführung des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum eingerichteten Kabinettsausschusses Ländlicher Raum in Stuttgart. Hauk stellte in diesem Rahmen einige Ziele vor, die die Sicherung und Verbesserung der Mobilität, insbesondere die Gewährleistung eines gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrsangebotes und Straßennetzes beinhalten.

Auf Grund der demographischen Entwicklung der letzten Jahre verändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung zunehmend. Ein Leben im ländlichen Raum wird ohne ausreichende Mobilitätsangebote zum Problem. Auch der Druck zu mehr Wirtschaftlichkeit und geänderte Formen bei der Erbringung von Dienstleistungen führen dazu, dass immer mehr Einrichtungen aus dem ländlichen Raum abziehen und sich in Ballungsgebieten verdichten. Im ländlichen Raum hat das erhebliche Auswirkungen. Mit dem Abzug von Einrichtungen in ländlichen Gebieten kommt es zu deutlich längeren Wegstrecken und –zeiten. Daher liegt der Anteil der Pendler im ländlichen Raum deutlich höher als im Verdichtungsraum.

"Besonders die Bahnverbindungen sind für Berufspendler wichtig. Aktuell benutzen rund 85 Prozent der Pendler auf dem täglichen Weg zur Arbeit das Auto. Dies zeigt, dass das ÖPV-Angebot nicht attraktiv genug ist", erklärte der Minister. Bei der Fortschreibung des Generalverkehrsplans für den ÖPV muss diese Entwicklung deshalb berücksichtigt werden.

Aufgrund der zerstreuten Siedlungsstruktur und der damit einhergehenden Dezentralität besitzt der straßengebundene Verkehr im ländlichen Raum eine elementare Bedeutung. Die Wirtschaftsbetriebe sind auf schnelle Verbindungen und gute Anschlüsse an Fernverkehrswege angewiesen. Der Straßenbau in Baden-Württemberg benötigt wesentlich mehr Finanzmittel als bisher. Deshalb sollte insbesondere auf Bundesebene darauf hingewirkt werden, dass die Haushaltsmittel der besonderen Situation Baden-Württembergs entsprechend bemessen und ausgestaltet werden. Denn nirgendwo ist die Verkehrsbelastung höher und die Topographie schwieriger als hier. Und dennoch wurden in den vergangenen Jahren die Bundesmittel proportional stärker in andere Regionen des Bundes gegeben. "Das Land hat hier Nachholbedarf", forderte Hauk gegenüber dem Bund.

Folgende zehn Ziele wurden vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum entwickelt um die Mobilität im ländlichen Raum zu sichern:

1. ÖPV-Angebot

Ziel des Landes muss es sein, dass mittelfristig jede Ortschaft mit dem ÖPV oder über eine Kombination von ÖPV mit flexiblen Transporteinrichtungen gut erreichbar ist.

2. Wichtige Infrastruktur- und Nahversorgungseinrichtungen in zumutbarer Zeit mit dem ÖPV erreichen

Für die Standort- und Nahverkehrsplanung können Richtwerte, was unter zeitgünstiger Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen, Nahversorgungseinrichtungen wie Bank, Post, Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs, etc. zu verstehen ist, hilfreich sein.

3. Anschlusssicherung

Für eine bessere Verkehrsanbindung des ländlichen Raums müssen die Linien im ÖPV-Nahverkehr noch besser auf die Fernzüge abgestimmt werden, um vermeidbare Wartezeiten und damit insgesamt die Reise- und Pendlerzeit zu verkürzen.

4. Taktfahrplan

Die Taktzeiten im ÖPV sind aktuell auf den Schüler- und Berufsverkehr abgestimmt, da hier das größte Fahrgastvolumen auftritt. Bei einer steigenden Nutzung des ÖPV durch Seniorinnen und Senioren ist zu erheben, ob diese den ÖPV tendenziell zu anderen Zeiten nutzen wollen, als Schüler und Berufstätige.

5. Umsteigefreie Verbindungen

Umsteigefreie Verbindungen erhöhen die Attraktivität des ÖPV. Auch mit Blick auf die wachsende Zahl älterer und körperlich weniger mobiler Mitbürger muss es Ziel im ÖPV sein, möglichst umsteigefreie Verbindungen zu schaffen, die von diesem Bevölkerungsteil auch in Anspruch genommen werden können.

6. Flexible Transportkonzepte

In siedlungsschwachen Gebieten im ländlichen Raum muss zur Sicherstellung der Mobilität der liniengebundene ÖPV durch flexible Transportformen ergänzt werden, da anders als im Verdichtungsraum der vielfach ausgebaute Linienverkehr nicht die Regel ist.

7. Bessere Verbindung von ÖPV und Tourismus

Der Anteil der Touristen, die mit ÖPV reisen, muss erhöht werden. Nach einer Stichprobenerhebung der Fachhochschule Heilbronn reisen lediglich etwa 7 Prozent der Touristen mit Bahn oder Linienbus an.

8. Zugang zu Zügen

Der Zugang zu Zügen also Bahnhof, Fahrsteige und Einstiege sowie die Züge selbst, muss mit Blick auf die größere Zahl der Älteren altersgerecht ausgestattet sein. Dies gerade auch im Hinblick auf eine Bahnprivatisierung zu beachten.

9. Die Fahrkartenautomaten

Die Fahrkartenautomaten müssen benutzerfreundlich gestaltet sein, so dass Ältere auch im Fall des Umsteigens in der Lage sind, die entsprechenden Fahrausweise zu erhalten.

10. Definition vordringlicher überregionale Straßenentwicklungskorridore im Ländlichen Raum

In diesen, für den ländlichen Raum wichtigen Straßeninfrastrukturachsen soll eine zügige, sichere Verkehrsführung entstehen, vorrangig durch den Ausbau von Strecken mit bisher ungenügendem Ausbauzustand einschließlich der Anschlüsse an das vorhandene Straßennetz und den Neubau von Ortsumgehungen. Soweit es sich um Vorhaben handelt, welche im Bundesverkehrswegeplan verankert sind, muss das Land darauf hinwirken, dass diese (wieder) in den vordringlichen Bedarf aufgenommen werden.

Neben diesen wichtigen Verkehrsachsen gibt es aber noch zahlreiche Einzelmaßnahmen im ländlichen Raum, die ebenfalls mit hoher Priorität angegangen werden müssen. "Nur wenn wir mit dieser Zielrichtung die anstehenden Herausforderungen angehen, können wir den ländlichen Raum als attraktiven und lebenswerten Wohnort halten und ausbauen", hob Minister Hauk hervor.
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