Frankfurt (agrar-PR) -
WWF warnt: Verschwenderische Fischerei gefährdet Wiederaufbau des Bestandes Hamburg - Keine Entwarnung für den Kabeljau der
Nordsee. Jüngste wissenschaftliche Daten zeigen zwar eine leichte
Erholung des Bestandes, dennoch empfiehlt der Internationale Rat zur
Erforschung der Meere (ICES), die Fangmengen im kommenden Jahr um 20
Prozent zu verringern, um den langfristigen Wiederaufbau nicht zu
gefährden. Der WWF stellt dem Management der Kabeljau-Fischerei ein
schlechtes Zeugnis aus: In den vergangenen Jahren sei es nicht
gelungen, die systematische Verschwendung von Kabeljau durch
Fischereipraktiken wirksam einzudämmen.
Im Jahr 2009 wurden in der Nordsee fast 15.000
Tonnen Kabeljau zunächst gefangen und dann ungenutzt als Müll ins Meer
zurückgeworfen. Der Grund für die Rückwürfe: Die Quoten der Fischer
waren bereits ausgeschöpft oder die gefangenen Jungtiere zu klein, um
sie zu vermarkten. „Diese immense Verschwendung von Fisch ist
wirtschaftlicher und ökologischer Irrsinn - und er ist vermeidbar “,
sagt Karoline Schacht, WWF Fischereiexpertin. „Selektive Fanggeräte
müssen ab dem ersten Tag der Fangsaison Pflicht werden, damit der
unnötige Raubbau auch am Nachwuchsjahrgang zurückgeschraubt wird.“
Bislang sind auf die eigentliche Zielart abgestimmte Fanggeräte erst
vorgeschrieben, wenn bereits 90 Prozent der Kabeljauquoten eingefahren
sind. Als weitere Ergänzungen des langfristigen Managementplans für den
Kabeljau fordert der WWF zudem die temporäre Schließung von
Fanggebieten mit hohem Jungfischaufkommen sowie den obligatorischen
Einsatz von Bord-Kameras, die eine Kontrolle über den Fang ermöglichen.
„Es muss endlich überwacht werden, was tatsächlich aus dem Meer gezogen
wird“, fordert Schacht. Derzeit würde die Einhaltung von Fangquoten
erst bei der Anlandung kontrolliert.
Auch den Heringsfischern in Nord- und Ostsee
drohen düstere Zeiten. Eine Verringerung der Herings-Fangmenge um mehr
als 30 Prozent für den Bestand der westlichen Ostsee scheint nach
Berechnungen der Wissenschaftler erforderlich. Innerhalb von vier
Jahren hat sich damit die erlaubte Fangmenge auf diesen zwischen Nord-
und Ostsee hin und her wandernden Bestand halbiert.
„Entgegen den Empfehlungen der Wissenschaftler sind
die Quoten in den letzten Jahren nur moderat gekürzt worden, damit
wurde offensichtlich der Schonungsbedarf des Bestandes verfehlt“, sagt
Karoline Schacht, Fischereiexpertin beim WWF. “Die Fischereipolitik
muss ihren Kurs stärker an Forschungsergebnissen ausrichten.“ Derzeit
sei die betroffene Heringsfischerei etwa doppelt so hoch wie nachhaltig
wäre. Gleichzeitig ist die Heringspopulation auf einem historischen
Tiefstand. Der WWF fordert dringend einen langfristigen
Wiederaufbauplan für den Ostseehering, der die besonderen
Empfindlichkeiten berücksichtigt.