19.08.2013 | 17:50:00 | ID: 15777 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Russische Weizenproduktion - Vorteile durch Subventionen und niedrige Pachten

Braunschweig (agrar-PR) - agri benchmark Cash Crop Conference in Russland
Viele westliche Weizenanbauer machen sich Gedanken über die zukünftige Konkurrenz durch russische und ukrainische Agrarunternehmen.

Um sich vor Ort über aktuelle Entwicklungen im russischen Ackerbau zu informieren, haben Agrarökonomen, die sich in dem internationalen Netzwerk agri benchmark Cash Crop zusammengeschlossen haben, ihre Jahreskonferenz vom 1. bis 4. Juli in Woronesch, Russland, durchgeführt.

Die aktuellen agri benchmark-Ergebnisse von überdurchschnittlich gut geführten, großen russischen und ukrainischen Agrarbetrieben zeigen, dass deren Hauptvorteil die niedrigen Pachten sind. Die Kosten für Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind hingegen pro Tonne nicht erheblich geringer als in gut bewirtschafteten Betrieben der EU, den USA oder Australiens.

Auf der Konferenz schälten sich die folgenden Faktoren heraus, die für die russische und ukrainische Weizenproduktion charakteristisch sind:

- Erheblich geringere Erträge (zumindest verglichen mit großen Teilen der EU),

- Eher niedrige Arbeitsproduktivität, was die sehr niedrigen Löhne kompensiert,

- Relativ schlechte Produktivität der eingesetzten Düngemittel.

Flächenpreise und -pachten betragen hingegen nur 1/10 oder noch weniger von dem, was Landwirte in vergleichbaren Teilen der Welt zahlen.

„Niedrige Pachten sind ein Zeichen dafür, dass es keine so große Konkurrenz gut ausgebildeter Landwirte mit Zugang zu Kapital gibt wie zum Beispiel in Brasilien, der EU oder den USA“, sagt Dr. Yelto Zimmer, Agrarökonom am Braunschweiger Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und Koordinator des Netzwerks. Außerdem deuten sie auf hohe Investitionsrisiken hin.

Gleichzeitig wird die russische Landwirtschaft massiv von der Politik unterstützt – die Summe aller politischen Unterstützungsmaßnahmen ist auf demselben Niveau wie in der EU. Im Durchschnitt der letzten Jahre waren die betrieblichen Agrarsubventionen sogar höher als die Gewinne.

Ein Großteil dieser Subventionen wird bisher als Zinszuschuss gezahlt. Dadurch werden die Produzenten ermutigt, stark in neue Maschinen zu investieren. In der Folge haben sich die Betriebe seit 2005 stark verschuldet (+ 250 %), und das, obwohl die Gewinne erheblich zugenommen haben (+120 %).

Der Beitritt Russlands zur WTO in 2012 wird zu einem Umbruch in der Subventionspolitik führen, da Zinszuschüsse und Förderungen für Düngemittel und Diesel zumindest teilweise abgeschafft werden. Gleichzeitig dürfte die russische Ölsaaten-Produktion und deren Export einen zusätzlichen Boom erfahren, weil die derzeitigen Exportzölle für Sonnenblumen und Raps um etwa zwei Drittel auf 6,5 % gesenkt und für Sojabohnen komplett abgeschafft werden. (ti)
Pressekontakt
Herr Dr. Michael Welling
Telefon: 0531-5961016
Fax: 0531-5961099
E-Mail: michael.welling@thuenen.de
Pressemeldung Download: 
Thünen-Institut
Thünen-Institut
Bundesallee 50
38116 Braunschweig
Deutschland
Telefon:  +49  0531  596-1016
E-Mail:  pressestelle@thuenen.de
Web:  www.thuenen.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.