01.09.2011 | 16:17:00 | ID: 10563 | Ressort: Landwirtschaft | Fischerei

Vogelsänger zur Großen Anfrage im Landtag: Fischerei und Fischzucht in Brandenburg

Potsdam (agrar-PR) - Mit der Beantwortung der insgesamt 100 Fragen der Großen Anfrage „Fischerei und Fischzucht in Brandenburg“ (Drucksache 5/2823) hatte die Landesregierung bis zum Frühsommer die Möglichkeit, für das Parlament ihre Sicht auf die aktuelle Situation dieser Branche darzustellen.
Auf seiner heutigen Sitzung diskutierte der Landtag über das Papier, das auch die umfangreichste Datengrundlage zur aktuellen Lage der Berufsfischerei in Brandenburg enthält und über Entwicklungen und Trends in der Fischerei informiert.

In seinem Redebeitrag bekräftigte Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger, dass sich die Bedeutung der Fischerei nicht nur über Beschäftigtenzahlen und Produktionsergebnisse ableiten lässt: „Fischerei und Fischzucht haben auch einen großen Anteil an der Erhaltung unserer gewachsenen Kulturlandschaft. So bieten unsere Teichwirtschaften vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimstadt. Der Erhalt dieser Artenvielfalt ist entscheidend an die weitere Bewirtschaftung dieser Teiche gebunden und damit auch an der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.“


Landesregierung unterstützt Fischereiwirtschaft

Neben der Fischerei bauen sich die Betriebe zunehmend weitere wirtschaftliche Standbeine in der Veredelung und Vermarktung von Fisch sowie in der Gastronomie und im Tourismus auf.

Die Landesregierung unterstützt diesen notwendigen Prozess mit Fördermitteln im Rahmen des Europäischen Fischereifonds (EFF) bei der Schaffung und Modernisierung von Verarbeitungs- und Direktvermarktungskapazitäten.


Ambitionierte Schutzprogramme

Um den Aalbestand zu stützen, werden seit Jahren Jungaale in Gewässern ausgesetzt. 2006 wurde auf Initiative der Fischer ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Mit Unterstützung des Landes und der EU sowie der wissenschaftlichen Begleitung durch das Institut für Binnenfischerei ist für die Brandenburger Gewässer ein großes Besatzprogramm angelaufen. Fischereibetriebe und der Landesanglerverband haben bis heute mehr als 19 Millionen Jungaale in Gewässer im Land ausgesetzt.

Darüber hinaus unterstützt die Landesregierung die bislang sehr erfolgreich verlaufenen Bemühungen um die Wiederansiedlung der im frühen 20. Jahrhundert in Brandenburg ausgestorbenen Wanderfischarten Lachs und Meerforelle. Die hierbei bisher erzielten Ergebnisse wurden in einer kürzlich veröffentlichten Informationsbroschüre zusammengefasst.


Leichter Rückgang bei Betrieben und Beschäftigten

In der Seen- und Flussfischerei wurden 1995 landesweit 150 Fischereibetrieben im Haupterwerb gezählt. In der letzten verfügbaren Statistik aus dem Jahr 2009 waren es 138, dazu kommen 111 Neben- und Zuerwerbsbetriebe, für die keine Vergleichswerte aus dem Jahr 1995 ermittelt werden konnten.

Im Bereich der Aquakultur gab es 1995 im Haupterwerb 27 Unternehmen der Karpfenteichwirtschaft, 16 Unternehmen in der Forellenproduktion und zwei mit Fischzucht in Kreislaufanlagen.

Im Jahr 2009 lagen die Zahlen in der Aquakultur bei 34 Karpfenteichwirtschaften im Haupt- und neun im Nebenerwerb, bei 16 Forellenproduzenten im Haupt- sowie drei im Nebenerwerb sowie fünf bei Unternehmen mit Fischproduktion in Kreislaufanlagen.

Schätzungen zufolge hat sich die Zahl der Berufsfischer von 800 im Jahr 1995 auf 700 im Jahr 2009 verringert.


73.000 Hektar fischereilich genutzt

Die Gesamtwasserfläche in Brandenburg umfasst 100.700 Hektar. Dies sind 3,4 Prozent der Landesfläche. Eine fischereiliche Bewirtschaftung wäre auf 75.000 Hektar möglich.

Aufgrund militärischer Hinterlassenschaften, ungeklärter Eigentumsverhältnisse oder bislang nicht erfolgter Übertragung der Fischereiausübung werden nur 73.000 Hektar fischereilich bewirtschaftet, davon 56.350 Hektar durch Betriebe der Erwerbsfischerei und mehr als 16.000 Hektar durch Angelvereine beziehungsweise -verbände.

Erträge wichtiger Fischarten in Flüssen und Seen:

Jahr          Erträge der Seen- und Flussfischerei (in t)    
                 Aal        Hecht      Zander
2004        103          92            66    
2005          97          80            51    
2006        107          93            59    
2007        112          80            42    
2008        122          93            41    
2009        126          81            44    
2010        110        112            55    


Seenpaket der BVVG

Das Brandenburger Agrarministerium sondiert derzeit mit dem Bund das so genannte „Seenpaket“. Insgesamt befinden sich in Brandenburg demnach 220 Gewässer beziehungsweise Gewässerteile größer als fünf Hektar in Verfügung der BVVG. Die von der Bundesfinanzverwaltung vorgelegten Listen weisen weiterhin 83 Seen (2.755 Hektar) und 60 Gewässerteilflächen (2.931 Hektar) aus. Diese bilden das „Kaufpaket“.

Im Rahmen des Nationalen Naturerbes werden dem Land oder Naturschutzorganisationen weitere 77 Seen und Teilflächen (2.108 Hektar) unentgeltlich übertragen.

In den Verhandlungen für das „Kaufpaket“ soll sichergestellt werden, dass diese Gewässer der Allgemeinheit zugänglich bleiben und weiterhin fischereilich bewirtschaftet werden können. Gegenwärtig läuft die abschließende Preisfindung. Im Anschluss muss eine Entscheidung zur konkreten Eigentumsregelung und Nutzung der Gewässer getroffen werden.


Teichland Brandenburg

Die teichwirtschaftliche Nutzfläche beläuft sich in Brandenburg auf 4.300 Hektar und befindet sich überwiegend in der Lausitz. Mit Ausnahme einzelner Teichgruppen, die erst vor wenigen Jahrzehnten als Ersatzflächen für den Braunkohleabbau angelegt wurden (Lakoma, Petkampsberg), ist mit der Karpfenteichwirtschaft eine mehrhundertjährige Geschichte verbunden.


Erträge in Teichwirtschaften

Nach einem deutlichen Ertragsrückgang in den ersten Nachwendejahren hatte sich die Produktion von Speisekarpfen auf vergleichsweise niedrigem Niveau stabilisiert. Seit 2006 ist erneut ein Rückgang der Karpfenerträge zu registrieren. Eine Erholung ist nicht erkennbar.

Eine Ausnahme könnte hier perspektivisch die verstärkte beziehungsweise gezielte Produktion von Zandern in Teichen sein. In Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Binnenfischerei und Teichwirtschaften werden die Grundlagen gegenwärtig erprobt und weiter angepasst.

Nach Auskunft Brandenburger Teichwirte wurde 2009 ein Umsatz in Höhe von 3,1 Millionen Euro in der Speisefisch- und Satzfischproduktion erzielt.

Jahr            Erträge Teichwirtschaften  (in t)     
                   Speisekarpfen        Nebenfische   
1990                 3000          
1991                 2026          
1992                 1500          
1993                   637           
1994                   777           
1995                   960           
1996                   843           
1997                 1100          
1998                 1035                       100   
1999                 1154                       200   
2000                 1154                       200   
2001                 1023                         63    
2002                   870                         96    
2003                 1142                         81    
2004                 1016                         84    
2005                 1098                       113   
2006                 1176                         99    
2007                   988                         86    
2008                   967                         42    
2009                   870                       109   
2010                   886                         81    


Mit Blick auf die weitere Unterstützung der Teichwirtschaften hat die Landesregierung zum Jahresbeginn 2011 für fünf Jahre ein Förderinstrument zur Teichpflege geschaffen (Richtlinie des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Aquakultur und Binnenfischerei).

Darüber hinaus wurden im März dieses Jahres - gemeinsam mit dem Umweltministerium - „Leitlinien zur guten fachlichen Praxis in der Teichwirtschaft“ erarbeitet. Ziel ist es, den Teichwirten eine größere Rechtssicherheit für die Bewirtschaftung und Instandhaltung der Teichanlagen zu bieten.

Diese Leitlinien der guten fachlichen Praxis bilden auch eine Grundlage bei der Ausgestaltung der künftigen Förderpolitik.


Kormoranproblem

In Brandenburg ist der Bestand des Kormorans von 70 Brutpaaren 1990 auf maximal 2.813 Paare im Jahr 2001 angewachsen. Danach ging die Population wieder zurück und blieb seither mit geringen jährlichen Schwankungen stabil. Aufgrund der Zunahme der Verlustraten in der Satzfischproduktion geht die Landesregierung seit 1999 davon aus, dass Kormorane erhebliche fischereiwirtschaftliche Schäden in den Teichwirtschaften des Landes verursachen. Aus diesem Grund wurde 1999 erstmals eine Kormoranverordnung zur Abwendung von Schäden erlassen.


Touristische Vermarktung

Im Rahmen des Bürokratieabbaus erlaubt die Landesregierung seit 2006 das Angeln auf Friedfische ohne Fischereischeinprüfung. Damit haben sich insbesondere für Urlauber und Freizeitangler die rahmenrechtlichen Bedingungen für das Angeln verbessert.

Die „Märkische Fischstraße“ vereint landesweit Fischer, Angler, Fischgastronomen, Fischhandel und Urlaubsquartiere in Fischereien. Die in dieser Marketingkooperation zusammengeschlossenen Unternehmen fördern den Verkauf und Verzehr von einheimischem Fisch und Fischprodukten und bieten Erlebnisangebote von der Aufzucht, über den Verkauf bis zum Urlaub auf dem Fischerhof. Als Angebotssparte des ländlichen Tourismus wird Urlaub auf dem Fischerhof über den Verband pro agro vermarktet.

Als „anerkannter Urlaubs-Fischerhof“ unterziehen sich die Ferienobjekte einer bundesweiten Klassifizierung und erfüllen die Kriterien der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus. Sie werden unter Vergabe von DTV-Sternen vom Deutschen Tourismusverband e.V. klassifiziert und sind regional mit einem aktiven Fischerhof verbunden. (PD)
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Frau Dr. Dagmar Schott
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Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz
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