10.07.2014 | 19:15:00 | ID: 18155 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Wildnisgebiete in NRW schaffen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten

Düsseldorf (agrar-PR) - Minister Remmel informiert sich auf der 9. Station der Sommertour WildesNRW über die wilden Waldgebiete in NRW

Auf 101 Gebieten mit mehr als 8000 Hektar Fläche herrscht in NRW offiziell Wildnis. Denn diese Flächen wurden als sogenannte Wildnisgebiete ausgewiesen. Das bedeutet: Der Mensch hält sich zurück und beobachtet, wie sich Natur von selber entwickelt. „Wildnisgebiete sind die Urwälder von morgen. Sie sind Garanten für die biologische Vielfalt in unserem Land und Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten“, erklärte Umweltminister Johannes Remmel heute bei seinem Besuch im Wildnisentwicklungsgebiet Scharfenberg im Staatswald des Lehr- und Versuchsforstamtes Arnsberger Wald auf der neunten Station seiner Sommertour „WildesNRW“.

 

„Wildnisgebiete sind ein entscheidender Schritt zum Schutz und zur Wiederherstellung unseres wertvollen Naturerbes“, sagte Remmel. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen und müssen gegensteuern. Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Dabei sind die Ursachen des Artensterbens häufig menschengemacht. Vor allem eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die Zerschneidung von Lebensräumen hinterlassen deutliche Spuren. Mit den Wildnisgebieten setzen wir einen Trend dagegen und lassen der Natur einfach mal freien Lauf.“

 

Wildnisgebiete sind naturnahe Laubwälder, in denen sich die Natur dynamisch entfalten kann. Forstliche Nutzungen werden dauerhaft ausgeschlossen. In Wildniswäldern leben alle Bäume bis zu ihrer natürlichen Zerfallsphase.

Solche Wälder entwickeln eine große Artenvielfalt an Vögeln, Pflanzen, Käfern, Pilzen und Flechten. Viele der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten sind auf Alt- und Totholz angewiesen, so sind zum Beispiel etwa 25 Prozent aller Käferarten auf das ausreichende und kontinuierliche Vorkommen von Totholz angewiesen. Eine alte Buche, die ihr Lebensende erreicht hat, spendet also wieder Leben und wird Teil eines faszinierenden Lebensraumes. „Es ist erstaunlich, welche Vielfalt sich entwickelt, wenn wir der Natur Raum geben sich ohne Eingriff des Menschen entwickeln zu können“, sagte Minister Remmel. „Die ‚Urwälder von morgen‘ werden unseren Schatz vor unserer Tür, unser Naturerbe bereichern und sind ein wichtiger Teil unserer Strategie zum Schutz unserer Artenvielfalt.“

 

Im Wildnisgebiet Scharfenberg sind all diese Lebenszyklen des Werdens und Vergehens von Wald zu beobachten, da hier bereits seit vielen Jahren Totholz eine wichtige Funktion für den Erhalt der Artenvielfalt erfüllt. Das Gebiet zeichnet sich durch unterschiedliche Altersstadien der Buche - vom Sämling bis zur 200-jährigen Buche aus. Diese Vielfalt an Strukturen sichert eine Vielfalt an Arten und Lebensräumen. Tierarten wie der Schwarzspecht und verschiedene Eulenarten haben hier ihre Heimat. Die Aufgabe des örtlichen Forstamtes ist, die Ungestörtheit der natürlichen Entwicklung sicherzustellen, mit Maßnahmen der Umweltbildung die Vorgänge im Wald Interessierten näher zubringen und auch für die Forschung neue Erkenntnisse zu gewinnen. Aus diesen Ergebnissen können dann wichtige Rückschlüsse für einen klimaangepassten Wald und über die Artenschutz-Funktionen des Buchenwalds abgeleitet werden.

 

„Unser Ziel ist es, durch unsere Wildnisgebiete einen Beitrag zum Arten- und Lebensraumschutz zu leisten und die Thematik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erklärte Hanns-Christian Wagner, zuständiger Fachbereichsleiter für den landeseigenen Forstbetrieb bei Wald und Holz NRW. „Wildnisgebiete ergänzen unser Repertoire einer zeitgemäßen Forstwirtschaft, die neben der Holznutzung auch naturschutzfachliche und soziale Funktionen des Waldes sichert.“ Neben den Wildnisgebieten setzt Wald und Holz NRW im naturnah bewirtschafteten Staatswald mit dem eigenen Biotopholzkonzept weitere Akzente des Naturschutzes auch im Wirtschaftswald.

 

Hintergrund der NRW-Wildnisgebiete sind Beschlüsse des Europäischen Parlaments zur Wildnis in Europa und die Strategie der Bundesregierung zur biologischen Vielfalt, mit dem Ziel, fünf bis zehn Prozent der Waldflächen für natürliche Entwicklung bereitzustellen. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat im Staatswald NRW bisher einen Nationalpark sowie insgesamt rund 170 Naturwaldzellen und Wildnisgebiete ausgewiesen. Damit entwickelt sich derzeit auf über 16.000 Hektar und damit rund vierzehn Prozent der staatlichen Waldflächen der Urwald von morgen.

Weitere Informationen zu den einzelnen Wildnisgebieten in NRW sind zu finden unter http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/wildnis/de/waelder/profit

 

Faltblatt zur neuen Naturschutzpolitik in NRW:

http://www.umwelt.nrw.de/extern/epaper/2014/neue_naturschutzpolitik/

 

Broschüre zu den 14 Naturparken und dem Nationalpark Eifel:

http://www.umwelt.nrw.de/extern/epaper/2014/naturparke_nrw/

 

Link zum neue Web-Videos „NaturErleben NRW“:

http://www.youtube.com/watch?v=m72NW9w4M

 

Verlust der biologischen Vielfalt bedroht das wilde NRW

 

In Nordrhein-Westfalen leben über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Dieser Artenreichtum ist die Folge des Nebeneinanders zweier großer, sehr verschiedener Naturräume: Dem atlantisch geprägten Tiefland und dem kontinental geprägten Bergland. Jede dieser Regionen bietet eine historisch gewachsene Vielfalt von Lebensräumen (Biotopen) mit ihren typischen Tieren und Pflanzen, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Ein Schatz direkt vor unserer Tür. Aber auch ein Schatz, der bedroht ist und den es zu bewahren gilt.

 

Weltweit ist die biologische Vielfalt massiv bedroht. Seit Jahrzehnten ist ein dramatischer Rückgang der Arten zu beobachten. So liegt die gegenwärtige Verlustrate in einigen Regionen der Welt etwa 100 bis 1.000 Mal höher als die natürliche Aussterberate. Auch in NRW geht der Verlust an biologischer Vielfalt weiter. Unsere Landschaften und Lebensräume haben sich durch die Eingriffe des Menschen stark verändert. Dies zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wälder in Deutschland: Von Natur aus wären rund zwei Drittel der Fläche Deutschlands von unserem Ur-Baum, der Rotbuche, bedeckt. Heute sind es real aber nur noch knapp sechs Prozent der Fläche.

 

Unser Naturerbe in NRW zu erhalten, ist eine Herkulesaufgabe, denn auch in NRW konnte bisher das Artensterben nicht aufgehalten werden: Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Nach der aktuellen „Roten Liste NRW“ sind dabei Schmetterlinge (rund 55 Prozent), Moose (60 Prozent), Kriechtiere (etwa 71 Prozent) sowie Vögel und Wildbienen/Wespen (jeweils rund 52 Prozent betroffen) überdurchschnittlich gefährdet.

 

Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

 

Das NRW-Umweltministerium will dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt mit einer neuen Biodiversitätsstrategie und einem neuen Landesnaturschutzgesetz entgegenwirken. Beide Vorhaben sollen in den nächsten beiden Jahren umgesetzt werden.

 

Weitere Informationen zum Thema und zur Sommertour 2014:

www.wildes.nrw.de

www.twitter.com/wildesnrw

 

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, Telefon 0211 4566-719.

 

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen - Pressereferat Schwannstraße 3, 40476 Düsseldorf

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