Frankfurt (agrar-PR) -
WWF und Allianz stellen G8 Climate Scorecards 2009 in Berlin vor / klimapolitische Anstrengungen der G8-Staaten bisher nicht ausreichend / Deutschland im Vergleich führend Deutschland ist im Vergleich mit anderen G8-Staaten
knapp vor Großbritannien und Frankreich führend im Klimaschutz.
Allerdings hat bisher keines der G8-Länder ausreichende Maßnahmen
getroffen, um einen gefährlichen Klimawandel aufzuhalten. Zu dem
Ergebnis kommen die G8 Climate Scorecards, eine Studie von Ecofys im
Auftrag von WWF und Allianz SE.
Nur noch fünf Monate bleiben der
Staatengemeinschaft bis im Dezember in Kopenhagen über ein
Kyoto-Folgeabkommen verhandelt wird, das die gefährlichsten Folgen des
Klimawandels abwenden soll. Dafür, so sind sich Wissenschaftler
inzwischen einig, ist es notwendig, die globale Temperaturerhöhung auf
maximal 2°C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Dieses Ziel
ist erreichbar, wenn die Treibhausgasemissionen global bis 2050 um ca.
80% gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden. Bei der Klimakonferenz in
Kopenhagen müssen entsprechende Vereinbarungen getroffen werden. Der
G8-Gipfel in Italien soll dafür Anfang Juli die Weichen stellen.
„Ohne eine konstruktive Führungsrolle der
G8-Staaten wird es kein gutes Klimaabkommen in Kopenhagen geben“,
befürchtet Allianz Vorstand Joachim Faber. Um für Transparenz zu
sorgen, veröffentlichen WWF und Allianz SE daher zum dritten Mal in
Folge im Vorfeld des G8-Gipfels eine Analyse und Rangfolge der
G8-Staaten im Kampf gegen den Klimawandel. Die G8 Climate Scorecards
vergleichen die Länder anhand von quantitativen Indikatoren, wie der
Entwicklung der Treibhausgasemissionen seit 1990, der Erfüllung der
Kyoto-Ziele oder dem Anteil an erneuerbaren Energien sowie auf Basis
von Experteneinschätzungen zur jeweiligen Klimapolitik. Bewertet wurden
die Verbesserungen seit 1990, der jeweilige Status des Klimaschutzes
und die geplanten politischen Maßnahmen. Mit Blick auf die anstehende
Klimakonferenz in Kopenhagen wurde in diesem Jahr erstmals analysiert,
wie konstruktiv sich die Staaten in den Klimaverhandlungen verhalten.
Untersucht wurden neben den G8-Staaten auch die fünf größten
Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika.
Kein Land im grünen Bereich
Deutschland,
Großbritannien und
Frankreich
stehen im Vergleich an der Spitze der G8. Diese Länder haben ihre
aktuellen Kyoto-Ziele schon erreicht. Doch auch in diesen Ländern
reichen die erzielten Treibhausgasminderungen und die langfristig
angelegten klimapolitischen Anstrengungen nicht aus, um das Ansteigen
der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 2°C zu beschränken. „In
Deutschland gibt es noch immer keine überzeugende Strategie für eine
kohlenstofffreie Energieversorgung ab 2050. Um den Unternehmen
Planungssicherheit zu geben, muss solch eine Strategie dringend
erarbeitet werden. Dann wird sich zeigen, dass Geschäftsmodelle, die
mit hohem Treibhausgasausstoß einher gehen, schnell umstrukturiert
werden müssen“, kommentiert Eberhard Brandes, Geschäftsführer des WWF
Deutschland.
Japan und
Italien
belegen die Positionen vier und fünf. Beide haben relativ geringe
Emissionen: Italien aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur, Japan dank
seiner hohen Energieeffizienz. Die derzeitige Klimapolitik in den
beiden Ländern stellt aber zukünftig notwendige Reduzierungen nicht
sicher. Negativ auf die Bewertung wirkt sich außerdem aus, dass Italien
die Entscheidungsprozesse für höhere Reduktionsziele in der EU
blockiert. Japan hat sich erst im Juni auf ein geringes Reduktionsziel
von 8% bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 1990 festgelegt.
Die
USA konnten sich aufgrund der
ehrgeizigen Klimaschutzpläne, die die Obama-Regierung präsentiert und
teilweise schon umgesetzt hat, in der Rangliste der G8 Climate
Scorecards vom letzten auf den siebten Platz verbessern. In den
vergangenen sechs Monaten ist in den USA mehr für eine kohlenstofffreie
Wirtschaft getan worden, als in den drei Jahrzehnten davor. Die USA
haben allerdings nach wie vor einen der höchsten Treibhausgasausstoße
pro Kopf weltweit.
Auf den Plätzen sechs und acht landen
Russland und
Kanada.
In Russland sanken zwar Anfang der 1990er Jahre die Emissionen aufgrund
des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Seither sind, wie in Kanada, die
Emissionen jedoch stetig gestiegen. Politische Pläne dies zu ändern,
existieren zwar teilweise in beiden Ländern, werden aber nicht
umgesetzt.
Alle fünf untersuchten Schwellenländer
Brasilien,
China,
Indien,
Mexiko und
Südafrika
haben, obwohl sie keine verpflichtenden Kyoto-Ziele haben, bereits
Klimaschutzpläne präsentiert oder sind in den Vorbereitungen dazu.
Südafrika hat Reduktionen von 30% bis 2050 angekündigt, Mexiko möchte
50% seiner Emissionen bis 2050 reduzieren. China und Indien bemühen
sich stark um den Ausbau Erneuerbarer Energien und haben für die
nächsten Jahre ambitionierte Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz.
Brasilien setzt sich verstärkt gegen Entwaldung ein. Die
Schwellenländer sollten sich in Kopenhagen verpflichten, bis 2020 30%
der prognostizieren Emissionen zu reduzieren.
Führungsrolle der G8-Staaten notwendig
Großbritannien, Deutschland und die USA werden
hinsichtlich ihres Verhaltens bei Klimaverhandlungen relativ gesehen am
besten bewertet. Nachdem Deutschland während seiner G8-Präsidentschaft
2007 eine treibende Kraft im internationalen Klimaschutz war,
blockierte es danach Regelungen im Rahmen des EU-Klimapaketes, wie
beispielsweise die Auktionierung der Emissionshandelszertifikate für
die energieintensive Industrie. Als bisher einziges Land hat
Großbritannien den Klimaschutz vorbildlich gesetzlich verankert und
erarbeitet gerade entsprechende Umsetzungspläne.
„Wir brauchen dringend eine gemeinsame
Verständigung der G8-Staaten, den globalen Temperaturanstieg auf unter
2°C zu begrenzen. Die G8-Staaten müssen die Entwicklungs- und
Schwellenländer beim Klimaschutz und bei Anpassungsmaßnahmen massiv
finanziell unterstützen. Die G8-Staats- und Regierungschefs sollten in
L’Aquila beschließen, noch diesem Jahr 2 Milliarden US-Dollar als
Sofortmaßnahme für die Anpassung an den Klimawandel bereit zu stellen“,
so WWF Geschäftsführer Brandes.
Die Allianz unterstützt als globaler Partner des
WWF die Studie, um die Auswirkungen des Klimawandels auf
Finanzdienstleistungen besser zu verstehen. Das gilt sowohl für ein
Anlage- und Regulierungsumfeld, das sich den Anforderungen des
Klimaschutzes anpassen muss, als auch für die Entwicklung neuer
klimafreundlicher Produkte und Finanzlösungen.
Dr. Joachim Faber, Mitglied des Vorstands der
Allianz SE, sagt: „Die Wirtschaftskrise lässt sich mit finanziellen
Mitteln entschärfen, aber kein Geld der Welt wird uns retten, wenn wir
den Klimawandel jetzt nicht begrenzen. Eine kohlenstoffarme Zukunft
bietet sowohl für die G8-Staaten als auch für Schwellenländer ein
erhebliches Wachstumspotenzial. Zukünftige Investitionen und
Produktentwicklungen benötigen dafür verlässliche Rahmenbedingungen.“