15.07.2010 | 00:00:00 | ID: 6280 | Ressort: Umwelt | Klima

Gerstenernte steht vor der Tür: Hitze lässt weniger Erträge erwarten

Kiel (agrar-PR) - Insgesamt wurde die Getreideanbaufläche 2010 in Schleswig-Holstein um 15.000 ha auf ca. 312.000 ha gegenüber dem Vorjahr eingeschränkt. Die Gesamtgetreideernte in Schleswig-Holstein wird auf knapp 2,6 Mio. Tonnen geschätzt, das wären ca. 9 % oder 237.000 Tonnen weniger als im Vorjahr. Hiervon entfallen voraussichtlich 2,0 Mio. Tonnen auf die Brotgetreidearten Weizen und Roggen und 0,5 Mio. Tonnen auf die Futtergetreidearten Gerste, Hafer und Triticale.

„Was wir jetzt brauchen, ist stabiles Erntewetter für die Gerstenernte, denn die ersten Gerstenbestände stehen nun zum Drusch an. Beginnen wird die Ernte als erstes auf den leichten Standorten im Lande, die besseren Lehmstandorte im Östlichen Hügelland folgen dann Mitte/Ende der kommenden Woche. Außerdem wünschen wir uns regional unterschiedlich Regen zwischendurch bis dann auch die Raps- und Weizenernte ansteht. Für den Winterweizen ist nach derzeitiger Einschätzung der Erntebeginn nicht vor August zu erwarten“, sagte Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer auf Gut Rohlstorf zur Erntepressekonferenz.

Aussaat und Witterungsverlauf – es war kalt
Die Wintergetreide- und Rapsaussaat erfolgte im Herbst bei guten und trockenen Bodenbedingungen. Regionale Probleme bereitete die nach der Aussaat länger anhaltende Trockenheit. Die Aussaat konnte vergleichsweise früh schon Ende September abgeschlossen werden. Ein früher Kälteeinbruch und überdurchschnittliche Niederschläge im November verhinderten eine zu üppige Vorwinterentwicklung der Bestände. Der landesweite Wintereinbruch Ende Dezember/Anfang Januar und hohe Schneeauflagen von 40 bis 60 cm bis März waren prägend. Unter dem Schnee waren die Bestände vor frostbedingten Bestandsausfällen überwiegend ausreichend geschützt. Die Bestände starteten spät in das Frühjahr.

Erst mit ansteigenden Temperaturen Ende Mai/Anfang Juni und den dann einsetzenden, ausreichenden Niederschlägen war ein deutlicher Entwicklungssprung zu erkennen.
Die Rapsblüte setzte Anfang Mai etwas verspätet ein.

Hitze lässt weniger Erträge erwarten
Nach guten Wachstumsphasen im Juni sind jetzt die seit Anfang Juli durchgängig zu heißen Temperaturen bis zu 35 °C prägend für die Erträge. Sie führten auf leichten Standorten bereits vor eineinhalb Wochen zu ersten, inzwischen deutlich sichtbaren Trockenschäden. Betroffen sind davon die Schubyer und Schleswiger Geest, die leichten und mittleren Böden der Region um Bad Segeberg bis an die Küste um die Lübecker Bucht und die leichteren Standorte im Herzogtum Lauenburg. Auch auf den besseren Lehmstandorten zeichnen sich Sandlinsen und leichte Bodenabschnitte in den Schlägen ab. Hier ist die Ertragsbildung bereits abgeschlossen und es tritt Notreife mit Ertragseinbußen ein. Auf den besser mit Wasser versorgten Marschstandorten halten die Bestände noch durch, hier regnete es regional ausreichend. Hält die trockene heiße Witterung weiter an, sind regional weitere Ertragsrückgänge zu vermuten. Das bedeutet, dass es ein sehr differenziertes Ertrags- und Qualitätsbild geben wird:

Wintergerste, die jetzt kurz vor der Druschreife steht, konnte die Kornfüllungsphase als früh abreifende Getreideart noch vor den einsetzenden Trockenschäden beenden.

Beim Winterweizen ist die Voraussage von möglichen, dann aber regional begrenzten, trockenheitsbedingten Ertragseinbußen noch schwierig. Auf Böden mit ausreichendem Wasserhaltevermögen und moderatem Niederschlagsdefizit können durchaus hohe Erträge erwartet werden. Für die 20.000 ha Weizen auf der Geest wird das Wasser jetzt knapp, hier können noch bis zur Ernte Ertragsverluste in der Größenordnung von 15 bis 25 % gegenüber der Ernteerwartung von vor drei Wochen eintreten. Für die Anbauregionen Marsch (50.000 ha Winterweizen) und Östliches Hügelland (136.000 ha Winterweizen) lässt sich verlässlich noch nichts abzuschätzen. Mit hoher Sicherheit werden die diesjährigen Erträge unter denen der beiden ertragsstarken Vorjahre liegen.

Besonders gelitten hat das anteilig auf der Geest stehende Sommergetreide, und hier vor allem die Sommergerste. Für den anteiligen Braugerstenanbau in der Region um Kellinghusen bis in den Neumünsteraner Raum hinein, bedeutet der zurückliegende Witterungsverlauf schon jetzt deutliche Ertrags- und Qualitätsverluste.

Auch die Roggenbestände haben auf diesen leichten Standorten die Kornfüllung trockenheitsbedingt abgebrochen.

Trockenheitsbedingt kann zurzeit bestenfalls von einer durchschnittlichen Rapsernte für Schleswig-Holstein von rund 40 dt/ha ausgegangen werden.

Anbauflächen 2010 und Ernteschätzungen
Wintergerste steht in 2010 nur noch mit knapp 47.600 ha im Anbau, das sind gegenüber dem Vorjahr 30 % weniger Anbaufläche. Der deutliche Anbauflächenrückgang ist auf den Preisverfall bei Wintergerste und dem seit dieser Ernte fehlendem Sicherheitsnetz der Intervention zu gesicherten Abnahmebedingungen am Markt geschuldet. Für das kommende Anbaujahr ist mit einem weiteren deutlichen Anbaurückgang für Wintergerste zu rechnen.

Die erwartete Erntemenge liegt bei 386.000 Tonnen. Damit liegt sie um ca. 32 % unter der Vorjahresmenge.

Für Winterweizen liegen die Ertragserwartung bei einer gegenüber dem Vorjahr um 3 % auf 210.000 ha ausgedehnten Anbaufläche mit ca. 1,9 Mio. Tonnen auf dem Niveau des Vorjahres. Damit ist Winterweizen die immer noch flächenstärkste Getreideart.

Winterroggen steht nur noch auf knapp 22.000 ha im Lande, das sind gegenüber dem Vorjahr 25 % weniger Anbaufläche. Hier ist der rückläufige Roggenanbau der anhaltenden Zunahme der Maisanbaufläche für die Biogasgewinnung geschuldet. An Erntemenge werden bei durchschnittlicher Ertragserwartung knapp 143.000 Tonnen erwartet, das wären ca. 68.000 Tonnen, und damit 32 % weniger als im Vorjahr.

Wintertriticale steht als Futtergetreide auf 6.000 ha. Gegenüber dem Vorjahr wurde die Anbaufläche um knapp 2 % ausgedehnt. Die zu erwartende Erntemenge wird auf 45.000 Tonnen geschätzt, das entspricht Vorjahresniveau.

Sommergetreide steht auf knapp 10.000 ha. Der Umfang wurde gegenüber dem Vorjahr um 9.000 ha eingeschränkt. Für die Ernte 2010 werden knapp 22.000 Tonnen Sommergerste und knapp 29.000 Tonnen Hafer erwartet. Deutlich weniger als im Vorjahr.

In Schleswig-Holstein wird zur kommenden Ernte auf einer Fläche von 9.000 ha Getreidesaatgut erzeugt. Im Vergleich zum Vorjahr mit einer Vermehrungsfläche von 10.500 ha entspricht dies einem Rückgang von fast 13 %. Ein Rückgang in der gleichen Größenordnung ist auch bundesweit zu verzeichnen. Trotz des Rückgangs der Vermehrungsflächen ist die Versorgung mit Saatgut aus Schleswig-Holstein auch zur kommenden Saison gesichert. Auf Gut Rohlstorf wird als ein Betriebszweig Getreide für die kommende Aussaat vermehrt.

Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Rapsanbaufläche mit 114.000 ha unverändert. Die Rapsernte (einschließlich Anbau als nachwachsender Rohstoff) wird mit 484.000 Tonnen um knapp 10 % unter der des Vorjahres liegen.

Mais und Kartoffeln
Kühle Temperaturen im Mai bremsten die Jugendentwicklung der Maissaat. Anfang Juni hatte der Mais einen Rückstand von ca. 14 Tagen in der Entwicklung im Vergleich zu früheren Jahren. Die seit Anfang Juli anhaltende Hitzeperiode ließ den Mais in das lang erwartete Wachstum gehen. Der fehlende Niederschlag seit Mitte Juni führt auf sehr leichten Geest-Standorten mittlerweile zu Trockenstress, die Blätter fangen an sich zu rollen, die Ertragserwartungen für 2010 sind nach unten korrigiert. Mais wird auf einer Fläche von 184.000 ha angebaut, das sind 37.000 ha mehr als im Vorjahr.

Die Ertragserwartungen im Bereich Speisekartoffeln liegen zurzeit ca. 30 % unter dem Durchschnitt (Anbaufläche ca. 3.800 ha). Viele Bestände, vorwiegend die der sehr frühen und mittel frühen Reifegruppen, sind durch die hohen Temperaturen geschädigt worden. Beregnungsbetriebe haben dennoch die Möglichkeit, dem Trockenstress entgegen zu wirken. Ab etwa 25 bis 27 °C Lufttemperatur stellt die Kartoffel das Wachstum ein. Diese Situation herrscht im gesamten norddeutschen Raum vor, und lässt somit bei geringeren Erträgen stabile Erzeugerpreise erwarten.
Pressekontakt
Herr Manfred Christiansen
Telefon: 04331 / 9453110
E-Mail: mchristiansen@lksh.de
Pressemeldung Download: 
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Holstenstraße 106/108
24103 Kiel
Deutschland
Telefon:  +49  0431  9797-0
E-Mail:  lksh@lksh.de
Web:  www.lksh.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.