Freising-Weihenstephan (agrar-PR) - Der Laie denkt beim Thema „Treibhauseffekt“ schnell an
klimaschädliche Auto- oder Flugzeugabgase. Doch Emissionen aus der
Landwirtschaft sind in Deutschland zu 10 % am nationalen
Treibhausgasaufkommen beteiligt. Um diesen Wert zu drücken, müssen
Landwirte wissen, welche „Klimakiller“ sich im Stall und auf dem Feld
verstecken. Agrarwissenschaftler der TU München haben sich deshalb
zusammen mit Kollegen anderer Universitäten auf die Suche gemacht: Sie
erforschen, in welchem Umfang man durch optimierte Anbauverfahren und
durch die Umstellung auf ökologischen Landbau klimaschädliche
Emissionen reduzieren kann.
Am jüngsten G8-Gipfel im italienischen L’Aquila haben sich die großen
Industriestaaten geeinigt, den globalen Temperaturanstieg im Vergleich
zum Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Zudem wollen die Politiker die Treibhausgas-Emissionen bis 2050
halbieren. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM)
könnten einen Beitrag leisten, dieses Ziel zu erreichen: Denn gemeinsam
mit Kollegen vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) sowie von
den Universitäten Bonn und Halle-Wittenberg untersuchen sie die
Emissionen von Treibhausgasen beim Anbau landwirtschaftlicher
Nutzpflanzen und bei der Haltung von Milchkühen.
Um
„Klima-Killern“ in der Landwirtschaft auf die Schliche zu kommen,
untersuchen die Wissenschaftler in vier Agrarregionen Deutschlands die
Standort- und Nutzungseinflüsse auf die Treibhausgasbilanz: In Bayern,
am Niederrhein, an Ost- und Nordseeküste sowie in ostdeutschen
Standorten der Altmark und des Spreewalds. Die Grundfrage der Forscher
lautet dabei: Unter welchen Bedingungen und mit welchen Maßnahmen ist
eine klimafreundliche Bewirtschaftung möglich? Um die Antwort zu
finden, nehmen sie 40 Bio-Betriebe und 40 konventionelle
Vergleichs-Betriebe unter die Lupe: Dort messen und bilanzieren die
Agrarwissenschaftler regelmäßig unter Praxisbedingungen die
Kohlendioxid-, Methan- und Lachgasemissionen in Pflanzenproduktion und
Milchviehhaltung.
Auf diese Weise wollen die
Agrarwissenschaftler klimarelevante Stärken als auch Schwachstellen im
Agrarsektor identifizieren und Maßnahmen ableiten, um die agrarischen
Emissionen zu mindern. So soll die ökologische Nachhaltigkeit weiter
verbessert werden – sowohl auf Öko-Höfen als auch in konventionellen
Betrieben. Das Forschungsprojekt läuft noch bis Herbst 2011. Die
Ergebnisse sollen die Datenbasis für die nationale
Klimaberichterstattung verbessern und Möglichkeiten für ein
nachhaltiges, Kohlenstoff-optimiertes Landmanagement aufzeigen.