Wiesbaden (agrar-PR) - Auftakt für Hessisches Klimaschutzforum – Experten beraten vor „Kopenhagen“
Mit
einem Aufruf zu verstärkten Anstrengungen für den Klimaschutz hat am
Dienstag in Kassel das Hessische Klimaschutzforum begonnen. Die
zweitägige Veranstaltung mit knapp 300 Teilnehmern aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Politik ist eine der letzten Expertenrunden vor dem
Weltklimagipfel von Kopenhagen. Zum Auftakt forderte Hessens
Umweltministerin Silke Lautenschläger feste Vereinbarungen zur
nachhaltigen Reduzierung von Treibhausgasen. „Kopenhagen muss greifbare
Ergebnisse bringen. Wachsweiche Absichtserklärungen reichen nicht aus“,
sagte sie – und ergänzte: „Wirksamer Klimaschutz ist die größte
Herausforderung der Zukunft. Es geht um die Bewahrung der Schöpfung.“
In den kommenden zehn Jahren müsse der Kohlendioxidausstoß in
Deutschland um rund 40 Prozent reduziert werden. Dazu gebe es keine
Alternative. Lautenschläger kündigte ein „Hessisches Klimaschutzpaket“
an, in dem die Aufgaben gebündelt werden sollen. 13 Millionen Euro
stünden dafür in den kommenden Jahren bereit.
Volkswirtschaftler warnt vor „europäischen Alleingängen“ in der Klimapolitik
An der Eröffnung wirkten auch der Klimaforscher Prof. Stefan
Rahmstorf (Potsdam) und der Präsident des ifo-Instituts, Prof.
Hans-Werner Sinn (München), mit. Sinn sagte: „Ich stimme in den Zielen
der Klimapolitik mit Ministerin Lautenschläger überein.“ Er meldete
jedoch Zweifel an der Wirksamkeit der bislang gewählten
Klimaschutzinstrumente an. Die Einspeisetarife im
Erneuerbare-Energien-Gesetz führten zwar zur Produktion von „grünem
Strom“ in Deutschland; jedoch im gleichen Umfang – durch die Festlegung
einer festen Gesamtemissionsmenge im europäischen
Emissionshandelssystem – zur Förderung des fossilen Stroms in anderen
europäischen Ländern. Sinn warnte vor europäischen Alleingängen bei der
Klimapolitik: „Sie sind kontraproduktiv, weil die von Europa nicht
nachgefragten Kohlenstoffmengen dann eben von anderen Ländern gekauft
werden." Angekündigte oder erwartete grüne Politik könne „bei den
Ölscheichs und Kohlebaronen“ zu Vorzieheffekten beim Abbau der
Bodenschätze führen, was den Klimawandel noch beschleunigen würde. Er
nannte dieses Phänomen das "grüne Paradoxon". Die Schaffung eines
weltumspannenden Emissionshandelssystems sei deshalb unverzichtbar.
13 Millionen Euro für klimaeffiziente Maßnahmen in Unternehmen und Kommunen
Lautenschläger verwies auf konkrete Förderprogramme für den
Klimaschutz. „Die Landesregierung stellt sich mit einem weitreichenden
Konzept der Herausforderung des Klimawandels. Dazu gehöre neben
Fördermaßnahmen für Investitionen und der Unterstützung von Forschung
und Entwicklung auch eine aktive Bürgerbeteiligung“, betonte die
Ministerin. Mit dem Modellvorhaben „KlimaRegio“ könnten unter anderem
die energetische Sanierung von Altbauten auf
Ultra-Niedrigenergiehaus-Standard oder die Installation von
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gefördert werden. Ferner solle ein neues
Kommunales Klimaschutzprogramm (KKP) in Hessen die
Klimaschutzinitiative des Bundes ergänzen. Das Programm soll
Investitionen in klimaeffiziente Maßnahmen mit regionaler Wertschöpfung
verbinden. Hessische Unternehmen und Hochschulen können nach den Worten
der Ministerin Fördergelder für Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen
durch das Programm „Klima E3“ bekommen, das die Erhöhung der
Klimaeffizienz von Produkten, Produktionsverfahren und
Produktionsprozessen zum Ziel habe.
Hessen sucht 100 Unternehmen, 100 Kommunen und 100 Schulen für Klimaschutz
Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sucht die Landesregierung
unter anderem 100 Kommunen, 100 Unternehmen und 100 Schulen, die sich
beispielhaft für den Klimaschutz engagieren und dazu eine Charta
unterzeichnen. Die ersten Kommunen wollen die Vereinbarung beim
Klimaschutzforum in Kassel unterzeichnen.