29.02.2012 | 10:50:00 | ID: 12324 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Februar 2012

Zürich (agrar-PR) - Im landesweiten Mittel gehört der Februar 2012 zu den zehn kältesten Februar Monaten seit Beginn der Messungen vor rund 150 Jahren. Die Kältewelle in der ersten Monatshälfte war die intensivste seit 27 Jahren, wie die Messungen von MeteoSchweiz aufzeigen. Neben der Kälte brachte der Februar auch extreme Trockenheit und viel Sonne.
Sibirische Kälte und kleine „Seegfrörni“

Mit dem Monatswechsel setzte eine Bisenströmung ein, welche Europa und den Mittelmeerraum mit sibirischer Kaltluft überflutete. Vor allem in Südeuropa kam es zu ungewöhnlichen Schneefällen, während Osteuropa von extremer Kälte erfasst wurde. Auch in der Schweiz blieben die Tageshöchsttemperaturen schon am 1. Februar unter Null Grad. Einzig in Lugano wurden exakt 0 Grad gemessen. Bis am 3. Februar gingen die Temperaturen immer weiter zurück. In der Folge wurden in den Niederungen während mehrerer Tage Höchstwerte von verbreitet -6 bis -10 Grad gemessen. Nur in der Südschweiz gab es vereinzelt Maxima über dem Gefrierpunkt.

Die Minima sanken im Flachland der Deutschschweiz lokal bis unter -20 Grad. Im Engadin waren die Nächte eisig kalt mit Werten bis unter -30 Grad. Die Messstation Samedan registrierte am 6. Februar mit -35.1 Grad einen neuen Tiefstwert für den Monat Februar. Noch tiefer sanken die Temperaturen in Samedan nur am 6. und 7. Januar 1985 mit Werten von -36.9 bzw. -35.6 Grad. Minimumtemperaturen sind von Samedan seit Jahr 1981 verfügbar.

Die Kältewelle hielt in der Schweiz bis zur Monatsmitte an. Am kräftigsten entwickelte sie sich in der Ostschweiz. Hier zeigte die Kaltperiode vom 1. bis zum 14. Februar in tiefen Lagen ein Temperaturmittel von -9 bis -10 Grad. An der Messstation Zürich (-9.9 Grad) gehört sie zu den zehn kältesten 14-Tagesperioden seit Messbeginn 1864.

In der Westschweiz war die Kälte etwas weniger stark ausgeprägt. Die Temperaturmittel vom 1. bis zum 14. Februar erreichten hier in den Niederungen Werte zwischen -6 und -9 Grad. An der Messstation Neuchâtel (-7.8 Grad) bedeutet dies Rang 11 in der Liste der kältesten 14-Tagesperioden seit Messbeginn 1864. In der Südschweiz lagen Temperaturmittel der 14-Tagesperiode mit -2 bis -8 Grad deutlich höher.

In der zweiten Februarwoche froren die kleineren Mittellandseen teilweise zu. Der Pfäffikersee wurde begehbar, der Greifensee konnte erst ganz am Schluss der Kältewelle nur für ganz kurze Zeit freigegeben werden. Beim Zürichsee wurde die Bucht von Rapperswil ebenfalls begehbar und selbst das Flussbett der Sihl fror in der Stadt Zürich an einzelnen Stellen gänzlich zu.


Im Januar 1985 letztmals kälter

Letztmals kälter war es in der Schweiz im Januar 1985. Damals lagen die minimalen 14-Tagesmittel in den Niederungen der Ost- und Westschweiz rund 2 Grad tiefer, in der Südschweiz weniger als 1,0 Grad tiefer. Die beiden Kältewellen 1985 und 2012 zeigten landesweit ein erstaunlich ähnliches Verhalten, indem eine erste massivere Phase nach eine kurzen Abschwächung von einer zweiten etwas weniger massiven Phase gefolgt wurde.

Die extremsten Kältewellen im 20. Jahrhundert vor allem auch bezüglich ihrer Länge datieren aus den Jahren 1929, 1956 und 1963. Regelmässig war dabei die Ostschweiz am stärksten betroffen. An der Messstation Zürich wurden damals die folgenden minimalen 14-Tagesmittel erreicht: -11,1 Grad C im Februar 1929, -11,7 Grad C im Februar 1956 und -10,9 Grad C im Januar 1963. In Neuchâtel gab es mildere minimale 14-Tagesmittel: -8,5 Grad C im Februar 1929, -9,4 Grad C im Februar 1956 und -9,8 Grad C im Januar 1963.


Kältewelle brachte etwas Schnee auch im Flachland

Während der Kältewelle fiel auf der Alpennordseite hin und wieder etwas Schnee, so dass auch in den Niederungen in der ersten Februarhälfte vielerorts permanent eine Schneedecke lag. Allerdings war diese meist von geringer Mächtigkeit, und in der Region des Genfersees fehlte sie ganz.


Von der sibirischen Kälte direkt in den Tessiner Frühling

Auf Mitte Februar 2012 wurde die kalte Kontinentalluft aus Russland durch mildere Meeresluft aus dem Nordatlantik ersetzt. Nach vierzehn eisigen Tagen bewegten sich die Tagesmittel-Temperaturen zunächst wieder nahe dem langjährigen Durchschnitt.

Auf den 24. Februar dehnte sich ein kräftiges Biskaya-Hoch zu den Alpen aus. Im Südtessin stieg die Temperatur auf 20 Grad. Neben dem kräftigen Hochdruckgebiet herrschte zusätzlich eine schwache Nordströmung, was im Tessin in mittleren Höhenlagen einen leichten Nordföhneffekt bewirkte. An der Messstation Piotta in der oberen Leventina erreichte die Temperatur 17,2 Grad, den höchsten Februarwert seit Messbeginn 1970. Der bisherige Rekord von 16,0 Grad stammt vom 15.2.1998. Einen Februarrekord gab es auch auf der 1661 m hohen Cimetta mit 14,1 Grad. Etwa gleich hoch (14,0 Grad) lag hier die Temperatur am 5.2.2004.

Tags darauf, am 25. Februar 2012, stieg die Temperatur in Locarno Monti auf 23,3 Grad, was hier Februar-Rekord seit Messbeginn im Jahre 1935 bedeutet. Der bisherige Februarhöchstwert lag mit 22,0 Grad (09.02.1948) mehr als ein Grad tiefer.


Monatsbilanz

Landesweit gehört der Februar 2012 mit einer Temperaturabweichung von -4,1 Grad gegenüber dem Referenzwert 1961-1990 zu den zehn kältesten Februar Monaten seit Messbeginn 1864. Auf der Alpennordseite lagen die Abweichungen vom Flachland bis in mittlere Lagen zwischen -4,5 und -6,0 Grad. Gipfellagen zeigten Werte von -2,5 bis -4,2 Grad. Geradezu bescheiden nimmt sich die Februarkälte auf der Alpensüdseite aus, wo Abweichungen von -1,3 bis -2,3 Grad registriert wurden.

Der Februar 2012 war verbreitet extrem trocken. Im Mittelland und Jura fielen maximal rund 35 Prozent der normalen Mengen, mancherorts gab es aber auch fast gar keinen Niederschlag. Der Alpennordhang erhielt verbreitet 20 bis 50 Prozent im Vergleich zum Referenzwert 1961-1990, vereinzelt auch mehr. Sehr unterschiedlich war die Niederschlagsverteilung in Graubünden und im Wallis. Im Engadin fielen nur 5 bis 10 Prozent, die Bündner Südtäler erhielten maximal 15 Prozent und in Nord- und Mittelbünden waren es zwischen 12 und 80 Prozent. Das zentrale Wallis erhielt gar keinen Niederschlag, die Walliser Südtäler nur ganz wenig, das Goms hingegen mehr als 60 Prozent. Das Tessin schliesslich verzeichnete auch nur wenige Prozente der üblichen Februarsummen.

Der Februar 2012 war sehr sonnig. Das Mittelland und der Jura erhielten verbreitet 90 bis 170 Prozent im Vergleich zum Referenzwert 1961-1990. Im Genferseegebiet waren es regional sogar über 200 Prozent. In den Alpen lagen die Werte zwischen 90 und 140 Prozent und im Tessin meist zwischen 120 und 130 Prozent. (MeteoSchweiz)
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