28.11.2011 | 16:09:00 | ID: 11526 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Herbst 2011

Zürich (agrar-PR) - Die Schweiz erlebte den zweit wärmsten Herbst seit Messbeginn vor rund 150 Jahren.
Landesweit gemittelt betrug der Temperaturüberschuss knapp 2 Grad gegenüber der Normperiode 1961-90, wie sich aus den Daten von MeteoSchweiz ergibt. Die Niederschläge blieben vor allem nördlich der Alpen massiv unterdurchschnittlich, und die Sonne verwöhnte die meisten Landesteile mit weit überdurchschnittlichen Werten.


Vom Sommer direkt in den Winter

Die erste Septemberhälfte zeigte sich hochsommerlich mit Höchsttemperaturen in Basel und Chur um 32 Grad. Heftige Gewitterereignisse unterstrichen zusätzlich den hochsommerlichen Witterungscharakter. Ein kräftiger Polarlufteinbruch mit intensiven Niederschlägen setzte jedoch ab dem 17. September dem sommerlichen Treiben ein jähes Ende. Besonders heftig waren die Niederschläge im Kanton Graubünden mit regional 65 bis 100 mm, im Val Poschiavo und im Val Müstair sogar 100 bis 135 mm.

Die feuchte Polarluft brachte in höheren Lagen für die Jahreszeit ungewöhnlich große Neuschneemengen. Am 19. September erwachte Arosa mit einer knapp 40 cm mächtigen Neuschneedecke. In Davos waren es 27 cm, in Sils-Maria 35 cm und in Samedan 29 cm Neuschnee. Letztmals traten vergleichbare September-Schneefälle am 4. September 1984 und am 21. September 1979 auf.


Im Süden September-Rekordwärme

Nach diesem winterlichen Intermezzo hielt wieder sonniges und mildes Wetter Einzug, und trotz des ungewöhnlichen Wintereinbruchs ging schließlich der September 2011 mit einem schweizweiten Temperaturüberschuss von 2.7 Grad als viert wärmster seit Messbeginn 1864 in die Statistik ein. In Lugano lag die Monatstemperatur gar 3.1 Grad über dem langjährigen Durchschnitt, womit der September hier Rekordwärme erreichte.


Erneut massiver Wintereinbruch in Berglagen

Das warme und sonnige Herbstwetter hielt auch in den ersten Oktobertagen an. Im Zentralwalllis und im Tessin wurden sommerliche Temperaturen von über 25 Grad erreicht, und auch Basel konnte am 4. Oktober nochmals einen Sommertag mit 25 Grad genießen. Doch nur wenige Tage später wechselte das Wettergeschehen von Spätsommer direkt auf Winter. In höheren Lagen der Zentralalpen, am östlichen Alpennordhang und in Graubünden fielen bis am Morgen des 9. Oktober verbreitet mehr als 50 cm Neuschnee. Knapp unterhalb von 2.000 m ü.M. wuchs die Schneedecke regional auf gegen einen Meter an. Die meisten Alpenpässe mussten vorübergehend geschlossen werden. Tiefverschneite Bergregionen wie Braunwald im Glarnerland vermittelten einen hochwinterlichen Eindruck.


Starkniederschläge und Schmelzwasser verursachen Hochwasser

Bereits am 10. Oktober übernahmen milde und sehr feuchte Luftmassen subtropischen Ursprungs das Regime, welche am Alpennordhang Starkniederschläge auslösten. Die gefallenen Mengen von regional 60 mm innerhalb von weniger als 24 Stunden entsprechen einem Ereignis, welches nur alle rund 5 bis 10 Jahre zu erwarten ist. Gleichzeitig bewirkte die schnell auf über 3.000 m ü.M. ansteigende Nullgradgrenze eine intensive Schneeschmelze. Schließlich wälzten sich enorme Wassermassen zu Tal, und mancherorts kam es zu kritischen Hochwassersituationen. Insbesondere im Kandertal und im Lötschental verursachten Überschwemmungen und Erdrutsche beträchtliche Schäden.


Anhaltende Föhnlage mit Starkniederschlägen auf der Alpensüdseite

Auf das Hochwasser folgte ruhiges Herbstwetter mit viel Sonne in den Bergen und zunehmend Nebel in den Niederungen. Einen kurzen Unterbruch in diesem ruhigen Witterungsverlauf verursachte ein weiterer Polarlufteinbruch. Am 19. Oktober sank dabei die Schneefallgrenze in der Nordostschweiz teilweise unter 500 m.

Auf den Monatswechsel Oktober/November hin wurde der Föhn aktiv. Ein erster Schub erfolgte noch im Oktober mit kräftigen Stauregen im Tessin und bis 21 Grad in den Föhntälern im Norden. Eine lang anhaltende Föhnperiode mit kräftigem Dauerregen am Alpensüdhang stellte sich vom 3. bis zum 6 November ein. In der Region Simplon bis Monte Rosa fielen in diesen Tagen zwischen 80 und 230 mm Niederschlag, im Tessin waren es 150 bis 280 mm. Gravierende Schäden durch hochgehende Bäche und Flüsse blieben hier zum Glück aus. Schwer getroffen durch Hochwasserschäden wurde jedoch Norditalien und insbesondere die Region Genua.


Extreme Trockenheit im Norden

Während der Süden mit dem Föhn übermäßig Niederschlag erhielt, waren Teile der Alpennordseite fest im Griff einer anhaltenden Trockenheit. Als Folge permanenter Hochdruckbedingungen blieben Niederschläge ab dem 19. Oktober bis zum Novemberende insbesondere vom Wallis über die Zentralschweiz bis zum Bodensee praktisch gänzlich aus. In diesen Regionen erreichte der November 2011 verbreitet den absoluten Trockenheitsrekord mit gar keinem Niederschlag.


November-Temperaturrekord in den Bergen

In den Bergen herrschte über Wochen hinweg mildes und sehr sonniges Herbstwetter. Eine Schneedecke war bis in große Höhen nur spärlich oder gar nicht vorhanden. In Gipfellagen wurde der mildeste November seit Messbeginn 1864 registriert. Auf dem Säntis erreichte die November-Temperatur knapp 6 Grad über dem langjährigen Vergleichswert 1961-1990. Der bisherige Rekord bewegte sich hier um 4 Grad.


Herbstbilanz

Im landesweiten Durchschnitt lag die Herbsttemperatur 1.9 Grad über dem Normwert 1961-1990. Damit liegt der Herbst 2011 auf Rang 2 hinter dem alles überragenden Rekordherbst von 2006, welcher einen Temperaturüberschuss von knapp über 3 Grad brachte. In Gipfellagen lieferte der diesjährige Herbst mit einem Überschuss von rund 3 Grad praktisch dieselben Werte wie der bisherige Rekord-Herbst 2006. Die Niederschläge erreichten vor allem nördlich der Alpen nur 40 bis 70 Prozent der normalen Herbstsummen.

50 bis 80 Prozent der normalen Herbstniederschläge fielen in einem großen Teil des Wallis und entlang des Alpennordhangs, während Graubünden, die Alpensüdseite und die Walliser Südtäler 80 bis 100 Prozent erhielten. Die Sonnenscheindauer erreichte nördlich der Alpen verbreitet 110 bis 140 Prozent. Südlich der Alpen und im Wallis waren es 115 bis 130 Prozent der normalen Werte, während in den Alpen, im Jura und am Juranordfuss regional mit gegen 150 Prozent eine Sonnenscheindauer in Rekordnähe registriert wurde. Die letzten Novembertage werden darüber entscheiden, ob hier der bisherige Sonnenrekord übertroffen wird. (MeteoSchweiz)
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