01.11.2011 | 06:35:00 | ID: 11273 | Ressort: Umwelt | Klima

MeteoSchweiz: Klimabulletin Oktober 2011

Zürich (agrar-PR) - Der Oktober 2011 brachte im Landesdurchschnitt etwa 0.5 Grad wärmere Temperaturen als in der Normperiode 1961 bis 1990, wie aus den Daten von MeteoSchweiz hervorgeht.
In weiten Teilen der Schweiz blieben die Niederschlagssummen unterdurchschnittlich, insbesondere im Tessin sowie im Westen und in Teilen des Wallis. Am Alpennordhang und in Nordbünden zeigte sich der Oktober hingegen nass, in der Region Davos sogar extrem nass. Dennoch bescherte der Monat allen Landesteilen eine überdurchschnittliche Sonnenscheindauer. Die größten Überschüsse verzeichnete der Westen, einzelne Föhngebiete sowie die Südspitze der Schweiz.


Goldenes Herbstwetter in den ersten Oktobertagen

Das warme und sonnige Herbstwetter des Vormonats hielt auch in den ersten sechs Oktobertagen an. Nach wie vor wurden in den Niederungen Höchsttemperaturen von 20 bis 24 Grad gemessen. Im Zentralwalllis und in den Niederungen im Tessin wurden sogar sommerliche Temperaturen über 25 Grad festgestellt. Auch die Station Basel-Binningen registrierte am 4. Oktober mit 25 Grad einen Sommertag. Die Wärme wurde im Flachland der Alpennordseite indessen durch regional zähen Nebel gedämpft. In mittleren Höhenlagen wurden nur geringfügig tiefere Höchsttemperaturen gemessen als in den Niederungen. Die Nullgradgrenze stieg gebietsweise bis gegen 4.000 m. Im Wallis und Engadin wurden bis in Höhen von 1.800 m über 20 Grad gemessen. Insgesamt waren die ersten 6 Oktobertage in den Hang- und Gipfelregionen und in den Niederungen der Südschweiz 4 bis 6 Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt.


Starkschneefall und nachfolgendes Hochwasser

In der Nacht zum 7. Oktober wurde der Alpenraum aus Nordwesten von Polarluft erfasst. Im Norden brachte dies einen empfindlichen Temperaturrückgang, wonach am 7. Oktober noch maximal 10 bis 14 Grad erreicht wurden. Am 8. Oktober herrschten garstige Wetterverhältnisse. In den Alpen gab es gebietsweise massive Schneefälle bis in Lagen unter 1000 m, im Glarnerland sogar bis auf 600 m hinunter. Auch im Flachland bewegten sich die Temperaturen mit 5 bis 10 Grad im spätherbstlichen Bereich, welche zudem nass-kalt empfunden wurden, weil es auch wiederholt in Strömen regnete. In den höheren Lagen der Zentralalpen, am östlichen Alpennordhang und in Graubünden fielen bis am Morgen des 9. Oktober verbreitet mehr als 50 cm Neuschnee. Die meisten Alpenpässe wurden geschlossen und auf Teilstrecken höher gelegener Bahnlinien gab es Betriebsunterbrüche.

In der darauf folgenden Nacht zum 10. Oktober erreichte dann sehr feuchte und milde Luft den Alpenraum. Ursprünglich stammte die Luft aus dem subtropischen Gebiet des Atlantiks südlich der Azoren. Sie saugte sich dort mit Feuchtigkeit voll und wurde dann zunächst nordwärts zu den Britischen Inseln verfrachtet, von wo sie mit starken nordwestlichen Höhenwinden zu den Alpen gelangte. Am Alpennordhang staute sich die Luft und wurde zur Hebung gezwungen, wodurch sich Unmengen an Wasser über diese Teile der Schweiz ergossen. Allein in den 18 Stunden bis am Mittag des 10. Oktober wurden hier gebietsweise mehr als 60 mm Niederschlag gemessen, insbesondere im Berner Oberland und in der Zentralschweiz. Die Niederschläge entsprachen in einigen Gebieten einem nur alle 5 bis 10 Jahre oder noch seltener zu erwartenden Ereignis.

Da die Nullgradgrenze rasch bis über 3.000 m anstieg, kamen auch noch große Wassermassen aus der intensiven Schneeschmelze dazu. Vielerorts führte dies zu kritischen Hochwassersituationen, und insbesondere im Kandertal kam es zu Überschwemmungen mit beträchtlichen Schäden. Bei Mitholz wurden die Geleise der Lötschbergbahn unter Wasser gesetzt und ein Straßentunnel verwandelte sich in einen reißenden Fluss. Insgesamt fielen am Alpennordhang vom Abend des 6. Oktober bis Mittag des 10. Oktober Regensummen von weit über 100 mm (Glarus 149 mm, Engelberg 139 mm, Elm 128 mm, Adelboden 118 mm, Grimsel 181 mm und Säntis 222 mm).


Südschweiz im Schutz der Alpen verschont

Auf der Alpensüdseite brachte die Störung in der Nacht zum 7. Oktober zwar ebenfalls Schauer und Gewitter, aber keine großen Niederschläge. Danach stellte sich eine Nordföhnsituation ein, die im Südtessin für ziemlich sonniges Wetter und Höchsttemperaturen um 18 Grad sorgte. Nach dem Eintreffen der milden Luftmassen wurden am 11. Oktober sogar wieder sommerliche Maxima bis 28 Grad gemessen.


Schnee bis in tiefe Lagen, dann Südföhn

Auch im Norden folgte auf das Hochwasser nochmals sonniges und mildes Herbstwetter mit Maxima von 17 bis 20 Grad am 11. Oktober. Um die Monatsmitte brachte dann die Bise merklich kältere Luft und im östlichen Mittelland ganztags Hochnebel. Hier blieben die Temperaturen nun unter der 10-Grad-Marke. Ein weiterer Polarlufteinbruch ließ am 19. Oktober die Schneefallgrenze in der Nordostschweiz nachmittags bis gegen 600 m sinken. Danach stellte sich wieder Hochdruckwetter mit viel Sonnenschein in den Bergen ein. Besonders im östlichen Mittelland und bald auch im Süden trat oft hartnäckiger Hochnebel oder Nebel auf. Die Temperaturen verharrten nun in den Niederungen beidseits der Alpen auf vorwinterlich tiefem Niveau mit morgendlichen Frösten.

In der letzten Oktoberwoche drehten die Winde aber auf Süd. Im Tessin gab es am 25. Oktober kräftige Stauregen, danach gewann die Sonne auch hier wieder die Oberhand. Die Temperaturen stiegen aber überall an, insbesondere in den Südföhntälern, wo der Föhn die Luft an einzelnen Tagen wieder auf 18 bis 21 Grad erwärmte.


Monatsbilanz

Der Oktober 2011 brachte in Gipfellagen, in den Südföhntälern, am Genfersee und auf der Alpensüdseite rund ein Grad mildere Temperaturen als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Etwas unterdurchschnittliche Temperaturen registrierten die Talschaften vom oberen Wallis über das Gotthardgebiet bis in den Kanton Graubünden. Im Jura, im Mittelland und im Wallis fiel weniger Niederschlag als im langjährigen Oktoberdurchschnitt.

Deutlich war das Defizit am Genfersee und vor allem im Tessin und Misox mit zum Teil weniger als der Hälfte der normalen Oktobermengen. Umgekehrt wurden am Alpennordhang und in der Region Davos verbreitet 150 bis 200 Prozent der Normalsummen registriert. Die Oktobersonne verwöhnte die Schweiz überdurchschnittlich. Im Westen und ganz im Süden wurden 130 bis 140 Prozent der Norm gemessen. Im Urner Reusstal und in der Region St. Gallen waren es gar knapp 150 Prozent der normalen Oktober-Besonnung. (MeteoSchweiz)
Pressemeldung Download: 
Agrar-Presseportal
Agrar-Presseportal
Postfach 131003
70068 Stuttgart
Deutschland
Telefon:  +49  0711  63379-810
E-Mail:  redaktion@agrar-presseportal.de
Web:  www.agrar-presseportal.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.