09.10.2013 | 17:55:00 | ID: 16208 | Ressort: Umwelt | Klima

Remmel: „Klimawandel trifft Städte in NRW schon heute empfindlich“

Düsseldorf (agrar-PR) - Neue Studie hat Auswirkungen des Klimawandels im Kölner Stadtgebiet analysiert und gibt Empfehlungen für den Umgang mit Hitzewellen und Starkregenereignissen.

Der Klimawandel wird die Städte in Nordrhein-Westfalen in Zukunft verstärkt in Hitzeinseln verwandeln. Das bestätigen die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Klimawandelgerechte Metropole Köln“, die heute das NRW-Umweltministerium vorgestellt hat. Die Studie zeigt unter anderem, dass die Temperaturen im verdichteten Kölner Stadtgebiet schon jetzt während Hitzeperioden um bis zu zehn Grad höher liegen als im weniger bebauten Umland und dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Zudem könnte sich die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad im Stadtgebiet bis Mitte des Jahrhunderts verdoppeln. Insbesondere bei temperatursensiblen Bevölkerungsgruppen – wie etwa älteren Menschen – könnte diese Entwicklung zu stärkeren Belastungen der Gesundheit und Einschränkungen der Lebensqualität führen.

 

„Der Klimawandel ist kein abstraktes Gebilde mehr. Er trifft jede und jeden von uns“, sagte Klimaschutzminister Johannes Remmel zu den Ergebnissen der Studie. „Nordrhein-Westfalen ist mit seinen Ballungsräumen und Städten ganz besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Der Klimawandel wird in Zukunft auch bei uns zu deutlich mehr Wetterextremen führen und sich auf die Lebensgrundlage von Menschen, Tieren und Pflanzen auswirken. Die Studie liefert daher wichtige Erkenntnisse, wie eine vorausschauende Stadtplanung den Folgen des Klimawandels begegnen muss.“

 

In dem im Jahr 2009 gestarteten Projekt „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ wurde Köln als größte Stadt in NRW auf Auswirkungen des Klimawandels untersucht. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und der Deutsche Wetterdienst (DWD) führten umfangreiche meteorologische Messungen im gesamten Kölner Stadtgebiet durch. Modellrechnungen in Kombination mit Projektionsdaten lieferten Ergebnisse zum städtischen Klima bis Mitte des Jahrhunderts. Ziel des Projektes war es, Art und Ausmaß künftiger klimatischer Veränderungen zu erfassen und Maßnahmen zur Anpassung zu entwickeln.

 

Die Studie legt dar, welche Bereiche in Köln besonders klimarelevant sind und gibt Hinweise auf – heute und zukünftig – besonders hitzebelastete Gebiete. Das hat zum Beispiel Relevanz für die Neuplanung von Einrichtungen für ältere Menschen. „Das Projekt zeigt, dass den Auswirkungen von Hitzebelastung und Starkniederschlägen entgegen gewirkt werden kann, wenn das Thema Klimawandel bereits heute bei städtischen Planungsprozessen berücksichtigt wird“, sagte Dr. Thomas Delschen, stellvertretender Präsident des LANUV.

 

Konkrete Lösungsvorschläge zeigt die Studie am Beispiel des Kölner „Großmarktgelände Raderberg“ auf: Maßnahmen – wie die Beschattung von Fassaden durch Bäume oder die klimatisch optimale Anlage von Grünflächen und Parks – könnten die Luftzufuhr auf dem Gelände verbessern und eine Überhitzung an heißen Tagen stellenweise deutlich reduzieren. Gründe für die städtischen Hitzeinseln sind unter anderem die Wärmespeicherung in Gebäuden, die fehlende Verdunstung von Pflanzen und die geringere Zufuhr von kühler Luft aus dem Umland. „Die Studie macht sehr deutlich, dass es immer wichtiger wird, auch der grünen Infrastruktur einer Stadt die notwendige Beachtung zu geben. Der hohe – auch ökonomische – Mehrwert für die Attraktivität der Städte oder das Gesundheitswesen fordert geradezu dazu auf, hier mehr zu tun“, betonte Klimaschutzminister Remmel.

 

Neben dem Aspekt Wärmebelastung stand auch die Untersuchung von Starkniederschlägen bei der Studie im Vordergrund. Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD, erklärte: „Die Erkenntnisse zur Veränderung von Starkniederschlagsereignissen im Klimawandel sind bisher noch deutlich unsicherer als im Bereich Temperatur und Wärmebelastung. Daher haben wir erstmalig flächendeckende Radar-Niederschlagsdaten verwendet, um die räumliche Struktur von Starkniederschlag in Köln besser verstehen zu können.

Die Auswertung von Projektionsdaten zeigt zudem, dass Starkniederschlagsereignisse in Köln bis Mitte des Jahrhunderts deutlich zunehmen können.“

 

Die Kölner Umwelt- und Sozialdezernentin Henriette Reker zog eine positive Bilanz des Projektes: „Wir finden es gut, dass wir durch die Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen und des Deutschen Wetterdienstes viele wertvolle Hinweise zur Bewältigung der Klimafolgen bekommen haben, um so auch in Zukunft die hohe Lebensqualität in unserer Stadt erhalten zu können. Neben der Erarbeitung einer an den Klimawandel angepassten Stadtentwicklung mit ihren vielfältigen Facetten steht auch die Fürsorge für die von künftig stärker ausgeprägten und länger anhaltenden Hitzewellen besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen stärker als bisher im Fokus.“ Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, sagte: „Maßnahmen zur Vorsorge und Risikominderung können nicht allein von den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, AöR, sondern nur gemeinsam mit der Stadt und den Grundstückseigentümern entwickelt werden. Das Projekt gibt uns wesentliche Grundlagen an die Hand, damit wir entsprechende Informationen und Beratungsangebote zur Verfügung stellen können.“

 

Nähere Informationen zum Projekt sowie den Abschlussbericht finden Sie

unter:

http://www.lanuv.nrw.de/klima/metropole.htm

 

Wie der Klimawandel unser Land verändert:

Das Landesumweltamt (LANUV) hat für seinen Fachbericht 27 „Klima und Klimawandel in Nordrhein-Westfalen“ die verfügbaren Temperatur- und Niederschlagsmessungen der vergangenen 100 Jahre für Nordrhein-Westfalen ausgewertet und kommt unter anderem zu folgenden Kernaussa­gen:

 

+ Vegetationszeit

Seit 1951 hat sich landesweit der Beginn der Vegetationszeit nach vorne verlagert. Zwischen 1951 und 2009 um etwa 16 Tage. 

 

+ Jahresverläufe

Für NRW ist festzustellen, dass sich der Beginn von Frühjahr und Herbst im Vergleich zur Klima-Normalperiode im Jahresverlauf inzwischen deutlich verschiebt. Während sich die Länge von Frühling und Sommer kaum ändert, nimmt die Länge des Herbstes um ca. 17 Tage besonders stark zu, die Länge des Winters nimmt um ca. 21 Tage ab.

 

+ Niederschläge

Veränderung des Jahresregimes des Niederschlags: im Sommer weniger, im Winter mehr Niederschläge.

 

+ Zunahme von Starkregentagen

Zunahme der Tendenz von Starkregentagen mit mehr als 20 Millimeter Niederschlag pro Tag, im Winterhalbjahr ist dies ausgeprägt signifikant. In den 2000er Jahren sind vermehrt lokale Starkregenereignisse aufge­treten, die in Siedlungsbereichen häufig zu Schäden geführt haben.

 

+ Bodenerosionen

Bodenerosionen durch Wasser verursachen in Nordrhein-Westfalen immer wieder Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen, an baulichen Anlagen und Verkehrseinrichtungen. Starkregen ist hauptverantwortlich für diese Erosionen. Von 1937 bis 2007 konnte für zehn Messstationen im Ruhrgebiet eine signifikante Zunahme der sommerlichen Regenerosivität von vier Prozent pro Dekade registriert werden. Zwischen 1973 und 2007 war eine deutliche, hoch signifikante Zunahme von 20 Prozent pro Dekade festzustellen.

 

+ Gewässertemperatur

Seit 1978 hat die mittlere Wassertemperatur des Rheins (Station

Kleve-Bimmen) um etwa 1,2 Grad zugenommen. 1998 wurden zum ersten Mal seit Beginn der Messungen maximale Wassertemperaturen von mehr als 25 Grad registriert, obwohl die Abwärmeeinleitungen in den Rhein das genehmigte Maß nicht überschritten haben.

Die Broschüre „Klimawandel in NRW – Wie das Klima NRW verändert“ finden Sie

hier: https://www.umwelt.nrw.de/klima/pdf/klimawandel_nrw.pdf

 

Das Web-Video zum Klimawandel in NRW finden Sie hier:

http://www.umwelt.nrw.de/klima/klima_clips/index.php

 

 

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