Die Eem-Warmzeit war die letzte Warmzeit vor der heutigen, immer
noch anhaltenden Warmzeit, dem Holozän. Sie begann vor etwa 126.000
Jahren, endete vor ca. 115.000 Jahren und ist nach dem Fluss Eem in den
Niederlanden benannt. Die darauf folgende Weichsel-Kaltzeit, die vor
etwa 15.000 Jahren endete, ist die bisher jüngste Kaltzeit. Auf dem
Höhepunkt der nach dem polnischen Fluss Weichsel benannten Kaltzeit
reichten die Gletscher vor etwa 21.000 Jahren bis südlich von Berlin
(Brandenburger Stadium).
Zur Rekonstruktion der Klimageschichte der Eem-Warmzeit untersuchten
die Forscher Seesedimente, da sich am Boden von Gewässern durch
Ablagerungen im Laufe vieler Jahre ein Klimaarchiv ansammeln kann. Die
Proben stammten von damals existierenden und später verlandeten Seen,
aufgeschlossen in den ehemaligen Tagebauen Gröbern bei Bitterfeld,
Neumark-Nord im Geiseltal bei Merseburg und Klinge bei Cottbus und bei
dem Ort Ples am Oberlauf der Wolga, etwa 400 Kilometer nordöstlich von
Moskau. Gröbern in Sachsen-Anhalt gilt unter Experten inzwischen als
einer der am besten untersuchten Orte für die Klimageschichte der
Eem-Warmzeit in Deutschland. Neben Pollenkonzentrationen analysierten
die Forscher auch den Gehalt und die Verhältnisse stabiler Isotope des
Kohlenstoffs (13C/12C) und des Sauerstoffs (18O/16O)
von Karbonaten und organischen Bestandteilen aus den unterschiedlich
alten Sedimentschichten, da diese Rückschlüsse auf die Entwicklung der
Vegetation und des Klima erlauben.
Die Ergebnisse zeigen einen zu Beginn und am Ende des Eems
schwankenden, aber in der überwiegenden Zeit relativ stabilen
Klimaverlauf. "Die beobachtete Instabilität mit dem nachweislichen
Auftreten von kurzen Erwärmungsphasen während des Übergangs von der
vorigen Warm- zur letzten Kaltzeit könnte, sorgfältig betrachtet, eine
allgemeine natürliche Eigenschaft solcher Übergangsphasen sein",
schlussfolgert Dr. Tatjana Böttger (UFZ), die die Sedimentprofile im
Hallenser Isotopenlabor des UFZ analysiert hat. "Detaillierte Studien
dieser Phänomene sind für das Verstehen der momentanen, kontrovers
diskutierten Klimatrends wichtig, um den menschlichen Anteil am
Klimawandel sicherer zu bestimmen", erläutert Dr. habil. Frank W. Junge
von der SAW.
Durch Rekonstruktionen der Klimageschichte ist bekannt, dass
Warmzeiten in der jüngsten Erdgeschichte nur etwa alle rund 100.000
Jahre auftraten und im Schnitt etwa rund 10.000 Jahre andauerten. Die
jüngste Warmzeit - das Holozän - dauert bereits mehr als 10.000 Jahre
an und hatte ihren bisherigen Höhepunkt bereits vor etwa 6000 Jahren
erreicht. Aus klimageschichtlicher Sicht befinden wir uns heute am Ende
des Holozäns und es wäre also in einigen Tausend Jahren eine Abkühlung
zu erwarten, wenn es den menschlichen Einfluss auf die Atmosphäre und
die daraus resultierende globale Erwärmung nicht gegeben hätte.
Tilo Arnhold