Frankfurt (agrar-PR) -
Neueste WWF-Daten: Entwaldung ungebremst Die Entwaldung auf Borneo und Sumatra, zwei der
wichtigsten Regenwaldgebiete der Erde, schreitet ungebremst voran. Das
ist das Ergebnis einer aktuellen Bestandsaufnahme, deren Ergebnisse der
WWF heute vorgelegt hat. Wenn die Entwaldung so fortschreitet, werden
die Tieflandregenwälder auf beiden Inseln bis zum Jahr 2020 zerstört
sein. Die Daten basieren auf Satellitenbildauswertungen der letzten
Jahre und sind international die aktuellsten, die in Bezug auf Sumatra
und Borneo vorliegen. Die größte Bedrohung ist mittlerweile die
Umwandlung der Wälder in Plantagen aus Ölpalme und schnell wachsenden
Baumarten (Akazie, Eukalyptus) für die Zellstofferzeugung. Ein Großteil
der Produkte, für die in Indonesien Regenwald zerstört wird, wird für
die Industrieländer produziert.
„Die neuesten Zahlen machen unmissverständlich
deutlich, dass die Situation auf Borneo und Sumatra hoch dramatisch
ist“, so WWF-Tropenwaldexperte Markus Radday. „Wenn dem Kahlschlag
nicht Einhalt geboten wird, werden innerhalb einer Generation Wälder
mit globaler Bedeutung für den Klimaschutz und einer faszinierenden
Artenvielfalt zerstört sein. Für den Orang-Utan beispielsweise gibt es
dann kaum noch eine Überlebenschance in freier Wildbahn.“
Von den ursprünglichen Waldgebieten Borneos, die
einst 95 Prozent der Insel bedeckten, sind inzwischen nur noch 50
Prozent übrig geblieben. Zwischen 2003 und 2007 verlor Borneo jedes
Jahr im Schnitt 1,15 Millionen Hektar Wald. Damit blieb die Entwaldung
auf Borneo auf dem dramatischen Niveau, das sich Ende der 90er Jahre
eingestellt hatte. Auch für Sumatra sind die Zahlen erschreckend. Im
Zeitraum von 1985 bis 2007 verlor die Insel rund die Hälfte ihrer
Waldflächen. In jedem dieser Jahre wurden durchschnittlich 550 Tausend
Hektar entwaldet. Das bedeutet, dass in den letzten zwei Jahrzehnten in
jeder einzelnen Stunde ein Wald von der Größe von 88 Fußballfeldern
verschwunden ist. Der tropische Tieflandwald ist der am stärksten
bedrohte Hauptwaldtyp der Insel. Nur noch 20 Prozent seiner
ursprünglichen Ausdehnung sind heute noch übrig.
Ohne die Arbeit der Naturschutzorganisationen vor
Ort wäre die Entwaldung Borneos und Sumatras noch weiter
fortgeschritten, wie das Beispiel des „Heart of Borneo“ Gebietes zeigt.
Im Innern der Insel entsteht auf WWF-Initiative ein rund 220.000
Quadratkilometer großes Netzwerk aus Schutzzonen und nachhaltig
genutzten Wäldern. Das entspricht nahezu der Fläche Großbritanniens.
Die Entwaldung in diesem Gebiet beträgt nur einen Bruchteil der in den
küstennahen Zonen festgestellten Zerstörung.
Besorgniserregend ist die Tatsache, dass Borneo und
Sumatra weltweit die Regionen mit den größten tropischen
Torfmoorwäldern sind. Diese wachsen auf mächtigen Torfschichten und
speichern ein Vielfaches der Menge an Kohlenstoff, die Regenwälder
speichern. Die Abholzung der Torfmoorwälder Indonesiens hätte fatale
Auswirkungen auf den Klimawandel. Die Torfmoorwälder Sumatras und
Borneos sind Kohlenstoffspeicher gigantischen Ausmaßes. Mit 3.000 –
6.000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern sie bis zu 50-mal so viel
Kohlenstoff wie eine gleich große Fläche Regenwaldes ohne Torfboden.
Sobald diese Wälder entwässert, verbrannt oder gerodet werden, wird der
Kohlenstoff aus den Böden in Form des Treibhausgases Kohlendioxid in
die Atmosphäre abgegeben. „Die Zerstörung der Torfmoorwälder ist in
Bezug auf den Klimawandel eine tickende Zeitbombe“, so Markus Radday.
„Werden sie abgeholzt, würden gigantische CO2-Reserven freigesetzt, die
kaum durch eine Reduktion in anderen Bereichen aufgefangen werden
könnten“.
Um die Entwaldung zu stoppen, fordert der WWF die
Ausweisung neuer Schutzgebiete und ein internationales Vorgehen zum
Schutz der Tropenwälder. Eines der wichtigsten Mittel wäre ein
internationaler Kompensationsmechanismus. Der WWF drängt deswegen auf
die schnelle Einigung auf ein Verfahren zur Entschädigung der großen
Waldnationen für den Erhalt ihrer Wälder im Rahmen des
REDD-Mechanismus. REDD („Reduced Emissions from deforestation and
forest degradation“) ist einer der zentralen Punkte des internationalen
Post 2012 Klimaschutzabkommens, das auf der Klimakonferenz in
Kopenhagen im Dezember ausgehandelt werden soll. Ziel ist, dass die
Industrieländer für die Erhaltung des Regenwaldes einen finanziellen
Beitrag leisten. Dieses Prinzip soll die CO2-Emissionen in tropischen
Ländern langfristig vermindern. Durch REDD sollen große Geldströme
fließen, wovon auch die lokale Bevölkerung profitieren wird.